Die Onkologin Martina Stauch setzt große Hoffnungen in die Immuntherapie. Zum Weltkrebstag 2019 informiert die Onkologin Martina Stauch, Vorsitzende des Vereins "Gemeinsam gegen Krebs", in einem Gespräch mit unserer Zeitung über Entwicklungen und Fortschritte bei Therapien und Prävention zur Krebskrankheit.
500 000 Neuerkrankungen an Krebs gibt es pro Jahr in Deutschland. Bis zum Jahr 2030 werden 600 000 Neuerkrankungen pro Jahr erwartet. 220 000 Patienten verlieren jährlich den Kampf gegen Krebs - dieser ist die zweithäufigste Todesursache.
Was ist die Ursache von Krebs?
Die Ursachen der Erkrankung sind vielfältig und noch nicht vollständig erforscht. Das Älterwerden der Bevölkerung spielt bei Krebsarten eine Rolle, die häufiger im Alter auftreten. Doch auch in anderen Altersgruppen steigen die Krebszahlen. Viele Forscher gehen davon aus, dass es unser Lebensstil ist, der mit den steigenden Krebszahlen in Verbindung steht. Fehlende oder mangelnde Bewegung, veränderte Essgewohnheiten mit viel zu viel Zucker, Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln, gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren, Alkohol und Zigaretten, Übergewicht und auch negativer Stress gehören dazu, sagt die Onkologin Stauch und weist darauf hin, dass jeder Mensch etwas tun kann, um solche Risiken zu vermeiden. Hier böten sich Ansatzpunkte, um Krebs vorzubeugen. "Eine gesundheitsbewusste Erziehung sollte schon im Kindergarten beginnen und sich bis ins hohe Alter fortsetzen."
Die Vorsitzende des Vereins "Gemeinsam gegen Krebs" ruft dazu auf, Vorsorgeprogramme unbedingt zu nutzen. "Vorsorgeprogramme nutzen heißt, Krebs im Frühstadium erkennen. Hier ist Krebs heilbar. Die Hausärzte und Krankenkassen informieren gerne darüber."
In fortgeschrittenen Stadien gehe es um Verbesserung der Lebensqualität und häufig um ein Leben mit Krebs. Moderne Chemo- und Strahlentherapien wirkten direkt zerstörend auf Krebszellen. Eine Individualisierung der Therapie bis hin zur personalisierten Krebstherapie werde durch zunehmende molekularbiologische Untersuchungen von Krebszellen möglich. Anhand des genetischen Profils des Tumors würden individuelle Krebstherapien für den einzelnen Patienten möglich.
Diese genetischen Untersuchungen würden zur Zeit noch vorwiegend am Tumorgewebe vorgenommen. In Zukunft reiche eine Blutentnahme in Form der Liquid Biopsie hierfür aus.
Stauch sieht die Immuntherapie als Revolution in der Krebstherapie. 2011 kam das erste Immuntherapeutikum auf den Markt. Die Immuntherapie ziele nicht auf die direkte Zerstörung von Tumoren ab, wie es Operation, Chemo-, Strahlen- und zielgerichtete Therapien tun. Immuntherapien aktivierten die körpereigene Abwehr, um selbst aktiv Tumorzellen anzugreifen und sie so zu vernichten. Die schädigende Wirkung auf gesunde Körperzellen entfalle. Die hemmende Wirkung von Tumorzellen auf körpereigene Immunzellen werde zum Beispiel durch sogenannte Checkpoint-Inhibitoren unterbrochen. Die Abwehr gegen die Tumorzellen sei dann wieder aktiv und funktionsfähig.
Ambulant durchführbar
Weitere immuntherapeutische Verfahren seien in Entwicklung. Die Immuntherapie sei heute gut ambulant durchführbar und werde bis zum Fortschreiten der Erkrankung fortgesetzt. Für Tumore der Lunge, Niere, Blase, Malignes Melanom (Schwarzer Hautkrebs), Kopf-Hals-Tumore, Merkelzellkarzinom (seltener bösartiger Hauttumor), Morbus Hodgkin (bösartiger Tumor des Lymphsystems) und Multiples Myelom (Krebserkrankung der Plasmazellen) seien Immuntherapeutika bereits zugelassen.
Die Kosten würden von den Krankenkassen übernommen. Die Wirksamkeit bei anderen Krebsarten werde in Studien weiter getestet.
Die Immuntherapie biete große Hoffnung für viele Patienten, erklärt Martina Stauch, die Leiterin des Ambulanten Zentrums für Hämatologie/Onkologie/Gerinnung in Kronach. eh