Bier Das Fernsehen nimmt Frankens Nationalgetränk unter die Lupe und erregt die Gemüter.
von unserem Redaktionsmitglied Rainer lutz
Coburg — Als erstes ärgerte sich Michael König über den Fernsehbeitrag um das deutsche Bier. "Ich finde, da wurde das deutsche Bier zu Unrecht schlecht gemacht", sagt er über die ZDF-Sendung "Wie gut ist unser Bier" mit Starkoch Nelson Müller. Michael König ist Biersommelier. Er weiß, wovon er spricht.
Es sei zwar richtig, dass Zuckercouleur ins Bier gegeben werden darf. In der Sendung sei aber der Eindruck entstanden, es werde einfach ein beliebiges Bier durch Zuckercouleur in ein Dunkles oder Malzbier verwandelt. "Das macht ein handwerklicher Brauer nicht", steht für Michael König fest.
Wenn in der Sendung fränkische Bierliebhaber Pils testen, dann ist das aus fränkischer Sicht "Quatsch". So ein Test, meint König, sei eher in Norddeutschland sinnvoll. Pils spielt in Franken keine besondere Rolle.
"Das Becks hätte man herausschmecken können, das Alkoholfreie auch", ist er überzeugt. Massentaugliche Industriebiere von Warsteiner über Radeberger bis Krombacher, die im Test zu erkennen waren, kann der Laie kaum auseinanderhalten. Das Geschmacksziel, das solche Brauereien zu erreichen versuchen, nennt König "deutschen Einheitsgeschmack". Ergebnis ist ein Bier, das eigentlich gar keinen wiedererkennbaren Eigengeschmack hat. Wer das eine mag, mag das andere nicht weniger. Er kann sich beim Einkaufen von sogenanntem "Fernsehbier" kaum vertun. Von Vielfalt deutscher Bierkultur kann da aber keine Rede sein.
Hätte König als Fachmann das fränkische Pils unter den anderen erkannt? "Da müsste ich auch erst einen Selbstversuch dazu machen", sagt er.
Tatsächlich unterscheidet sich das Pils, das in unseren Breiten gebraut wird, schon von der nordischen Konkurrenz.
"Fränkisches Pils ist meistens nicht so bitter wie etwa ein norddeutsches Pils", sagt der Sommelier. Es sei eher schon ein Helles. So abwegig der Test für einen Franken erscheinen mag, der die vielfältige Bierwelt seiner Heimat kennt, ein wenig nimmt König die Fernsehmacher gleichwohl in Schutz.
"Für jemanden aus Norddeutschland erscheint der Test vielleicht ganz vernünftig, weil er die fränkische Bierkultur so gar nicht kennt", sagt er.
Der Liebe der Franken zu ihrem Bier wird die Sendung am Ende sicher nicht geschadet haben.