Geselligkeit geht ihnen über alles

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Die Vereinsmitglieder beim Minigolf
Die Vereinsmitglieder beim Minigolf
An Fasching werfen sich sowohl die weiblichen wie männlichen Mitglieder des Glockenclubs in Schale. Fotos: privat
An Fasching werfen sich sowohl die weiblichen wie männlichen Mitglieder des Glockenclubs in Schale.  Fotos: privat
 

Die Mitglieder des Wiesenthauer Glockenclubs pflegen leidenschaftlich Traditionen, die ansonsten schon dem Vergessen anheim gefallen sind. Ohnehin sind sie ein verschworener Haufen.

Die Gäste im Gasthaus von Lydia und Herbert Egelseer schauen erstaunt auf, als ein Mann den Gastraum betritt. Er schlägt die Glocke am Kachelofen an und verschwindet in das Nebenzimmer. "Das ist bei uns noch Brauch: Wenn ein Mitglied unseres Vereins zum Treffen kommt, schlägt er die Glocke an und setzt sich. Vergisst er das, muss er einen Euro in die Kasse zahlen", klärt Peter Präger auf. Er ist Vorsitzender des Privatvereins Glockenclub Wiesenthau.
Die Vereinsmitglieder pflegen damit eine alte fränkische Tradition, denn früher standen in vielen Wirtschaften auf bestimmten Tischen Aschenbecher mit Glocken und einem "Stammtisch"-Schild.
"Die wurde von den Stammtischlern geläutet, sonst musste man eine Mark zahlen. Besonders an unserem Verein ist, dass er aus einem Stammtisch heraus entstand", erzählt Präger. Er und Johannes Thomas sind zwei der Gründungsmitglieder. "Wir waren damals so zwischen 16 und 19 Jahre alt. Das war 1976, als wir aus dem Stammtisch einen Verein machten", erinnert sich Präger. "Damals waren auch Arbeiter aus dem Bayerischen Wald hier. Und einer machte den Vorschlag, dass wir uns Glockenclub nennen sollten, denn bei ihm daheim gab es auch so einen", ergänzt Johannes Thomas.


Die Bedeutung des Spaliers

Heiner Bartelme hatte eine größere Glocke daheim, für welche die ehemaligen Stammtischler und neuen Vereinsmitglieder eine schöne Aufhängung bauten. "Und diese Glocke steht dann bei Hochzeiten am Ende des Spaliers und unser Mitglied schreibt dann mit Kreide eine Zahl in Liter oder Euro darauf", erklärt Präger.
Das so gespendete Bier wurde anschließend im Vereinsheim Egelseer beim gemütlichen Beisammensein getrunken. "Hier sind wir gleich wieder bei einem anderen alten, fränkischen Brauch, dem Spalierstehen. Das ist uns auch sehr wichtig, denn unser Mitglied soll wissen, dass wir ihm auf seinem neuen Weg das Beste wünschen", erklärt der Vorstandsvorsitzende. In den vergangenen zehn Jahren sei der Brauch ein wenig eingeschlafen, aber aktuell würde das Spalierstehen den jungen Mitgliedern wieder wichtiger werden. "Das Spalier soll das Brautpaar schützen", erklärt Präger.
Die Bögen haben die Mitglieder selbst gedreht. "Wichtig ist uns auch, dass wir die Mitgliedsbeiträge nicht horten, sondern zum Vergnügen und Wohl unserer Mitglieder wieder ausgeben", sagt Thomas. Das sei sogar in der Satzung festgehalten. Der Vorstand ist der Meinung, dass sie gemeinsam alles erreichen können - nicht nur für sich, sondern auch für andere.
Zum Beispiel organisierte der Glockenclub eine Weihnachtstombola, um einem Kind, das in einen Gartenteich gestürzt war, eine Delfintherapie zu ermöglichen. "Wir haben ein umfangreiches Programm, das im Fasching beginnt", sagt Zweiter Vorsitzender Werner Osterhus.
Und Gertrud Drummer erinnert sich ihrerseits noch gern daran, wie sie 1982 das erste Mal mit ihren kleinen Kindern beim Faschingszug mitgelaufen ist: "Das war ja so kalt. Wir sind halb erfroren. Danach war Disco, das war klasse."