Kleinkunst Die Hamburger Kabarettistin nahm ihr Publikum im Garten des Lichtenfelser Stadtschlosses mit in ferne Länder und auf Traumreisen.
von unserer Mitarbeiterin Gerda Völk
Lichtenfels — Urlaubsreif: ein Zustand, den offenbar auch die Hamburger Kabarettistin Helga Siebert kennt. Zumindest in ihrem gleichlautenden Programm, mit dem sie am Donnerstagabend im Lichtenfelser Stadtschlossgarten einmal mehr ihr Publikum begeisterte. Es ging um ferne Länder, Traumreisen, Urlaubsbekanntschaften, Souvenirs und auch um die eine oder andere Erkenntnis. Die passende Musik dazu lieferte das Jazzduo "Swingin' Easy" mit Harald Fischer (Klavier) und Axel Keilhack (Saxophon).
Wahlfränkin Helga Siebert, die Norddeutsche und Wahlfränkin, ist im Stadtschloss ein gern gesehener Gast. Und der laue Sommerabend ist ideal für einen Kleinkunstabend unter freien Himmel. Übrigens der fünfte und das Publikum ist diesmal auch ausgesprochen zahlreich erschienen.
Helga Siebert nimmt ihre Zuhörer mit auf eine Reise, lässt dabei auch Alltägliches einfließen und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Lichtenfels und Hamburg Hamburg ist bekanntlich die Stadt, in der Musical-Welterfolge wie beispielsweise der "König der Löwen" aufgeführt werden. Zugegeben: Hamburg ist etwas größer als die Deutsche Korbstadt. "Aber so klein ist Lichtenfels auch nicht", findet Helga Siebert. Warum sollte nicht einmal auch eine Operette in Lichtenfels aufgeführt werden? Den passenden Titel hat die Kabarettistin mit "Die lustigen Weibern von Lichtenfels" auch schon gefunden. Potenzial gebe es ihrer Meinung nach genug.
Seniorenreisen Mit dem Lied "Was macht der Meier am Himalaya?" leiten "Swingin' Easy" zu einem anderen Thema über, dem Seniorenreisen.
Ob sich allerdings die Erben ärgern, wenn über 70-Jährige von ihrem Trip auf dem Kilimandscharo wieder in heimatliche Gefilde zurückkommen, bleibt dahingestellt. Endlich am Urlaubsort angelangt, sind die Unterkünfte oder Hotels offenbar auch nicht immer ein Quell reiner Freude.
Hanseaten lachen anders Da finden sich unter den Betten sowohl Weichlinge wie knallharte Futons. Auch die Paradedecke (Tagesdecke) scheint es immer noch zu geben. Obwohl bekannt ist, dass Millionen von Menschen im Urlaub im Bett lesen, "funzelt die Beleuchtung 50-er-Jahre-mäßig vor sich hin" so Siebert. Vielleicht sollte man das Leben mit Humor nehmen. Aber wie die Kabarettistin zu berichten weiß, lacht der Durchschnittsdeutsche gerade einmal fünf Minuten am Tag. Dabei wäre ein Wert zwischen 19 und 21 Minuten gesund. Auch die einzelnen Regionen unterscheiden sich im Lachen.
Die Hanseatin lacht gehemmt, der Schwabe esoterisch, der Berliner zu schnell und in Bayern klopft man sich dabei auf die Schenkel.
Und dann gibt es da noch die Reisegeschichten, die selbst eine Kabarettistin nicht erfinden kann. Wie die einer achtköpfigen Familie aus Baden-Württemberg, die mit ihrem Kleinwagen auf dem Weg nach Jerusalem monatelang quer durch die afrikanische Wüste geirrt ist. "Sie reisten nach dem Motto, der liebe Gott gibt das, was wir brauchen. Die Reise der Großfamilie endete schließlich in Mali.
Die Norddeutsche ist bekennende Wahlfränkin. Vor 20 Jahren ist sie gemeinsam mit ihrem Mann in einem Segelflieger über die Region geflogen. "Das war schon etwas Besonderes. Das sollte man schon machen", sagt Helga Siebert. Anders als ihr Publikum kann sie von der kleinen Bühne aus den Sonnenuntergang sehen. Und der kann sich mit all dem andern auf der Welt durchaus messen lassen.
Obwohl Helga Siebert bei der fünften Auflage der Open-Air-Veranstaltung im Stadtschlossgarten gesundheitlich etwas angeschlagen war (absagen wollte sie die Veranstaltung nicht), gelang es ihr wieder ihr Publikum zu begeistern. Mit ihren unterschiedlichen Liedbeiträgen haben Axel Keilhack und Harald Fischer den passenden Rahmen dafür geschaffen. Ein schöner Abend in einer wunderbaren Umgebung.