Ins Pfarrhaus ziehen bald Mönche ein

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Aus dem Altenkunstadter Pfarrhaus wird ein kleines Kloster. Kopfschmerzen bereitet der Gemeinde noch der Einbau einer barrierefreien öffentlichen Toilette. Die Planung sieht Kosten von 272 000 Euro vor, die die Gemeinde tragen soll. Das ist dem Gemeinderat zu teuer. Foto: Stephan Stöckel
Aus dem Altenkunstadter Pfarrhaus wird ein kleines Kloster. Kopfschmerzen bereitet der Gemeinde noch der Einbau einer barrierefreien öffentlichen Toilette. Die Planung sieht Kosten von 272 000 Euro vor, die die Gemeinde tragen soll. Das ist dem Gemeinderat zu teuer.  Foto: Stephan Stöckel

Planung   Zuerst muss das denkmalgeschützte Gebäude für eine Million Euro umgebaut werden, die Kosten werden aufgeteilt.

von unserem Mitarbeiter Stephan stöckel

Altenkunstadt — Die Gemeinde Altenkunstadt kann in ihrer Geschichte auf einen reichen Erfahrungsschatz mit Klöstern und Ordensgemeinschaften zurückblicken: Die Zisterzienser- Abtei Klosterlangheim verfügte von 1336 bis zur Klosteraufhebung im Jahre 1803 über erheblichen Grundbesitz in Altenkunstadt und hatte das Kirchenpatronat inne. In der Klosterstraße befand sich von 1890 bis zum Jahre 1972 eine Filiale des Augsburger Franziskanerinnen-Klosters "Maria Stern".

Nicht öffentlich zugänglich

43 Jahre später ziehen erneut Ordensleute nach Altenkunstadt: die Franziskaner-Patres Kosma Rejmer, Rufus Witt und Bonifacy Suhak, die bislang von Burgkunstadt aus den Seelsorgebereich Obermain betreuen, der von Kirchlein bis Modschiedel reicht. Sie werden über den Main ziehen, wo für sie das altehrwürdige Pfarrhaus zu einem kleinen Kloster umgebaut wird: einem Domus religiosus, einem öffentlich nicht zugänglichen, der religiösen Andacht bestimmten Gebäude.
Die Kosten für den Umbau des denkmalgeschützten und zum Teil maroden Pfarrhauses aus dem Jahre 1784 bezifferte Architekt André Fleischmann aus Michelau bei der Sitzung des Gemeinderates am Dienstagabend auf eine Million Euro. Den Löwenanteil übernimmt das Erzbistum, ein Drittel entfällt auf die Pfarrei und auch die weltliche Gemeinde soll ihr Scherflein zu dem ambitionierten Bauvorhaben beitragen: Sie soll den Einbau einer öffentlichen und barrierefreien Toilette schultern. Kostenpunkt: 272 000 Euro. Eine satte Summe, bei der so mancher Gemeinderat schlucken musste. Allerdings besteht im Ortskern von Altenkunstadt ein Mangel an öffentlichen Toiletten: Das stille Örtchen im Rathaus ist nur während der Besuchszeiten geöffnet, das WC im Leichenhaus mit Aussegnungshalle befindet sich im Keller und ist nur über Treppen zu erreichen - für behinderte und ältere Mitbürger ein Unding. Die hohen Kosten resultieren aus dem Umstand, dass es sich um einen Einbau in ein denkmalgeschütztes Gebäude handele, wie der Experte erläuterte.
Aus diesem Grund suchte man nach Alternativen. Eine solche präsentierte der Geschäftsstellenleiter der Gemeindeverwaltung, Alexander Pfaff, mit der Sanierung der Leichen- und Aussegnungshalle, die sich unweit des Pfarrhauses auf dem Friedhof befindet. Im Zuge der Renovierung könnte eine barrierefreie Toilette eingebaut werden. Die Kosten für die Sparlösung bezifferte er auf 120 000 Euro. Kirchliche und weltliche Gemeinde würden sich die Kosten teilen.
Gemeinderat Walter Limmer von der Jungen Wähler Union (JWU) brachte noch eine andere Variante ins Gespräch: den Einbau einer abgespeckten Toilettenversion in das Kloster. "Behinderte und Damen könnten sich eine Kabine teilen", lautete sein Vorschlag. Die Abstimmung über das barrierefreie Pissoir wurde vertagt. Vielmehr kam man überein, zunächst mit der Kirchengemeinde über Alternativen zu verhandeln.
Zuvor hatte Fleischmann die Umbaumaßnahme vorgestellt. Im Erdgeschoss befinden sich das bisherige Pfarrbüro und der Saal des ehemaligen Jugendheims, "Villa" genannt, die auch weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. Die sanierungsbedürftigen Toiletten in der "Villa" sollen, so sieht es das Konzept der Kirche vor, durch das barrierefreie Pissoir ersetzt werden.
Von der neuen Toilette soll ein behindertengerechter Weg zum Friedhof errichtet werden, der eine Grünanlage beinhaltet. Im Pfarrgarten, wo eine Garage für die Patres geplant ist, könnte man der Gemeinde bis zu acht Parkplätze überlassen, was die Parksituation zwischen Friedhof, Grundschule und Kathi-Baur-Kita entlasten würde.
Zudem erläuterte er, dass das Dach der "Villa" baufällig sei und die Sandsteinfassade am Pfarrhaus erneuert werden müsse. Die Ölheizung werde durch einen Gasbrenner ersetzt.
Wie werden die Mönche wohnen? "Sie werden in einfach eingerichteten Zellen untergebracht. Drei sind für die hier lebenden Seelsorger vorgesehen, eine für den Provinzial aus der Franziskaner-Ordensprovinz Posen, der regelmäßig zur Visitation kommt, und eine für weitere Mönche als Gäste. Außerdem gibt es einen Gemeinschaftsraum, eine kleine Kapelle für Andachten, eine Küche und ein Esszimmer", skizzierte Fleischmann die räumliche Ausstattung des zukünftigen Klosters, das bereits im Spätsommer dieses Jahres von den Ordensleuten bezogen werden soll.