Jugendamt im Stimmungstief

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Mehr Aufgaben und zu wenig Personal sind die Hauptsorgen des Fachbereiches Jugend und Familie des Landkreises Bamberg.

Aktuell erhalten Angehörige für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung Leistungen in unterschiedlichen Sozialsystemen. Dadurch entstehen in der Praxis oft Schnittstellenprobleme, die zu Lasten der Eltern und der Kinder gehen.
Daher soll mit der Verabschiedung des Reformpakets zum Ende der Legislaturperiode 2018 eine Zusammenführung der Leistungen für alle Kinder und Jugendliche unter dem Dach der Jugendhilfe vorgenommen werden. Mit der Übertragung dieser zusätzlichen Aufgaben auf die Jugendämter wird es, wie die Verwaltung jetzt dem Jugendausschuss mitteilte, zu einer wesentlichen Vergrößerung des Fachbereichs Jugend und Familie kommen mit allen Konsequenzen - wie mehr Budget und mehr Räumlichkeiten.


Dringender Handlungsbedarf

Und dies, obwohl bereits jetzt dringender Handlungsbedarf in der Personalsituation des Fachbereichs Jugend und Familie besteht. So fehle im Bereich Beistandschaft (damit ist die gesetzliche Vertretung eines Kindes gemeint) seit längerer Zeit mindestens eine halbe Vollzeitstelle. Im Bereich des Sozialen Dienstes fehlen nach aktuellen Bemessungen sogar 5,44 Vollzeitstellen.
Die Folgen in beiden Bereichen führt zu einer Überbelastung der Mitarbeiter. Zudem bestehe die Gefahr, dass es dadurch zu einer Fehleranfälligkeit kommen könnte, die gerade im Bereich des staatlichen Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung nicht zu tolerieren sei. Denn jeder einzelne Mitarbeiter des Sozialen Dienstes steht strafrechtlich in der Verantwortung für das ihm in seiner dienstlichen Tätigkeit übertragene Wohl von Kindern und Jugendlichen.
Angeheizt in der Öffentlichkeit wurde die Diskussion über die Personalausstattung auch durch die Verurteilung eines Sozialarbeiters im Landkreis Breisgau wegen des Todes eines Kindes. Allerdings, so gestehen die Verantwortlichen des Sozialen Dienstes im Landkreis Bamberg, sei auch hier die derzeitige Qualität nicht besser als die des in die Kritik geratenen Jugendamtes.


Sekretariat fehlt

Ferner bemängelte die Verwaltung bei den Ausschussmitgliedern das Fehlen eines Sekretariates für den Fachbereich. Denn, so beklagten viele Bürger: Viele der 47 Mitarbeiter seien nur schwer erreichbar. Zumal viele der Mitarbeiter etliche Außentermine oder Beratungstermine im Amt hätten, an denen sie telefonisch nicht erreichbar seien.
Sollte der Stellenbedarf 2017 nicht gedeckt werden, wird sich der Jugendhilfeausschuss mit Alternativlösungen wie Ausgliederung von Aufgaben oder eine bewusste Senkung des Standards befassen müssen.
"Wir dürfen es nicht soweit kommen lassen, dass ein Kind durch Unterbesetzung unserer Mitarbeiter zu Schaden kommt. Die Personalie ist allerdings eine politische Entscheidung, die letztendlich auch die Kollegen im Kreistag mit entscheiden müssen", betonte der stellvertretende Landrat und Vorsitzender des Jugendausschusses, Johann Pfister (BBL).