Konzept der "Gruppe 47" soll mit jungen Autoren weiterleben

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Gruppenaufnahme vor dem Gästehaus der Pulvermühle unter anderem mit Günther Grass (Mitte) Foto: Toni Richter
Gruppenaufnahme vor dem Gästehaus der Pulvermühle unter anderem mit Günther Grass (Mitte)  Foto: Toni Richter

Im Oktober werden es 50 Jahre, dass die "Gruppe 47" in der Pulvermühle zum letzten Mal nach altem Muster tagte. Die Stadt Waischenfeld erinnert mit einem Ju...

Im Oktober werden es 50 Jahre, dass die "Gruppe 47" in der Pulvermühle zum letzten Mal nach altem Muster tagte. Die Stadt Waischenfeld erinnert mit einem Jubiläumswochenende an diese Zeit.
Es war einmal ein Kreis Gleichgesinnter, die die Schrecken des Zweiten Weltkrieges möglichst schnell vergessen und ein neues Alltagsleben beginnen wollten. Da ihr gemeinsames Vorhaben 1947 begann, nannten sie sich "Gruppe 47".
Schauplatz war das Haus der Schriftstellerin Ilse Schneider-Lengyel am Bannwaldsee bei Füssen, wo im September ebenfalls eine Erinnerungsveranstaltung zur Gruppe 47 stattfinden wird. 20 Jahre später, 1967, traf sich die "Gruppe 47" in der Pulvermühle bei Waischenfeld zum letzten Mal nach altem Muster.
Mittlerweile gab es Studentenunruhen wegen Axel Springers Pressekonzentration, Gerüchte über die Auflösung der Gruppe, und es fehlte der Draht zu den Nachwuchsschriftstellern, wie einige "Altgediente" im Nachhinein feststellten.
50 Jahre danach: Es wäre schade, so der allgemeine öffentliche Tenor, würde die Gruppe der Nachkriegsschriftsteller mit bekannten Autoren wie Ingeborg Bachmann, Günther Grass, Martin Walser oder Heinrich Böll sang- und klanglos aus dem Gedächtnis verschwinden. Männer und Frauen, die das Nachkriegsdeutschland und den Aufbau der jungen Bundesrepublik geistig und politisch entscheidend mitgestaltet und geprägt haben.
In Erinnerung an die Tagung der "Gruppe 47" in der Pulvermühle im Oktober 1967 hat sich die Waischenfelder Stadtverwaltung entschlossen, ein Jubiläumswochenende ins Leben zu rufen, an dem noch lebende Mitglieder der "Gruppe 47" mit jungen Schriftstellerkollegen in der Öffentlichkeit zusammenkommen, um zu lesen und zu diskutieren. Damit soll der Allgemeinheit gezeigt werden, dass der Geist und das Vermächtnis der damaligen Autoren auch heute noch lebendig und aktuell sind.
Vom 14. bis 15. Oktober wird der offizielle Teil der Jubiläumsveranstaltung 50 Jahre Tagung der "Gruppe 47" in der Pulvermühle in und um Waischenfeld stattfinden. Aktionsmittelpunkt werden neben der Pulvermühle der Fraunhofer-Forschungscampus und die Burg in Waischenfeld sein. Hoch über dem Ort thronend, beherbergt sie ein stilvolles, gemütliches Ambiente und bietet schöne Ausblicke in die umgebende Natur.
Hier sollen eine Ausstellung zur "Gruppe 47" aufgebaut und ein Film von Andy Ammer (SWR) gezeigt werden. Geplant sind außerdem 20 bis 30 Lesungen und Autorengespräche sowie Podiumsdiskussionen mit Autoren und Zeitzeugen.
Zusagen aus dem Kreis der "Gruppe 47" liegen unter anderem von Jürgen Becker, Friedrich Christian Delius, Hans Magnus Enzensberger, Michael Krüger, Barbara Frischmuth, Elisabeth Plessen, Inge Jens, Manfred Hein, Günther Herburger und Hans Christoph Buch vor. An jungen Autoren haben Zehra Cirak, Simon Strauß und Nora Bossong schon zugesagt.
Karla Fohrbeck, die frühere Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, hat im Auftrag der Stadt Waischenfeld die Koordination und Programmgestaltung des Jubiläums übernommen, das vor allem eines erreichen soll: eine nachhaltige und dauerhafte Literaturveranstaltung ins Leben zu rufen, die eventuell sogar in ein Literaturfestival mit einem Literaturpreis münden kann.
Ab 20. September wird es unter www.gruppe47.de eine Homepage zum Thema geben. red