Gewalttat wird erneut verhandelt

2 Min
Um eine Auseinandersetzung, an der sechs Mitglieder eines Motorradclubs beteiligt gewesen sein sollten, geht es im Prozess vor dem Landgericht Bayreuth. Foto: Archiv, Karl-Josef Hillenberand, dpa
Um eine Auseinandersetzung, an der sechs Mitglieder eines Motorradclubs beteiligt gewesen sein sollten, geht es im Prozess vor dem Landgericht Bayreuth. Foto: Archiv, Karl-Josef Hillenberand, dpa

Vor dem Landgericht Bayreuth geht es um den Vorwurf des versuchten Totschlags. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Motorradclubs.

Stephan-Herbert Fuchs

Es war ein klassischer Bandenkrieg zwischen zwei rivalisierenden Rockerbanden, der am Abend des 10. September 2010 in Goldkronach eskalierte. Sechs Mitglieder des Motorradclubs "Grave Diggers" Bayreuth/Wunsiedel sollen den Kopf des rivalisierenden Clubs "Free Easy Riders Gold City" so brutal zusammengeschlagen haben, dass die Staatsanwaltschaft Anklage wegen versuchten Totschlags erhoben hat. Im Wesentlichen ging es dabei wohl um Abzeichen ("Patches") auf den Jacken ("Kutten") der Mitglieder und damit verbunden auch um Gebietsansprüche der Motorradclubs.
Wenn der Prozess erst fünfeinhalb Jahre nach dem Tatgeschehen stattfindet, liegt das daran, dass ein erstes Verfahren vor dem Amtsgericht angesetzt war und an das Landgericht verwiesen wurde. Nach umfangreichen Nachermittlungen war ein weiterer Prozess im vergangenen Jahr wenige Minuten vor der Urteilsbegründung "geplatzt", weil der Anwalt des Opfers ein DNA-Gutachten über die Kutten seines Mandanten eingefordert hatte, das nun mit Spannung erwartet wird.


Kurz vor dem Freispruch

Um die sechs Angeklagten, die sich alle auf freiem Fuß befinden, ihre sechs Verteidiger sowie alle anderen Prozessbeteiligten terminmäßig unter einen Hut zu bringen, habe man jetzt weitere fünf Monate gebraucht, erklärte vorsitzender Richter Michael Eckstein zu Beginn des ungewöhnlichen Verfahrens.
Ungewöhnlich auch deshalb, weil die Angeklagten im zurückliegenden Verfahren schon kurz vor einem Freispruch standen. Sogar die Staatsanwaltschaft hatte damals nach dem Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" Freispruch gefordert. Das Opfer, ein mittlerweile 52-jähriger Mann aus Wunsiedel, kann darüber nur mit dem Kopf schütteln. Seitdem er zusammengeschlagen wurde, hat er nicht mehr richtig Fuß fassen können. Er hatte einen komplizierten Bruch seines Halswirbels erlitten, mehrere Rippenfrakturen, viele Prellungen und Wunden. Allein wegen der Wirbelverletzung sollen mehrere schwerere Operationen nötig gewesen sein. Viele Monate war das Opfer arbeitsunfähig krankgeschrieben, mittlerweile gilt er als krankheitsbedingt nicht mehr vermittelbar.
Schuld daran sollen die sechs Männer im Alter zwischen 29 und 54 Jahren auf der Anklagebank sein. Sie kommen aus Bayreuth, Erbendorf, Kirchenlamitz, Röslau, Thierstein und Untersteinach. Einer ist Verwaltungsangestellter, ein anderer Dachdecker, ein Dreher ist dabei, genauso wie ein Kfz-Mechaniker, ein Lagerverwalter und ein Selbstständiger aus dem Bereich Reinigungsdienst.
Sie alle sollen ihr Opfer am 10. September 2010 gegen 22.45 Uhr unter einem Vorwand aus dem Clubheim in Goldkronach nach draußen gelockt haben. Dort hätten sie ihn umzingelt und ihm Pfefferspray aus unmittelbarer Nähe ins Gesicht gesprüht. Nachdem das mittlerweile wehrlose Opfer zu Boden gegangen war, traten sie mehrfach mit schweren Bikerboots und Springerstiefel gegen den Oberkörper, gegen den Kopf und mitten in das Gesicht des Mannes. Doch damit noch nicht genug, als die Männer wieder von ihrem Opfer abließen, soll einer der Angeklagten dem Mann noch einen heftigen Faustschlag mitten ins Gesicht verpasst haben.
Der Frau des Opfers rissen die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft einen Büschel Haare aus und brachen ihr einen Finger. Auch Sohn und Tochter des Mannes, die helfen wollten, wurden verletzt.
Wie schon in der ersten Auflage des Prozesses machten auch diesmal fünf der sechs Angeklagten keine Angaben. Der sechste gab an, am besagten Abend nicht am Tatort, sondern bei seinen Eltern im Fichtelgebirge gewesen zu sein. Für einen Angeklagten aus Bayreuth erklärte sein Verteidiger Karsten Schieseck, dass sein Mandant die Vorwürfe bestreite. Ausgerechnet ihn hatte das Opfer eindeutig identifiziert, ebenso einen Mann aus Thierstein. Die Namen der anderen Angeklagten will das Opfer später anhand von vorgelegten Bildern ausgemacht haben.
Für den Prozess sind neun Tage bis Ende April angesetzt.