von unserem Mitarbeiter stephan herbert fuchs Bayreuth — In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie steht Anfang 2016 eine neue Tarifrunde an. Höchste Zeit für die Arbeitgebe...
von unserem Mitarbeiter
stephan herbert fuchs
Bayreuth — In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie steht Anfang 2016 eine neue Tarifrunde an. Höchste Zeit für die Arbeitgeber, zusammenzurücken und schon mal die Fronten abzustecken. Bei einer Veranstaltung in Bayreuth sprachen sich am Montagabend Vertreter der Metall- und Elektroarbeitgeber für eine moderate Lohnpolitik und wettbewerbsfähige Tarifverträge aus. Bayernweit verzeichnet die Metall- und Elektroindustrie über 800 000 Beschäftigte, in Oberfranken sind es rund 55 000. Bei der zurückliegenden Tarifrunde hatten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber vor knapp einem Jahr auf 3,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt einigen können.
Auch die Altersteilzeit wurde aufrechterhalten und ein Bildungstarifvertrag eingeführt.
"Wir brauchen verantwortungsvolle Tarifabschlüsse", sagte Thomas Kaeser, Vorsitzender im Verband der Metall- und Elektroindustrie für die Region Oberfranken-West. Dies bedeute eine produktionsorientierte Lohnpolitik und mehr Flexibilität, um eine höhere Produktivität zu erreichen. Konkret heißt dies unter anderem: "Nur was zusätzlich erwirtschaftet wird, kann auch verteilt werden." Dies bedeute aber auch, dass Zeitarbeit nicht eingeschränkt, sondern eher ausgebaut werden soll.
Das Schreckgespenst
Das Schreckgespenst, das die Arbeitgeber an die Wand malen, heißt Internationalisierung. Investitionen im Inland würden geringer, Investitionen im Ausland nähmen dagegen zu. "Die Musik für unsere Unternehmen spielt im Ausland", sagte Kaeser.
Die Verlagerung von Wertschöpfung ins Ausland setze sich kontinuierlich fort, und das schleichend. Investitionen im Inland blieben dagegen aus. Für Kaeser liegt der Grund dafür auf der Hand: die Entgeltentwicklung soll daran schuld sein. Auf Dauer könne das nicht gut gehen, deshalb die Forderung nach moderater Lohnpolitik.
Was die Arbeitgeber noch stört, ist die Gewerkschaftsforderung nach qualitativen Themen in der Tarifpolitik. "Eine solche Überfrachtung der Tarifverträge wollen wir nicht", sagte Kaeser und meinte vor allem die Einführung des Bildungstarifvertrages. "Das hätte man nicht gebraucht", so vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Bei derartigen Themen laute die klare Linie des Verbandes: "So wenig Tarifvertrag wie möglich, so viel wie nötig."
Michael Grömling, Leiter der Forschungsgruppe Konjunktur beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln rechnet für das kommende Jahr nicht mit großen Veränderungen in der Metall- und Elektroindustrie. Der Auftragseingang werde auf hohem Niveau bleiben, die Kapazitätsauslastung werde durchschnittlich sein, Produktions- und Exporterwartungen seien dagegen eher gedämpft.
Deutschland könne sich im überschaubaren moderaten Umfeld noch immer gut behaupten, sagte Grömling. Dies liege vor allem am immer noch zunehmenden Außenhandel. Beängstigender werde allerdings der Blick auf die Investitionstätigkeit. Hier sei bei vielen Unternehmen Zurückhaltung angesagt. Getragen werde die Konjunktur derzeit vom privaten Konsum. Hier steuere das günstige Zinsumfeld genauso viel bei, wie der niedrige Ölpreis oder die Wechselkurse. Das alles könne aber auch schnell kippen.