Hofer Symphoniker entführen in Highlands

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Sie waren die Protagonisten des Abends: Bariton Marian Müller im Kilt und Dirigent Russell Harris
Sie waren die Protagonisten des Abends: Bariton Marian Müller im Kilt und Dirigent Russell Harris
Horst Wunner

In die schottischen Highlands führte das Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker in der Dr.-Stammberger-Halle. Es war ein Abend der ungewohnten Klänge unter der Prämisse "Hogmanay", das Goutieren einer ...

In die schottischen Highlands führte das Neujahrskonzert der Hofer Symphoniker in der Dr.-Stammberger-Halle. Es war ein Abend der ungewohnten Klänge unter der Prämisse "Hogmanay", das Goutieren einer anderen, stolzen Lebensart und das Eintauchen in pure Natur.

Der volksnah und locker-lässig agierende Dirigent Russell Harris, ein Brite, brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: "Mich bewegt heute viel Emotionalität, ich bin glücklich nach zweijähriger Pause wieder in der Kulmbacher Stadthalle zu sein, Happy New Year." Und der erste Applaus, einer von vielen, brach aus.

Schon die Ouvertüre "The Land of the Mountains and the Flood" des schottischen Romantikers Hamish MacCunn offenbarte den Blick in eine andere Musikwelt. Das mit knapp 50 Interpreten besetzte Ensemble vermochte die Grandiosität der Landschaft, den ruhigen Wellengang und später die heranbrausende Wucht der See wunderbar zu interpretieren.

Die Geiger, erst behutsam, dann mit schnellen Strichen, unterstützt von den monumentalen Blechbläsern, gaben der Szenerie genau jenen Touch, der die schottische Seele ausdrückte. Das Abgleiten ins Mystische, Metaphorische war einfach gelungen. Feinste Tongespinste, von den Querflöten hübsch aufgehellt, in "La Sylphide" von Hermann Severin Løvenskiold, perfekte Funktionalität und Spielfluss. Das muss man von einem professionellen Orchester erwarten - und das taten die Hofer dann auch.

Virtuoses Schlagwerk, das Vorwärtsmarschieren in Reih und Glied auf sympathische Weise, drückte "The Campells Are Coming" aus, die "Four Scottish Dances" des Sir Malcom Arnold beeindruckten mit dezidiertem Trillieren und feinem akustischen Widerhall. Manchmal monströs, stets ungewohnt, so mächtig und wild wie Natur eben ist.

Mehr als ein Ersatz

Musikalische Wucht en masse: die Posaunen und Hörner in Hochform. Und dann die Überraschung des Abend: Bariton Marian Müller, kurzfristig eingesprungen für den erkrankten schottischen Solisten Richard Morrison. Der Deutsche, neu im Ensemble, war mehr als Ersatz, brillierte in den schottischen Songs mit gefülltem Timbre, mit Empathie und langem Atem. Bemerkenswert die Liebeslieder in sakraler Anbetung, danach kecke und jugendhafte Ausstrahlung im Laufschritt. Er konnte sogar Dialekt, in kürzester Zeit angeeignet. Die Herzen des Publikums flogen ihm zu.

Und als schließlich zu der bekannten Melodie "Auld Lang Syne" (was übersetzt "Nehmt Abschied Brüder" heißt und traditionell im Norden des britischen Königreichs gesungen wird) erklang und dazu Mathew McKelvie, ein waschechter Schotte im Kilt, auf dem Dudelsack spielte, gab es bei den Zuhörern kein Halten mehr. Rhythmisches Klatschen und Jubelrufe mündeten in einem finalen begeisternden und langanhaltenden Beifall.

Die Hofer hatten in Zeiten der Pandemie ein Zeichen der Hoffnung gesetzt.