Pandemie-Regeln lassen keine öffentlichen Laternen-Umzüge zu, doch an der Tradition halten Kindergärten im Landkreis fest und finden sogar neue Ansätze rund ums Teilen.
Eckehard Kiesewetter Rabimmel, rabammel, rabum: Wohl jeder kennt den Refrain dieses Kinderliedes - wenn nicht aus eigenen Kindertagen, dann zumindest von den Gesängen der Kinder oder Enkel. Am 11.11., dem Martinstag, ist es soweit. Dann heißt es wieder: "Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir."
Doch das Lichtermeer zu Martins Ehr, wie es die zweite Liedstrophe besingt, wird in diesem Jahr ausbleiben. Corona, Sie wissen schon! Öffentliche Martinsumzüge mit Brezeln teilen und womöglich Martinsspiel und berittenem Heiligen wird es nicht geben. Die Bevölkerung muss darben, ein weiteres Stück Brauchtum fällt im Pandemiejahr 2020 Verboten zum Opfer.
Manche Kindergärten haben zwar das Laternenbasteln im Programm, ihre Martinsfeiern aber abgesagt. Die Eltern sind dann aufgefordert, mit den Kindern einen Privat-Lichter-Umzug auszurichten.
So wird's intensiver
Die meisten Kindergärten haben sich - wie eine kleine FT-Umfrage zeigt - Alternativen ausgedacht, denn thematisiert wird der Gedenktag überall. "Es ist einer der Höhepunkte im kirchlich geprägten Kindergarten-Jahreskreis", sagt Birgit Braun. Sie leitet den Caritas-Kindergarten in Sand, den einzigen im Landkreis, der den Heiligen Martin im Namen trägt.
Im vergangenen Jahr hatten die Väter an einem geselligen Nachmittag die Laternen gebastelt. Diesmal haben die Erzieherinnen den Kindern Bastelsets mit nach Hause gegeben, als Mama-Papa-Kind-Arbeit. Am Nachmittag des 11. Novembers soll gruppenweise ein Mini-Umzug durch den Garten der Einrichtung stattfinden und Pastoralreferent Norbert Zettelmeier wird einen Wortgottesdienst mit den Mädchen und Buben feiern.
Ähnlich handhaben es Constanze Schemberg und ihr Team in der Kita "Wunderland" in Ebern. Die Einrichtung der Rummelsberger Anstalten ist seit September in Betrieb und wartet bis heute auf ihre offizielle Eröffnung. "Klar hätten wir gerne eine schöne Einweihung gemacht", sagt die Leiterin. "Aber wegen Corona müssen wir eben andere Wege gehen."
Das gilt auch für den Martinstag, den man ohne die Eltern hausintern begehen wird. Klar, Laternen gehören dazu, ein Gottesdienst mit den Pfarrern Bernd Grosser und Rudolf Theiler, und die Kinder backen Martinsgänse, um sie untereinander zu teilen. "Das wird ein besonderer Tag für die Kinder", ist Constanze Schemberg überzeugt, "auch ohne Eltern". Einerseits sei deren Fehlen schade, andererseits werde das Fest dann intensiver für die Kinder.
Im Prölsdorfer Kindergarten wird der Turnraum für einen Laternenumzug abgedunkelt. "Keine Ahnung, wie die Laternen aussehen", sagt Nadine Diroll, die Vorsitzende des Kindergartenvereins. Ihre Kinder Bastian (fast sechs) und Marie (fast drei Jahre) halten ganz still, auch auf Nachfrage, denn es soll eine Überraschungslaterne werden.
Weil Nadine Diroll und all die anderen Eltern neugierig sind auf die Feier ihrer Kinder, wird alles auf Video aufgezeichnet und den Familien via Internet-Link zur Verfügung gestellt. "Eine tolle Idee", findet die zweifache Mutter. Bastian und Marie freuen sich schon riesig. Die Prölsdorfer Kinder werden ihre Laternen danach daheim in die Fenster hängen, wie es die Aktion "Laternen-Fenster" bundesweit empfiehlt. Weil die Umzüge ausfallen, sollen die erhellten Fenster allen Menschen Licht ins Leben bringen.
Lichter teilen
Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" lädt dazu ein, gerade diesen Martinstag zu einem besonderen Fest zu machen, indem Kinder zwei Laternen basteln: eine zusätzliche für jemanden, mit dem sie ihr Licht teilen wollen. Auch könne eine Kindergartengruppe gemeinsam Laternen basteln, um sie zum Seniorenheim oder zum Krankenhaus zu bringen.
"Lichterkinder" nennen Krippe und Kindergarten in Untersteinbach ihre Aktion, mit der sie den Dorfbewohnern ein besonderes Geschenk in einer besonderen Zeit bereiten wollen. "Kleine Botschaften an selbst gebastelten Laternen sollen den Menschen signalisieren, dass wir vieles auf verschiedenen Wegen teilen können und füreinander da sind", erklärt Erzieherin Diana Estenfelder. Die Laternen mit Aufschriften wie "Wir können Liebe teilen", "Hoffnung" oder "Bleibt gesund" sind in Geschäften, beim Arzt, in der Kirche oder an der Tankstelle zu sehen.
In Reckendorf, wo die Johanniter Träger der "Kinderinsel" sind, kommt "Sankt Martin in der Tüte" daher. Dort hat man Tüten mit der Bastelanleitung für eine Laterne, einem Punschrezept und einem Liedblatt gepackt, welche sich Familien aus der Gemeinde kontaktlos am Kindergarten abholen konnten.
Dann gibt es natürlich auch digitale Lösungen: So können unter dem Hashtag #stmartin2020 Bilder und Videos geteilt werden. Als Motive sind Laternen, Lichterfenster, Feiern, erleuchtete Straßen oder sonstige "Lichtblicke" denkbar.