Handwerker kritisiert Seehofers Energie-Kurs für die BEG Haßberge

2 Min

von unserem Mitarbeiter Manfred Wagner Hofheim — "Als Bürgermeister werben wir in vorderster Front für eine starke Beteiligung der Bürger am Windpark Sailershausen, weil wir felsen...

von unserem Mitarbeiter Manfred Wagner

Hofheim — "Als Bürgermeister werben wir in vorderster Front für eine starke Beteiligung der Bürger am Windpark Sailershausen, weil wir felsenfest überzeugt sind: Das Ding läuft", betonte der Hofheimer Rathauschef Wolfgang Borst (CSU) bei der gut besuchten Energiewende-Veranstaltung in Hofheim. Ins gleiche Horn stieß der Aidhäuser Bürgermeister Dieter Möhring (FW): Für ihn ist der Windpark Sailershausen keine Gelddruckmaschine, aber eine solide finanzielle Anlage. Möhring ist der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Haßberge.
Die beiden Kommunalpolitiker erinnerten daran, dass gleich drei Windgutachten gezeigt hätten, dass der Standort der Windräder "goldrichtig liegt". Um das wirtschaftliche Risiko auf ein Minimum zu reduzieren, habe man Sicherheitsabschläge vorgenommen, sagten sie.
Unter dieser Prämisse werde der Windpark jährlich mindestens 50 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugen. Bei der garantierten Einspeisevergütung von rund 8,7 Cent pro kWh sei der rentable Betrieb auf jeden Fall gesichert.
Laut Möhring liegen die Gesamtkosten nach derzeitigen Stand bei 45, 8 Millionen Euro. Über die BEG können sich die Bürger bereits ab einem Betrag von 1000 Euro beteiligen. Damit möglichst viele Genossenschafter mit ins Boot können, wurde die maximale Bürgereinlage auf 49 000 Euro begrenzt. Insgesamt ist ein Topf von drei Millionen Euro für die Beteiligung von Kommunen und Bürgern "reserviert", erfuhren die Bürger.

Glücksfall

Dass es diese Möglichkeit überhaupt gebe, führte Borst weiter aus, sei nur dem glücklichen Umstand zu danken, dass sich sämtliche Windrad-Standorte auf dem Gebiet des Würzburger Universitätsforsts und auf Gemeindeflächen befinden. Da zahlreiche Ratsgremien und Privatleute bereits Anteile gezeichnet haben, ist aus diesem Topf noch ein Restbetrag von etwa 300 000 bis 400 000 Euro übrig. Bis Jahresende, informierten die beiden, biete sich für Interessenten noch die Gelegenheit.
Was passiert, wenn dann das "Budget" nicht ausgeschöpft ist? Dann, so Borst, übernähmen die Gesellschafter Planet Energy und Überlandzentrale Unterfranken diese Anteile.
Rudolf Handwerker, seit Kurzem für die Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte (GUT) tätig, streifte die energiepolitische Großwetterlage. Die umstrittene 10H-Regelung zum Mindestabstand für Windräder schränke das Potenzial im Haßbergkreis drastisch ein, bedauerte er.
Bemerkenswert sei, dass neben Wirtschafts- und Naturschutzverbänden auch die kommunalen Spitzenverbände dieses Gesetz ablehnten. Der bürokratische Aufwand erhöhe sich nun immens, für neue Anlagen müssten jetzt kommunale Flächennutzungs- und Bebauungspläne erstellt werden, kritisierte Handwerker.
In der Diskussion gab es neben großer Zustimmung aus den Reihen der Besucher auch kritische Stimmen. Der Kleinsteinacher Georg Lindner etwa bezweifelt, dass sich die Investitionskosten in einer wirtschaftlich vertretbaren Zeitspanne amortisieren. Weiter berichtete er von einem sogenannten Windkalender im Sinne von langjährigen Windaufzeichnungen. Daraus gehe hervor, dass in den letzten 20 Jahren das gesamte Windpotenzial in Deutschland deutlich abgenommen habe.
Der Pfaffendorfer Gastwirt Nikolaus Schober erkundigte sich, ob durch "Seehofers Theater" die Windkraftpläne für den Bereich von Altenstein und Lichtenstein gestorben seien. "Gestorben vielleicht nicht", erwiderte Rudolf Handwerker, "aber durch die neue Gesetzeslage doch tiefer in der Schublade gerutscht."

In allen Bereichen eingesetzt

Der 75-jährige Wirt ist ein großer Verfechter der Energiewende. Bereits vor zehn Jahren baute der Maroldsweisacher Gemeinderat zur Warmwassererzeugung für sein Privathaus, sein Gästehaus und seine Wirtschaft eine Solaranlage aufs Dach. Vor drei Jahren investierte er in ein Blockheizkraftwerk und im letzten Jahr kam eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromnutzung dazu. Insgesamt hat Schober rund 70 000 Euro investiert.
Das aber, sagte er im Brustton der Überzeugung, habe sich hundertprozentig gelohnt. Während er 2012 noch jährlich Stromkosten von rund 12 000 Euro schultern musste, war es 2013 mit 6000 Euro nur noch die Hälfte und im laufenden Jahr könne er die 418 Euro für den Stromversorger fast schon aus der Portokasse bezahlen.