"Ich brauche keine Drogen, um gut drauf zu sein"

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"Drogen sind ein Riesenproblem", berichtete der Drogenpräventionsbeamte und Kriminaloberkommissar Matthias Lange beim Kreisausschuss Kronach im Bayerischen Beamtenbund (BBB) aus seiner langjährigen Er...

"Drogen sind ein Riesenproblem", berichtete der Drogenpräventionsbeamte und Kriminaloberkommissar Matthias Lange beim Kreisausschuss Kronach im Bayerischen Beamtenbund (BBB) aus seiner langjährigen Erfahrung. Einstiegsdrogen sind für ihn Alkohol und Tabak. Bis zu 120 000 Menschen sterben nach seiner Aussage jedes Jahr in Deutschland an Folgen des Rauchens. "Rauchen schadet einfach dem Körper, und da gehören die Kiffer dazu." 70 000 Menschen sterben laut Lange jährlich in Deutschland wegen zu viel Alkoholkonsum, 1,3 Millionen seien davon abhängig.

"Man braucht keine Drogen, um Spaß zu haben", unterstrich er. "Das Leben bietet so viele Möglichkeiten, es mit klarem Kopf zu genießen." Jeder Mensch wolle eigenverantwortlich handeln. Dies gehe verloren, wenn man süchtig ist, dann steuere die Sucht. Nach und nach verschwänden die Lebensziele.

Vorbildfunktion der Erwachsenen

"Wir sind immer Vorbild für unsere Kinder. So wie wir konsumieren - Alkohol, Tabak, Handy - die Kinder folgen uns", betonte Lange. In der Schule gebe es die "Coolen" in der Klasse, und die anderen wollten dazugehören. Dazu komme die Verfügbarkeit von Drogen, die heute enorm sei.

Sucht finde in erster Linie im Hirn statt. Es würden Botenstoffe ausgestoßen, Glückshormone wie Dopamin, Endorphin und Serotonin. Einfaches Essen könne die Hälfte des für Menschen nötigen Dopaminausstoßes decken, "schöner Sex sogar 100 Prozent". Alkohol könne bis 150 Prozent bringen. Lange: "Manche werden dabei schmusiger und ruhiger, andere stoßen dann mehr Adrenalin aus und schlägern." Kokain könne über 200 Prozent Ausschüttung bewirken, Crystal gar 1000 Prozent. Der Mensch sei "superglücklich". Irgendwann aber könne er kein Dopamin mehr produzieren und nicht mehr glücklich werden.

Junge Menschen konsumierten aus Neugier, Gruppenzwang, wegen Problemen und aus Langeweile. Nach dem Probieren beginne bald eine Abhängigkeit.

Von E-Zigaretten bis Heroin

Auch ein "Dampfen" mit Shishas sei schlimm, weil viele Schadstoffe darin enthalten seien. E-Zigaretten seien nicht besser.

Cannabis habe bis zu 500 Wirkstoffe in der Pflanze, nur 80 seien aber erforscht. "Bei 420 wissen wir nicht, was sie bewirken." Die beiden wichtigsten seien THC und CBD, beide seien "Gegenspieler": CBD verringere den Rauschzustand durch THC. Durch Züchtung und Genmanipulation habe sich das Verhältnis extrem verändert: Vergangenes Jahr sei in Coburg Cannabis sichergestellt worden, das zu 49 Prozent THC enthielt und nur knapp ein Prozent CBD. Langzeitfolgen des Konsums seien Antriebslosigkeit und Passivität.

Methamphetamin werde als Crystal sprachlich verharmlost. Vor nicht langer Zeit seien 1,2 Kilogramm davon bei Marktrodach sichergestellt worden. Ein Gramm werde für 60 bis 120 Euro verkauft - "hier um die Ecke".

Kräutermischungen wirkten zehnmal stärker als Cannabis. Lange: "Jeder Konsum ist ein Spiel mit dem Tod."

Die Symptome der Sucht seien sehr individuell: Leistungsabfall, ob in Schule oder Beruf, Geldknappheit, Aufgabe von Hobbys, Isolation und Leugnen des Problems. Die Vergiftung von Körper und Geist führe zum Verfall bis hin zur Verwahrlosung.

"Hinschauen und helfen"

Wenn im Umfeld ein Problem sichtbar wird, müsse man hinschauen und helfen, meinte BBB-Kreisausschussvorsitzender Franz-Josef Wich. Aus gewerkschaftlicher Sicht sei die Frage zu stellen, wie man dieses enormen Problems Herr werden kann. Überlastete Gerichte, hinterherhinkende Gesetzesvorgaben und Strafverfolgung sowie volle Gefängnisse müssten angesprochen werden. "Es ist unsere Aufgabe, die Kollegen in diesem Bereich zu unterstützen." rg