Immer weniger fahren mit dem Discobus

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Eine Station, die der Discobus anfährt, ist die Rainbow-Diskothek in Knetzgau. Foto: Manfred Wagner
Eine Station, die der Discobus anfährt, ist die Rainbow-Diskothek in Knetzgau.  Foto: Manfred Wagner

Haßfurt/Kreis Haßberge — Ist es das veränderte Freizeitverhalten der Jugendlichen, wie Susanne Lutz vom ÖPNV-Sachgebiet des Landratsamts Haßberge vermutet, oder, wie die frühere Ju...

Haßfurt/Kreis Haßberge — Ist es das veränderte Freizeitverhalten der Jugendlichen, wie Susanne Lutz vom ÖPNV-Sachgebiet des Landratsamts Haßberge vermutet, oder, wie die frühere Jugendamtschefin Adelinde Friedrich mutmaßt, schlägt jetzt der demografische Faktor durch? Was auf gut deutsch heißt, dass es auf dem Land immer weniger junge Leute gibt? Vielleicht kommt ja beides zusammen, jedenfalls ist es Fakt, dass immer weniger den Discobus nutzen. Und da stellt sich nicht nur für Landrat Wilhelm Schneider (CSU) die Frage, ob man das Angebot in der derzeitigen Form langfristig aufrechterhalten soll.
Im Kreistag-Ausschuss für Bau und Verkehr, der in Haßfurt tagte, diskutierten die Kreisräte die aktuelle Entwicklung. Regelmäßig an den Wochenenden im Winterhalbjahr, so informierte Lutz, sind zehn Busse im Einsatz. Zwei Tanztempel werden angefahren, mit Knetzgau liegt einer im Süden, mit Unterpreppach der andere im Norden des Kreises. Die jungen Kunden zahlen für die Hin- und Rückfahrt insgesamt sechs Euro und erhalten dafür - quasi als Dreingabe - einen Getränkegutschein über 3,50 Euro. Den Gutschein spendieren übrigens die Discobetreiber.
Aus der vorgelegten Statistik der Verwaltung wird ersichtlich, dass es den Discobus im Kreis seit 19 Jahren gibt. In den ersten zehn Jahren, also bis etwa 2004, war das für zahlreiche junge Leute eine attraktive Sache. Da wurden jährlich jeweils deutlich über 10 000 Nutzer gezählt, in der Saison 2003/04 erreichte man einen Spitzenwert von über 13 700 Fahrgästen. Seitdem aber geht es mehr oder weniger kontinuierlich bergab. In der im April abgelaufenen Fahrperiode gab es nochmals einen massiven Einbruch um 29 Prozent auf gerade mal 4458 Insassen. Das sind durchschnittlich 149 pro Einsatztag, in den besten Jahren waren es drei Mal so viel.
Durch die verminderte Nutzung sanken natürlich auch die Fahrgasteinnahmen, zuletzt auf gut 27 000 Euro. Obwohl die Bayerische Staatsregierung die Buskosten mit über 88 000 Euro hoch subventioniert, verbleibt für die Kreiskasse eine Nettobelastung, die von Jahr zu Jahr steigt. Zuletzt lag das Minus bei gut 44 000 Euro. Zur Perspektive über 2015 hinaus, heißt es in der Vorlage der Verwaltung, dass die Fortführung von der weiteren Nutzung abhängt.
Das bedeute nicht, dass man den Bus ersatzlos streichen wolle, nahm der Landrat vorsorglich einer eventuell aufkeimenden Kritik den Wind aus den Segeln. Auf alle Fälle guckt der Landkreis schon mal über die Landkreisgrenzen. So gibt es in etlichen Kommunen Nachtschwärmer-Sammeltaxis, die auf Anruf kommen. Und nur, weil man im kommenden Winterhalbjahr das 20. Jubiläum begehe, sei das noch lange kein Grund, die Einrichtung weiter zu betreiben, meinte Wilhelm Schneider.
Der Discobus war einst eingeführt worden, um die sogenannten Disco-Unfälle zu verhindern. Die Discobesucher sollten lieber den Bus benutzen, als mit dem eigenen Autofahren. mw