Lärm belastet Lehrer und Schüler

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Mangelhafte Schallisolierung in bayerischen Schulen sind schon seit Jahren ein großes Thema. Die Ergebnisse sind eindeutig: Der Lärm gehört ganz wesentlich ...

Mangelhafte Schallisolierung in bayerischen Schulen sind schon seit Jahren ein großes Thema. Die Ergebnisse sind eindeutig: Der Lärm gehört ganz wesentlich zum Bereich Lehrergesundheit, habe aber leider ein stiefmütterliches Dasein, betonte die Leiterin der Fachgruppe Förderschulen, Sabine Siegelin, Lehrerin am Förderzentrum Kronach.
Sonderschulrektorin Ulrike Arndt freute sich, dass die Veranstaltung in ihrer Schule in Bamberg stattfand. Schlechte Akustik an Schulen und Kindertageseinrichtungen lässt oft großen und unnötigen Lärm entstehen. Die Schaffung guter akustischer Bedingungen in allen allgemeinbildenden Schulen müsse das Ziel sein, verlangten Hörgeschädigtenpädagogin Ulrike Giradet und Diplomingenieur mit Schwerpunkt Schallschutz, Peter Hammelbacher, bei einer Fachveranstaltung zum "Tag gegen den Lärm" in der Von-Lerchenfeld-Schule" in Bamberg. Beide sind engagiert im "Arbeitskreis Lärm" des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen-Verbandes (BLLV) und waren auf Einladung der Fachgruppe Förderschulen Oberfranken gekommen.
Die Referenten erläutern praxisnah, wie eine gute Raumakustik beim Neubau oder bei der Generalsanierung verwirklicht werden kann und wie sich das auf das Lernen und das Sozialverhalten auswirkt. Den Teilnehmern wurde gleich deutlich, dass an dieser Schule einiges nicht stimmt. Die leise sprechenden Lehrer und Vortragenden waren seltsam klar zu hören, einzig eine Amsel "störte" das Geschehen. Für Lehrer an herkömmlichen Schulen eine fast verunsichernde Situation. Wo bleiben die akustischen Störungen? Das fragte sich der "normale" lärmgeplagte Lehrer. Warum entsteht hier keine Unruhe? "Gute Akustik macht Schule" - der Titel der Veranstaltung wurde deutlich wahrnehmbar.


Grenzwerte

Hörgeschädigtenpädagogin Giradet berichtete von Lärmwerten bis 105 Dezibel (dB). Bei so großen Lautstärken reagiere der Körper auch vegetativ. Schnell wechselte ein Kind wegen schlechter Bedingungen an das Hörgeschädigtenzentrum. "Der Junge hätte es an der Regelschule sehr gut schaffen können", aber nicht bei diesen Raumbedingungen. 55 dB sind der Grenzwert, der laut Arbeitsstättenverordnung nicht überschritten werden darf. Ab 80 dB müsse eigentlich ein Gehörschutz angeboten werden.
Diplomingenieur Peter Hammelbacher erklärte, dass Störlärm das Wort- und Sprachverständnis beeinträchtige. Wenn im entscheidenden Moment nicht klar gehört wird, könne das für ein lernendes Kind ein wesentlicher Rückschritt sein. Auf Kinder mit Hörstörungen, Spracherwerbsstörungen, mit Sehstörungen, mit Teilleistungsstörungen, kognitiven Einschränkungen sowie Schüler mit Deutsch als Zweitsprache wirkten sich akustisch schlechte Räume sehr negativ aus. Lärm mache auf Dauer auch aggressiv. "Schlechte Akustik wird einfach hingenommen", beklagte Hammelbacher.
An den Unterrichtsraum seien jede Menge Anforderungen zu stellen, die nicht so leicht unter einen Hut zu bekommen sind, erklärte Hammelbacher. Er verwies auf einen Film der ARD in der Reihe "Welt der Naturwunder" mit einem Experiment zur Arbeitsweltausstellung in Dortmund: zwei identische Klassenzimmer, nur eines ist speziell schallisoliert. Darin sind alle viel ruhiger.
Bei 25 Prozent waren schließlich auch die Leistungsergebnisse besser.
Mit einfachen Mitteln könne die Leistungsfähigkeit der Kinder erheblich verbessert werden.
Die Produkte gibt es längst auf dem Markt, seit die Großraumbüros in Mode geraten sind, betonte Schallschutzexperte Peter Hammelbacher. Das Ohr sei immer hellwach. Unser Alarmsystem reagiere mit der Ausschüttung von Stresshormonen, wenn Lärm auftritt. Das mache auf Dauer krank.
Neben Schülern leiden auch Lehrkräfte unter einem schlechten Schallschutz. Sie geraten in den Kampf- oder Fluchtmodus. Dagegen kann der Betroffene selbst nichts tun, weil die Hormone ausgeschüttet werden und es muss auch noch reagiert werden, nicht in diesem Kampfmodus zu bleiben. Ziel müsse es deshalb sein, bessere Bedingungen zu schaffen. rg