Nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid im Februar ist die Windenergie am Donnerstag erneut Thema im Gemeinderat. Der Bürgermeister würde darauf aber gerne verzichten.
Sabine Memmel
Seit dem Bürgerentscheid sind viele Wochen vergangen. Die Gegner der Windräder durften damals jubeln: Die Mehrheit sprach sich gegen den geplanten Bürgerwindpark aus. Für den morgigen Donnerstag, nur ein paar Tage nachdem das bayerische Verfassungsgericht die 10H-Abstandsregel bestätigte, ist die Windkraft erneut Thema beim Wachenrother Gemeinderat. Doch wenn es nach Bürgermeister Friedrich Gleitsmann (CSU/Bürgerblock) geht, würde er es am liebsten wieder von der Tagesordnung streichen.
Bei der Sitzung soll eigentlich ein einzelnes Windrad im Waldgebiet Birkach, das die 10H-Regelung nicht für alle umliegenden Orte erfüllt, behandelt werden. Da der Projektant "Wust, Wind und Sonne" derzeit aber neue Standorte in der Birkach prüft, die die 10H-Regelung laut Projektleiter Erich Wust erfüllen, wäre eine Abstimmung im Gemeinderat nicht mehr nötig. "Das wäre mir sehr Recht.
Eine Abstimmung würde nur neuen Unfrieden stiften", sagt Friedrich Gleitsmann, der nach dem Urteil des Verfassungsgerichts sowohl im Radio als auch im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks zu hören bzw. zu sehen war. "Bisher war die Mehrheit des Gemeinderats für das Windrad. Aus Sicht der Gemeinde ist der Abstand verträglich", sagt Verwaltungschef Markus Schramm.
In der jetzigen, noch aktuellen Planung beträgt die Entfernung des Windrads in der Birkach nach Weingartsgreuth laut Thomas Schuberth vom Bauamt 1600 Meter, nach Horbach 1700 Meter. Die 10H-Regelung sieht bei den heute durchschnittlichen 200 Meter hohen Windrädern aber einen Mindestabstand von zwei Kilometern vor.
Ob Wust, Wind und Sonne seinen Antrag nun tatsächlich zurückzieht, entscheidet sich heute im Laufe des Tages. "Ich muss mich da noch mit dem Projektentwickler abstimmen.
Die neue Planung sieht zwei bis drei Windräder mit einem Abstand von 2000 Metern vor", erläutert Erich Wust. Er ist vom Urteil des Verfassungsgerichtsgerichtshof "sehr enttäuscht" und sieht darin einen "großen Dämpfer für die Energiewende in Bayern".
Die Interessengemeinschaft Pro und Contra Windpark
Wachenroth sieht sich dagegen voll bestätigt. Sie war mit drei Mitgliedern selbst im Gericht in München vor Ort, um die Entscheidung live zu verfolgen. Erich Weichlein, Initiator des damaligen Bürgerbegehrens, würde es begrüßen, wenn das bisher geplante Windrad in der Birkach kein Thema mehr wäre. Falls doch, erwartet er eine Bestätigung des Bürgerwillens und somit eine einstimmige Ablehnung der Windkraftanlage. Und wenn es nicht so kommt? "Wir verteidigen bis zum letzten Meter die 10H-Regelung. Das letzte Mittel wäre wieder ein Bürgerentscheid.
Vorher würden wir aber zunächst die Rechtsaufsicht und die höhere Politik mobilisieren", erklärt Weichlein.
Verzicht auf Pachteinnahmen
Dass das Bürgerbegehren Ende Februar erfolgreich war und die zwei Windräder südlich der Autobahn nicht gebaut werden, ist für Markus Schramm - aus Verwaltungssicht - unverständlich: "Wir hätten auf volle Pachteinnahmen zurückgreifen können. Das wären auf lange Sicht gesehen hohe sechsstellige Beträge gewesen. Das fehlt jetzt woanders."