Ideen für eine attraktivere Stadt

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Die Industriebrache Jahnsbräu Foto: Archiv
Die Industriebrache Jahnsbräu  Foto: Archiv

Impulse  Bei einer Informationsveranstaltung zur Stadtsanierung Ludwigsstadt präsentierten Vertreter des Planungsbüros ihre Vorstellungen.

von unserer Mitarbeiterin heike schülein

Ludwigsstadt — Das Jahns-Bräu-Gelände als kleines Zentrum für Freizeit und Tourismus - mit einer Piazza und einer Promenade, im Hintergrund ein kleines Hotel mit einer kleinen Brauerei. Der beleuchtete Turm des Sudhauses ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Auch Handwerker- und Künstlermärkte werden auf dem Gelände abgehalten, während auf dem Marktplatz Wochenmärkte stattfinden. Der Drogeriemarkt auf dem Bahnhofsvorplatz floriert. An lauen Sommernächten treffen sich die Ludwigsstädter abends im gemütlichen Biergarten auf dem Schützenplatz - So könnte es aussehen: das "neue" Ludwigsstadt.
Finanziell möglich werden soll das attraktivere Erscheinungsbild durch die Regierung von Oberfranken. Das Potential, um die Stadt zu einem wahren Schmuckstück werden zu lassen, ist zweifellos vorhanden, darin zeigte sich Franz Ullrich von "plan&werk" in seinen Ausführungen sicher. Letztlich seien es aber nur die Bürger selbst, die Ludwigsstadt zu einem neuen Gesicht verhelfen könnten ... und die haben jede Menge Ideen.
Bei der Ideenwerkstatt im Juli 2013 hatten die Bürger viele interessante Impulse und Gedanken zur Stadtentwicklung eingebracht. Das Büro plan&werk aus Bamberg hat, darauf aufbauend, weitere Überlegungen und Pläne im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen zur Stadtsanierung ausgearbeitet.
Für das Gebiet "Stadtkern" sollen konkrete Ziele und Maßnahmen für den weiteren Fortgang der Stadtsanierung vorgegeben werden, wobei erneut die aktive Mitarbeit der Bürger gefragt ist. Deshalb lud die Stadt zur Info-Veranstaltung ein, in der auch Manfred Heider das Einzelhandelskonzept für die Stadt vorstellte.
Viele der Projekte, die man angreifen wolle, seien ein Instrument der Städtebauförderung, sagte Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD). Bei entsprechenden Fördermitteln sei man finanziell in der Lage, diese durchzuführen. "Die aktive Mitarbeit der Bevölkerung ist von elementarer Bedeutung", verdeutlichte er.
Die für den Erhalt von Fördermitteln notwendigen vorbereitenden Untersuchungen seien durchgeführt worden, um städtebauliche Missstände - beispielsweise Leerstände oder Nutzungskonflikte - zu identifizieren und zu beschreiben.
Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Ausarbeitung eines Sanierungskonzepts. Sanierungs- und Einzelhandelentwicklungskozept sollen im September verabschiedet werden.
Ingenieur Franz Ullrich stellte das Ergebnis der vorbereitenden Untersuchungen vor, als Grundlage für das festgelegte Sanierungsgebiet, das als Satzung beschlossen wird.

