Gemeinsam gegen Arztmangel

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Dr. Michael Schnapp hat seine Praxis in Schney aus Altersgründen geschlossen. Fotos: Tobias Kindermann
Dr. Michael Schnapp hat seine Praxis in Schney aus Altersgründen geschlossen. Fotos: Tobias Kindermann
Die Schließung der Praxis in Schney hat auch Auswirkungen auf den Umsatz der einzigen Apotheke in Schney. Pächter ist Hartmut Pensel, der auch in Lichtenfels eine Apotheke führt. Er muss nun abwarten, wie sich die Zahlen entwickeln.
Die Schließung der Praxis in Schney hat auch Auswirkungen auf den Umsatz der einzigen Apotheke in Schney. Pächter ist Hartmut Pensel, der auch in Lichtenfels eine Apotheke führt. Er muss nun abwarten, wie sich die Zahlen entwickeln.
 
 
Auch die Facharztpraxis des Bezirks wird Lichtenfels wohl auch im Laufe des kommenden Jahres verlassen.
Auch die Facharztpraxis des Bezirks wird Lichtenfels wohl auch im Laufe des kommenden Jahres verlassen.
 

Die Stadt Lichtenfels will einen runden Tisch einrichten, damit alle Fachleute aktuelle Probleme erörtern können. Dazu holt man sich Hilfe durch ein Beratungsbüro, das in anderen Städten schon Erfolge erzielen konnte.

Tobias Kindermann

Es klingt schon fast wie eine traurige Routine. Ein Arzt im Landkreis macht zu, es findet sich kein Nachfolger - wieder eine Lücke in der medizinischen Versorgung. So Ende Juni in Schney, als Dr. Michael Schnapp aus Altersgründen seine Praxis geschlossen hat. Seitdem steht der größte Lichtenfelser Stadtteil ohne eigenen Hausarzt da, ein möglicher Nachfolger sprang ab. Es folgte die inzwischen bekannte Diskussion in der Region: Wie bekommt man junge Ärzte dazu, sich im ländlichen Raum anzusiedeln? Ein Dauerbrenner.
"Der typische Hausarzt, der fast Tag und Nacht für seine Kunden da war, stirbt aus", sagt Sebastian Müller, Leiter des Bürgermeisteramtes der Stadt Lichtenfels. Der nächste Fall folgte kurz danach: Der Bezirk Oberfranken wird im Laufe des Jahres 2018 seine Facharztpraxis für Innere Medizin und Pneumologie (Ambulantes Behandlungszentrum) aus der Lichtenfelser Innenstadt hoch ins Bezirksklinikum Kutzenberg bei Ebensfeld verlegen. Für die Patienten ein Nachteil, denn Kutzenberg ist weitaus schwerer zu erreichen - und es gibt auch keine Apotheke dort.
Steht eine Kommune dem machtlos gegenüber? Im Fall der Praxis in Schney ist der Arzt ja auch selbstständiger Unternehmer. Und ein potenzieller Nachfolger auch. Eine Kommune hat da direkt keinen Einfluss darauf.
Im Fall des Behandlungszentrums liegen die Dinge etwas anders. Träger ist eine öffentliche Einrichtung: der Bezirk über seine Krankenhausgesellschaft. Der Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) wandte sich gleich nach dem Bekanntwerden der möglichen Entscheidung an den Bezirk und wunderte sich, warum es keine Antwort gab - und er von der endgültigen Entscheidung aus der Zeitung erfuhr.
Nun, der Bezirk sagt, er habe das Schreiben nie bekommen und bietet nun ein Gespräch an. Doch an der Entscheidung, so heißt es aus Bayreuth, würde man festhalten.
Nun startet die Stadt Lichtenfels eine neue Initiative. Sie hat einen ganz anderen Ansatz als alle bisherigen Versuche: Man will einen runden Tisch mit Ärzten, Politikern und Apothekern abhalten, um Lösungen zu finden, bevor die Probleme ein Stadium erreicht haben, in dem sie sich erfahrungsgemäß kaum noch lösen lassen. Und holt sich dazu Unterstützung ins Haus: das Kommualbüro für ärztliche Versorgung, eine Einrichtung des Freistaats Bayern, die Kommunen kostenlos dabei unterstützt Ärzte zu finden. In Schonungen bei Schweinfurt gelang es mit dieser Zusammenarbeit, eine Gemeinschaftspraxis von zwei Hausärzten in den Ort zu holen, nach dem zuvor die Suche nach einem Nachfolger für eine geschlossene Praxis erfolglos verlaufen war. Das Beispiel Schonungen zeigt aber auch: Es bedarf einiger Vorarbeit dazu - von vielen Beteiligten.


Ein erstes Treffen

In einem Schreiben an alle Ärzte und Apotheker Ende Juni hatte Bürgermeister Hügerich das Vorgehen schon angekündigt. Nun fand das erste Vorabgespräch mit Gunnar Geuther vom Kommunalbüro in Lichtenfels statt, sagt Sebastian Müller. "Geuther hat uns bestätigt, dass man nur gemeinsam etwas erreichen kann."
Gemeinsam, das heißt: Junge Ärzte suchen oft flexible Arbeitszeitmodelle oder wollen nicht gleich eine komplette Praxis führen. "Da kann man überlegen, ob ein ansässiger Arzt einen jungen Kollegen in seine Praxis aufnehmen kann", nennt Müller ein Beispiel. Auch Unterstützung bei der Beratung zu einer Praxisübernahme oder Praxisgründung sind so möglich. Dazu gehört Hilfe beim Umgang mit Förderprogrammen oder der Personalsuche vor Ort.
Nun wird in einem weiteren Schritt zum runden Tisch geladen. Im Lichtenfelser Rathaus laufen die Vorbereitungen dazu.
Das erste Gespräch mit dem Kommunalbüro hat der Stadt Mut gemacht, betont Müller: "Wir sind gut beraten gewesen, die ins Boot zu holen."