Junge Frauen schnuppern in die Arbeit der Laufer Mühle hinein

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Die sechs Mädchen aus der 10. Klasse des Ehrenbürggymnasiums haben ein zweitätiges Praktikum in der Laufer Mühle absolviert und tauschten untereinander ihre Erfahrungen aus. Foto: Pauline Lindner
Die sechs Mädchen aus der 10. Klasse des Ehrenbürggymnasiums haben ein zweitätiges Praktikum in der Laufer Mühle absolviert und tauschten untereinander ihre Erfahrungen aus. Foto: Pauline Lindner

von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner Adelsdorf — Alexandra Winkelmann und Charlotte Jost wollen ihren Schulkameradinnen Sinja Weßner, Lena Wohlfahrt, Yvonne Wieder und Lisa Sc...

von unserer Mitarbeiterin Pauline Lindner

Adelsdorf — Alexandra Winkelmann und Charlotte Jost wollen ihren Schulkameradinnen Sinja Weßner, Lena Wohlfahrt, Yvonne Wieder und Lisa Schotte aus der 10. Klasse des Ehrenbürggymnasiums zeigen, was sie in zwei Tagen gemacht haben. Alle sechs waren beim Sozialpraktikum in der Laufer Mühle, einer therapeutischen Einrichtung des Deutschen Ordens. Sie arbeiteten dort gemeinsam mit Menschen, die per Gerichtsbeschluss in Zwangstherapie wegen Suchtabhängigkeit sind.
"Wir können das Praktikum den nachfolgenden Klassen nur empfehlen. Vorurteile verschwinden, wenn man mit den Leuten zusammen ist", sagt Charlotte am Ende der zwei Tage.


Vorurteile werden abgebaut

Das sieht auch Michael Thiem so. Der Leiter der Laufer Mühle weiß aus 15 Jahren der Zusammenarbeit mit dem Forchheimer Gymnasium, dass die Schüler mit den klassischen Vorurteilen über Suchtabhängige kommen: Penner, die nichts verändern wollen und und und ... Aber er weiß auch: "In den zwei Tagen verändern sich die Bilder."
"Wir haben nur positive Erfahrungen gemacht", sagen alle sechs jungen Frauen übereinstimmend. Erstaunt sind sie gewesen, wie freundlich die Bewohner sind, dass sie offen reden, auch über ihre Vergangenheit. "Ich habe mit einem geredet, der freut sich jetzt schon auf Weihnachten, weil er dann bei seiner Familie seinen Hund wieder trifft", erzählt Jost.


Viele verschiedene Bereiche

"Ich habe mich für die Laufer Mühle entschieden, weil ein Praktikum in einem Kindergarten auch sonst möglich ist", erklärt Schotte. Ihr Berufswunsch: etwas mit Menschen. Jost denkt an ein Freiwilliges Soziales Jahr nach dem Abitur. Wohlfahrt war die zwei Tage in der Küche. Sie findet es klasse, dass alle Bewohner hier eine Station machen müssen. "Mir hat der Koch viel beigebracht, zum Beispiel Pizza", berichtet sie. Yvonne Wieder war in der Gärtnerei und Schotte in der Töpferei. Denn sie durften sich ihren Platz im Haus nach ihren persönlichen Interessen auswählen.
Besonders eilig hat es Weßner. Sie war in der Schreinerei und ist dabei, einen alten Schulstuhl aufzuhübschen. Abgeschliffen und grundiert ist er schon. Nun möchte sie die verbleibenden Stunden nutzen, um ein Blumen-Wiesen-Dekor aufzumalen. "Der ist schon verkauft", erzählt sie ihren Kolleginnen, weshalb sie möglichst schnell zurück an die Arbeit muss.
Freilich, die Abschlussbesprechung mit Thiem hat Vorrang. "Wir würden sie auch länger nehmen", sagt er lobend. Ihm geht es darum, dass junge Menschen "länger reinschnuppern können, dass sie den Alltag mitkriegen, nicht bloß bei einer Führung durchlaufen".
Trotz der kurzen Dauer des Praktikums ist er sich sicher, dass die Schüler danach ihr eigenes Bild von Suchtabhängigen kritisch betrachten. "Wie hat sich meine Einstellung verändert?", ist die Frage, die er ihnen mit auf den Weg gibt. Und: "Unser Leitspruch heißt ,Leben meistern'. Die Gymnasiasten sollen erfahren, dass das auch für sie gilt. Denn der Glaube an sich selbst ist die Voraussetzung, dass etwas gelingt."