Eigentlich sollte die Dorferneuerung bald starten. Doch daraus wird erst einmal nichts.
Erst ist die Sanierung und Rettung der historischen Kanäle dran, dann die Dorferneuerung, wie Bürgermeister Andreas Hügerich im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Bürgerversammlung am Montag im Konventbau erklärte. Dazu waren zahlreiche Bürger gekommen.
Eine erste Voruntersuchung brachte massive Schäden an der unterirdischen Anlage aus Klosterzeiten zu Tage. Doch was passiert da, im Untergrund von
Klosterlangheim? Eine Antwort darauf versuchte Bernhard Häck vom Landesamt für Denkmalpflege zu geben. Was der Experte zu berichten wusste, hat manchen Klosterlangheimer doch sehr zu denken gegeben.
Heck ist zuständig für 31 000 Hohlräume in Bayern. Jeden Winter hat er mit zehn bis 15 Tagbrüchen zu tun, bei denen die Oberfläche über Hohlräumen wegbricht. Davon gab es in diesem Winter allein drei in der Stadt Hof. Auch in Klosterlangheim hält Heck einen Tagbruch für nicht ausgeschlossen. Wann es allerdings dazu kommt, kann auch er nicht vorhersagen. Eine erste Begehung fand im März letzten Jahres statt. Dabei stellte der Experte fest, dass der Verlauf der historischen Kanäle mit dem in den Jahren 1961 und 2001 erstellten Kartenmaterial nicht übereinstimmt. "Der tatsächliche Kanalverlauf ist ein anderer, als in den Jahren zuvor aufgenommen." Nicht nur, dass es Abweichungen vom Kartenmaterial gibt, einige Abschnitte der historischen Anlage wie beispielsweise Abzweigungen fehlen ganz, sind also erst gar nicht eingezeichnet. 2001 fand die letzte große Sanierung am Hauptkanal statt, bei der so einige Fehler gemacht wurden. Da wurden Seitenarme zugemauert, da etwas plombiert, dort etwas verfüllt. Fehler, die heute zu Problemen führen, die bereits über Tage sichtbar sind.
Augenfälligstes Beispiel ist das Heimatmuseum, bei dem sich nicht nur im Außenbereich durch Putzabplatzungen große Feuchtigkeitsschäden zeigen, sondern auch im Inneren des Gebäudes. Dort sind die Spuren auch im Obergeschoss sichtbar. Einen gefährlichen Schimmelpilz fand der Experte in einem historischen Wohngebäude. Die Ursache befindet sich im Untergrund. Dort wo bei der letzten Sanierung Seitenarme zugemauert oder gar verfüllt worden sind, kann das Wasser nicht mehr abgeleitet werden. Es steigt an die Oberfläche. Schäden im Untergrund hat der Experte auch am Bereich des Konventgebäudes festgestellt, den Versammlungsort der Bürgerversammlung und Sitz der Schule der Dorf- und Flurentwicklung. "Das Gebäude wurde zwar wunderschön renoviert, aber leider hat man den Untergrund vergessen", bedauerte der Experte.
Mit zum Teil nachdenklich stimmenden Aufnahmen belegte Häck seine Ausführungen. Noch sind nicht alle Problemfelder entdeckt, weiß niemand, was im Untergrund noch für Unwägbarkeiten lauern. Ungeklärt ist auch die Frage, wo sich noch weitere historische Kanäle befinden könnten, die bislang in keine der neueren Karten eingezeichnet sind. Geklärt werden muss auch eine "Vertiefung" im Gehweg im weiteren Umfeld des Brunnens. Ob darunter ein historischer Kanal verläuft, der einen Tagbruch verursacht haben könnte, oder ob es für die Vertiefung eine andere Erklärung gibt. Dies alles müssen weitergehende Untersuchungen klären.
Im Zuge der Begehung wurden 120 Kanalzuläufe gefunden. Die historischen Kanäle Klosterlangheims werden den Stadtrat auch in seiner Sitzung am kommenden Montag noch beschäftigen. Dann werden dem Stadtrat auch die Kosten für eine weitere Bestandsaufnahme vorliegen. Sicher ist nur, dass den Klosterlangheimern die Tempo-30-Beschränkung noch einige Zeit erhalten bleiben wird. Aktuell wird noch eine Tonnagenbeschränkung geprüft.
Die Stadt werde auf jeden Fall Förderanträge stellen, um mit der Katharinenkapelle und dem Heimatmuseum in den Genuss von Mitteln des Europäischen Programms zur Förderung des ländlichen Raumes (ELER) zu kommen, wie Bürgermeister Hügerich erklärte. Eine Voraussetzung dafür habe der Stadtrat mit der Genehmigung eines entsprechenden Bauantrags bereits Ende letzten Jahres erledigt. Die Initialzündung, sich überhaupt einmal im Untergrund der ehemaligen Klosteranlage umzuschauen, geht auf eine Initiative der Dorfgemeinschaft unter Johannes Gehringer zurück. Häck lobte das Engagement der Dorfgemeinschaft, die immer zur Stelle gewesen sei.