von unserer Mitarbeiterin Sabine weinbeer Weisbrunn — Obwohl sie über Jahrzehnte hinweg das führten, was man heute eine Fernbeziehung nennt, feierten Maria und Robert Göbhardt gest...
von unserer Mitarbeiterin Sabine weinbeer
Weisbrunn — Obwohl sie über Jahrzehnte hinweg das führten, was man heute eine Fernbeziehung nennt, feierten Maria und Robert Göbhardt gestern in Weisbrunn in herzlicher Einigkeit ihre diamantene Hochzeit. "Genauso schön war das Wetter damals auch. Auf dem Weg zum Fotografen hab' ich meinen Mantel ausgezogen", erinnerte sich die Jubelbraut im Kreise ihrer zahlreichen Gratulanten.
Zu 60 Jahren glücklicher Ehe gratulierten von offizieller Seite Michael Ziegler als Bürgermeister (CSU) und als stellvertretender Landrat, Jürgen Malinowski (ÜPL) im Namen des Stadtrates und Pastoralreferentin Barbara Heinrich für die Kirchengemeinde.
Außerdem wünschten alle Nachbarn und Freunde und eine große Familie alles Gute.
Ein Baby als Abschiedsgeschenk
Beim Faschingstanz in Weisbrunn lernten sich Maria Roppelt aus Kirchaich und Robert Göbhardt kennen. Maria Roppelt hatte zwar schon einmal ein ganzes Jahr lang in Weisbrunn gelebt, um während des Krieges ihrer Tante auf dem Bauernhof zu helfen, "aber den Robert hab ich damals nicht gesehen". So lernten sie sich kennen, als die Jubilarin in Gedanken eigentlich schon ganz weit weg war: Ihr Antrag auf Auswanderung in die USA lief bereits seit geraumer Zeit und auch Robert Göbhardt plante, nach Amerika zu gehen.
So reiste sie tatsächlich 1952 aus, "aber unser inniger Abschied hatte Folgen", lächelt sie. Tochter Barbara kam in New York zur Welt. Dennoch behielt sie ihre Anstellung in einem Industriellen-Haushalt.
"Meine Misses hat das alles geregelt, ich habe es dort wirklich gut gehabt", denkt sie zurück an ihre Arbeitgeberin, eine Tochter aus der Brauerei-Familie Hacker-Pschorr, die die Krankenhauskosten übernahm und sich auch sonst rührend um ihre Hausangestellte kümmerte.
Eigentlich wollte Robert Göbhardt ein halbes Jahr später nachkommen, doch dann erlebte Maria Roppelt, dass ein Bekannter, der gleichzeitig mit ihr aus Kirchaich in die USA gegangen war, in den Korea-Krieg eingezogen wurde. Das Paar entschied, dass Robert Göbhardt in Deutschland bleiben solle. Nach zweieinhalb Jahren kam Maria 1954 kurz vor Weihnachten zurück. Mit dem Frühling begannen sie, in Weisbrunn ihr gemeinsames Haus zu bauen, in dem dann schon die Hochzeit gefeiert werden konnte.
Dass ihre Liebe große Entfernungen übersteht, hatten sie also schon bewiesen, als sie in Bamberg in der Karmelitenkirche vor den Traualtar traten.
Da der gelernte Schreiner Robert Göbhardt als Einschaler auf dem Bau arbeitete, sollte es mit den Trennungen allerdings weitergehen. Immer auf auswärtigen Baustellen, kam er meist nur alle sechs bis sieben Wochen nach Hause. Die letzten 20 Jahre seiner Berufstätigkeit hatte er dann in Wertheim einen festen Standort: Er war bei der Rhein-Main-Donau-Gesellschaft als Bauaufseher beschäftigt.
Wohnwagen statt Hotel
Sein Wochendomizil war ein Wohnwagen, liebevoll eingerichtet von der Ehefrau. "Vorher hat er in so einem heruntergekommenen Hotel gewohnt", erinnert sich Maria Göbhardt. Besuche beim Papa waren für die Kinder immer ein toller Urlaub.
Einen Preis jedoch hatte seine beruflich bedingte Abwesenheit: "Die Herrschaft hab ich damals abgegeben", grinst er schelmisch.
Denn daheim hielt seine Frau die Stellung, arbeitete saisonal im Wald, zog die beiden Töchter und den Sohn groß, kümmerte sich dann nahtlos um die fünf Enkelkinder und um die kleine Landwirtschaft, die sich die beiden im Laufe der Zeit zulegten. Heute freuen sich die Göbhardts über sieben Urenkel.
Beide hatten einige gesundheitliche Probleme zu überwinden, sind aber zufrieden, dass es ihnen verhältnismäßig gut geht. Gerne sind sie in den vergangenen Jahren gereist und kurz hat Maria Göbhardt auch überlegt, ob sie am 60. Hochzeitstag nicht lieber nach Marienbad oder Bad Füssing möchte - aber dann genoss sie einen strahlenden Tag mit ihrem Mann und vielen Gästen im Kreise ihrer Familie.