Viele Leerstände

Negativ bewertete er die vielen Leerstände, Leerstandsrisiken und dringend sanierungsbedürftigen Objekte. Dies seien insbesondere die Jahns-Bräu, aber auch der Bahnhofsvorplatz. "Von großer Qualität ist der Marktplatz - sowohl aus städtebaulicher Sicht als auch von der Architektur her", lobte der Stadtplaner.
Positiv seien weiter die Infrastruktur, die vorhandenen medizinischen und sozialen Einrichtungen. Der Einzelhandel sei vielfältig aufgestellt. Mit einem Bevölkerungszuwachs sei in Ludwigsstadt nicht zu rechnen.
Als übergeordnete Ziele nannte der Architekt die Gebäudesanierung, Leerstandbeseitigung sowie die Erhöhung der Attraktivität des Stadtbilds und des Wohnstandorts Ludwigsstadt. Ein weiteres großes Thema sei die Attraktivitätssteigerung der öffentlichen Räume - so auch die verbesserungsbedürftigen Wegeverbindungen. Wichtig sei es, den Marktplatz mehr zu beleben und stärker in das Wegenetz einzubauen. Denkbar wäre dort eine kleine Gastronomie. Der Bahnhofsvorplatz sei ein möglicher Standort für einen Drogeriemarkt, ebenso wie auch der Bereich Jahns-Bräu, den man aber auch in Richtung Freizeit und Tourismus umgestalten könne. Handlungsbedarf bestehe weiter beim ehemaligen Hotel "Goldener Löwe", beim KEZ, im Bereich Loquitzgrund und beim Schützenplatz. Es wird ein städtebaulicher Wettbewerb stattfinden.
Manfred Heider vom Büro Heider für Standort-, Markt- und Regionalanalyse in Augsburg stellte das Einzelhandels- und Versorgungskonzept für die Stadt vor. Es ist Ergebnis einer Haushaltsbefragung, Einzelhändlerworkshops und umfangreicher Untersuchungen vor Ort.

Große Händler-Vielfalt

Ihre Kunden kommen, so die Rückmeldungen der Händler, auch aus Tettau, Steinbach, Reichenbach, Teuschnitz und Thüringen. Eine solche Vielzahl an Einzelhändlern - 35 Geschäfte mit 5500 Quadratmetern Verkaufsfläche - gebe es in Städten in einer Größenordnung von 3500 Einwohnern in Süddeutschland sicherlich nicht oft, so der Diplom-Geograph. Dem gegenüber stünden zehn oder elf Leerstände im gewerblichen Bereich in der Innenstadt.
Ziel des Konzepts müsse es sein, den Einzelhandelsstandort attraktiv zu erhalten und die potenziell im Umfeld vorhandenen Kunden anzulocken. Dem größten Teil der Geschäfte bescheinigte er eine gute Qualität, rund 20 Prozent seien renovierungsbedürftig.
In einer Haushaltsbefragung lagen bei den Vorzügen die schöne Umgebung, Ludwigsstadt als überschaubare Kleinstadt, die Wohnqualität, der Wohnstandort und Freizeitwert ganz vorne. Nachteile und Schwächen sah man in den Bereichen Leerstand, Einzelhandelslücken, in der Verkehrssituation oder auch fehlender Gastronomie. An erster Stelle wurde ein Abriss und Umbau von Gebäuden gewünscht. Wünschenswert seien ein Bauheimwerker- sowie ein Drogeriemarkt, aber auch eine erweiterte Gastronomie und weitere Fachärzte.
Der Rücklauf der Fragebögen lag bei knapp 200 (bei 1600 verteilten Exemplaren). Alex Becher, Inhaber des Bahnhofsgebäudes, bedauerte, bezüglich seines eingereichten Plans seitens der Stadt keine Rückmeldung erhalten zu haben.
Laut Bürgermeister Ehrhardt habe man auf die Anfrage bei der Bahn erst nach drei Jahren Rückantwort bekommen. Den Inhalt des Schreibens werde er nicht öffentlich machen, sondern erst im Stadtrat behandeln.

Prioritäten setzen

Dekan Albrecht Bischoff erkundigte sich nach der weiteren Vorgehensweise. "Wir legen das Sanierungsgebiet förmlich fest, setzen Prioritäten und greifen einige raus, die wir in die Sanierung bringen", antwortete Timo Ehrhardt. Riesensprünge seien nicht möglich. Trotz Haushaltskonsolidierung werde man aber bestimmte Maßnahmen durchführen können. Georg Feder meinte, dass auch kleine preisgünstige Maßnahmen sehr zum guten Erscheinungsbild beitragen würden.
Planer Franz Ullrich wollte wissen, wie seine Vorschläge bei den Anwesenden ankommen. Karin Weber brachte es auf den Punkt: "Das sind blühende Landschaften, super, 1 a - dick unterstrichen."