Neuenmarkt — Rund 30 Interessierte trafen sich an der Umweltschule SchlöNZ zu einer fünfstündigen Fahrrad-Exkursion, organisiert vom Bund Naturschutz. Ziel waren die "Brennpunkte" der Energiewende rund um Neuenmarkt.
Die erste Station erreichte die Gruppe bereits nach wenigen Minuten am Wasserkraftwerk Eichmühle, das mit zwei Francisturbinen zu je 30 kW CO2-freie elektrische Energie rund um die Uhr produziert. Spannend gestaltete sich die Diskussion um den Nutzen der neu gebauten Fischtreppe und den Konflikt zwischen Anglern und "Strommüllern".
Weiter ging die Tour über Himmelkron nach Neuenmakt zu einer der ersten Freiflächenphotovoltaikanlagen in Oberfranken und zur Biogasanlage, die mit ihrer Abwärme einige Großabnehmer und Haushalte in Neuenmarkt versorgt. Ergänzt wird die Wärmeproduktion von einer Biomasseheizung, die zu Spitzenzeiten fehlende Kapazitäten nachliefert.
Die technischen Aspekte des Nahwärmekonzepts erläuterte Roland Fischer, und auf die Schwierigkeiten bei der Realisierung ging Karl Pöhlmann aus Neuenmarkt ein.
Mit dem Fahrrad zum Windrad In See wurde die Gruppe von Landwirt Friedrich Beierlein empfangen, der seine Biogasanlage vorstellte und auf die Hürden hinwies, die die Bundesregierung den Bioenergieproduzenten in den Weg legte.
Auf der Anhöhe bei der Pappelallee, auch "Toskana" genannt, genossen die Radler den Blick auf die Fränkische Linie mit den Windrädern bei Sessenreuth und die ehemalige Vorrangfläche Nr. 80 für Windkraft bei Hegnabrunn. Christian Fichtl von den Freien Wählern in Neuenmarkt berichtete, wie es zur Ablehnung der Vorrangfläche durch den Planungsverband kam: "Zuerst waren alle in Neuenmarkt davon begeistert, ein eigenes Windrad zu haben, das als Bürgerprojekt entstehen sollte.
Dann gab es aber Widerstand einzelner, der so massiv wurde, dass das Projekt starb."
Das sei sehr bedauerlich, ergänzte Wolfgang Schenker vom Bund Naturschutz, zumal die Windkraft von allen erneuerbaren Energien den geringsten Flächenbedarf bei gleichzeitig den geringsten Umweltauswirkungen und dem größten Potenzial habe. "Eine Energiewende ohne Windkraft funktioniert nicht", mahnte Schenker und fügte hinzu: "Die Staatsregierung ist dem ,windigen' Protest auf den Leim gegangen und blockiert mit der 10 H Regel den selbst geforderten Ausbau der Windkraft in Bayern".
Von Steinen und Hürden Dass man beim Bau von Windkraftanlagen große Hürden überwinden muss, konnte auch Bürgermeister Hermann Anselstetter (SPD) aus Wirsberg berichten: "Die Bürokraten und die Eon haben uns beim Bau der drei Windräder in Sessenreuth alle Steine in den Weg gelegt, die sie finden
konnten. Aber nun stehen sie und liefern zwölf Millionen kWh im Jahr, mehr Strom, als Wirsberg je verbrauchen kann".
Dieses Bild von Steinen und Hürden, die den Erneuerbaren in den Weg gelegt werden, verdeutlichte zum Abschluss der Energietour in Schlömen auch Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern bei seinem Vortrag über das Energienutzungskonzept der ILE-Gemeinden. Aus deren Datenerhebung ergibt sich, dass das Potential der regenerativen Energien für die Stromversorgung bei weitem ausreiche.
Nicht ganz so einfach wird es sein, den Wärmebedarf mit Sonne, Wind und Wasser zu decken. "Wir müssen dringend ran ans Energiesparen", so Markus Ruckdeschel.
"Mit wenigen Maßnahmen lässt sich der Wärmeverlust in einem Haus aus den siebziger Jahren um bis zu 70 Prozent reduzieren", führte Ruckdeschel aus und ergänzte: "über Fördermittel der KfW und die eingesparten Heizkosten rechnet sich die Investition in die Zukunft auf jeden Fall."
red