Herzogenauracher Frauen gehen mit Trillerpfeifen und Trommeln auf die Straße, um gegen Gewalt zu protestieren.
Das "Alte Rathaus" leuchtete am Montagabend orangefarben, Bratwurstduft zog über den Marktplatz. Wer dachte, der Lebendige Adventskalender würde bereits starten, sah sich getäuscht. Vielmehr ging es um ein sehr ernstes Thema.
Der Zonta-Club Herzogenaurach wollte mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion die UN-Kampagne "Orange the World" unterstützen und damit ein Statement für die Beendigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen abgeben. Dazu ertönten Trillerpfeifen, die "Piranha Social Club Samba Band" unter Leitung von Alberto Parmigiani ließ ihre Trommeln erklingen.
Es besteht noch Nachholbedarf
Nach Herzogenaurach kam auch Claudia Wolter, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Erlangen-Höchstadt, die ebenfalls einen Nachholbedarf bei der Gleichberechtigung von Frauen und Männern sah und sich gegen körperliche, psychische und sexualisierte Gewalt aussprach. "Das ist eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Eine kommunale Aufgabe, eine Aufgabe der Länder und des Bundes. Dafür müssen wir noch einiges tun, und zwar gemeinsam", sagte sie.
Präsidentin Christine Edgar wies darauf hin, dass jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau durch Partnergewalt stirbt. Weltweit sei jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von sexualisierter Gewalt betroffen, auch in Deutschland. Die Zonta-Präsidentin zitierte aus der Statistik des Bundeskriminalamtes. Demnach sind im vergangenen Jahr in Deutschland 122 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden. Insgesamt seien mehr als 114 000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, Bedrohungen oder Nötigungen geworden.
Zu wenig Verurteilungen
Die Gewalttaten reichten demnach von Körperverletzung bis hin zu Mord und Totschlag. "Rund 8000 Vergewaltigungen werden in Deutschland jährlich angezeigt, nur in knapp 13 Prozent aller Fälle kommt es zu einer Verurteilung", sagte sie. Die Zahlen seien nur die Spitze des Eisbergs. "Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist bei uns trauriger Alltag geworden", stellte die Präsidentin fest.
Die Zahlen seien schockierend. "Sie zeigen, dass weiterhin viel zu viele Frauen unter der Gewalt ihres Partners oder Ex-Partners leiden", sagte Edgar - und auf dem Marktplatz ertönten wieder die Trillerpfeifen.
Zudem setze sich Zonta verstärkt für die Beendigung der weitverbreiteten Kinder- und Zwangsehe ein. International werden nach Schätzungen der Vereinten Nationen weltweit jährlich über zwölf Millionen Mädchen unter 18 Jahren zwangsverheiratet.