Überschuldung, Arbeitslosigkeit, Suchtproblematik oder Flucht: Obdachlosigkeit hat viele Facetten und ist auch in Coburg durchaus ein Thema. Neu ist: "Es si...
Überschuldung, Arbeitslosigkeit, Suchtproblematik oder Flucht: Obdachlosigkeit hat viele Facetten und ist auch in
Coburg durchaus ein Thema. Neu ist: "Es sind nicht mehr nur die älteren Männer," informierte Nobert Hartz vom Caritasverband für Stadt und Landkreis Coburg am Mittwochnachmittag die Mitglieder des Sozialsenats im Sitzungssaal des Ämtergebäudes.
Im Jahr 2015 suchten demnach zehn Erwachsene die Unterkunft in der Rodacher Straße auf, auch eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern war dabei. Dies sei neu, nämlich dass Obdachlosigkeit mittlerweile auch Frauen betreffe, so Hartz. Manche Schutzsuchende seien nur auf der Durchreise, andere lebten dauerhaft ohne Dach über den Kopf, auch in der Vestestadt. Immerhin hätten fünf dauerhaft Obdachlose im vergangenen Jahr die Unterkunft aufgesucht.
Dunkelziffer ist groß
Hartz beobachtet, dass durch Überschuldung, Suchtproblematik oder psychische Probleme sehr junge Menschen ihre Wohnung verlieren. "Dies macht große Sorge, weil die Dunkelziffer sehr groß ist", sagte er. Er wünscht sich Angebote wie Suchtprävention oder Schuldnerberatung vor allem einen Ausbau der Jugendhilfe. Auch ein Mangel an günstigem Wohnraum stelle ein Problem dar. Eingewiesen in die Unterkunft werden die Menschen entweder durch das Sozialamt oder die Polizei und zwar nicht nur in der kalten Jahreszeit. "Obdachlosigkeit ist keine Sache der Jahreszeiten," weiß Hartz. Auf die Flüchtlingssituation hat Coburg reagiert und im vergangenen Jahr auch die Obdachlosen-Herberge um eine Wohnung erweitert, hier leben anerkannte Flüchtlinge, die noch keine feste Wohnung gefunden haben.
Insgesamt lebten in der Obdachlosenunterkunft im vergangen Jahr 52 Flüchtlinge, davon 33 Erwachsene und 19 Kinder, meist Familien mit kleinen Kindern, aber auch alleinstehende junge Männer.
Das Zusammenleben, betonte Hartz, verlaufe harmonisch. "Es funktioniert gut, sie gehen vernünftig miteinander um." Die Dauer der Übernachtungen betrug im Jahr 2015 zwischen drei und 30 Tagen. Ein Anliegen ist es freilich, die Menschen in Wohnungen zu vermitteln, dies sei in zwei Fällen auch gelungen. Überhaupt erhielten Schutzsuchende in der Herberge auch Beratung und Unterstützung. So konnte beispielsweise ein polnischer Staatsbürger, der hier eine Leiharbeit suchte und mittellos war, wieder in seine Heimat zurückgeführt werden.
Coburg-Pass ist segensreich
Ein Erfolgsmodell ist der sogenannte Coburg-Pass, mit dem bedürftige Menschen Rabatte erhalten, ohne die Kommune zu belasten.
Der Ausweis gilt jeweils für ein Jahr und muss, um Missbrauch auszuschließen, mit einem Lichtbild versehen sein. Mittlerweile, so Schubert, kämen auch neue Partner auf das Sozialamt zu, die vergünstigte Leistungen anbieten möchten. Am häufigsten genutzt werde der Pass für den SÜC-Bus und die Schwimmbäder, auch die Therme Natur sei dabei. "Ausnahmslos gewähren alle Bäder Rabatte für bedürftige Menschen."
Niemand solle ausgeschlossen werden, weil er ein geringes Einkommen habe. Barbara Kammerscheid lobte dieses Angebot. "Der Pass nimmt uns im sozialen Kaufhaus sehr viel Arbeit ab, wir müssen nicht mehr extra prüfen."
ga