Macht der Arbeitsplatzverlust krank?

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Zahlreiche Studien legen nahe, dass Arbeitsplatzverluste und Arbeitslosigkeit zu einer schlechteren Gesundheit führen. Soziologen der Universität Bamberg greifen diese Forschung nun auf und fragen: Ha...

Zahlreiche Studien legen nahe, dass Arbeitsplatzverluste und Arbeitslosigkeit zu einer schlechteren Gesundheit führen. Soziologen der Universität Bamberg greifen diese Forschung nun auf und fragen: Hat der Verlust des Arbeitsplatzes auch dann noch Auswirkungen auf die Gesundheit, wenn er schon Jahrzehnte zurückliegt und gegebenenfalls anschließend weitere Anstellungen folgten?

Jonas Voßemer und Prof. Michael Gebel vom Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Methoden der empirischen Sozialforschung, an der Uni Bamberg zeigen in einer aktuellen Studie: Der unfreiwillige Verlust des Arbeitsplatzes in einer frühen Phase des Berufslebens beeinträchtigt die Gesundheit langfristig. Mehr als 30 Jahre später lassen sich noch Auswirkungen auf die Gesundheit ausmachen, die auf diesen Bruch in der Biografie zurückzuführen sind.

Die Analysen, die Voßemer und Gebel gemeinsam mit Olena Nizalova von der University of Kent in England und Olga Nikolaieva von der ukrainischen Kyiv School of Economics durchführten, zeigen laut der Pressemitteilung der Hochschule: Personen, die ihre Stelle in den ersten zehn Jahren ihres Berufslebens unfreiwillig verloren haben, gaben mit einer im Mittel sechs Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit bei der Befragung an, einen mittelmäßigen oder schlechten Gesundheitszustand zu haben als Personen, die in dieser Phase keinen Arbeitsplatzverlust erfuhren, aber ansonsten vergleichbare Eigenschaften hatten. Die Forscher konnten außerdem zeigen, dass dies sowohl für Arbeitnehmer gilt, die entlassen wurden, als auch für diejenigen, deren Betrieb schloss.

Welche Schlussfolgerung lassen die Ergebnisse zu? Voßemer sagt: "Arbeitsplatzverluste und Arbeitslosigkeit haben nicht nur finanzielle Konsequenzen. Unsere Studie deutet außerdem darauf hin, dass diese Folgen lange weiterbestehen können." Diese Ergebnisse, falls sie in weiterer Forschung bestätigt werden, legen nahe, dass die Politik in ihrer Abschätzung der Kosten von Arbeitsplatzverlusten und Arbeitslosigkeit sowohl die gesundheitlichen Folgen als auch deren Dauerhaftigkeit berücksichtigen sollte. red