Bund Naturschutz In der Vorstandssitzung beschäftigte sich die Kreisgruppe des Bund Naturschutz mit einer möglichen Verlegung der Hochspannungsleitungen durch den Kreis Lichtenfels. Diese Variante lehnt der BN vehement ab.
Lichtenfels — Wie eine Bombe schlug bei der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN) die Nachricht ein, dass die neue Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstrasse (HGÜ), die von Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt nach Grundremmingen in Schwaben führen soll, nun nach Westen - also mitten durch den Landkreis Lichtenfels - verschoben werden solle. In der jüngsten Vorstandssitzung fragte BN-Kreisgruppenvorsitzender Anton Reinhardt: "Was will man den Bürgern im Gottesgarten neben der A 73, der ICE-Hochgeschwindig keits trasse und autobahnähnlicher B 173 eigentlich noch an weiteren Belastungen aufbürden? Will die Planungsfirma Amprion mit ihrer Stromtrassenverschiebung die betroffenen Bürger im westlichen Teil Bayerns gegen die in Ostbayern ausspielen und so den Widerstand brechen?" Die Naturschützer bedauerten, dass die bayerische Staatsregierung immer noch auf die zentralen Stromsysteme der großen Energieversorger setze, mit
zwingender Direktvermarktung und Ausschreibungsmodellen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Damit bremse die Regierung die Initiativen für eine dezentrale Bürgerenergie in Bayern aus. Zugleich mache Ministerpräsident Seehofer (CSU) den Ausbau der erneuerbaren Energie "Wind" in Bayern mit einer "10H"-Abstandsregelung fast unmöglich. BN-Ortsgruppenvorsitzender Günter Lutz meinte: "Seehofer lehnt neue Stromleitungen ab, ohne aber ein neues Energiekonzept im Einklang mit dem Klimaschutz vorzulegen. Nur dann würde auch ein neuer Energiedialog in Bayern einen Sinn ergeben. Es wurde lange genug erörtert, nun müssen endlich konkrete Programme gestartet werden!"
Der Bund Naturschutz fordere als konkrete Alternative zum überzogenen Netzausbau mit neuen Fernleitungen den Ausbau der regionalen Stromnetze und deren effiziente Regelbarkeit.
Schatzmeisterin Elfriede Fischer bekräftigte den sofortigen Handlungsbedarf der Staatsregierung: "Gegenüber den überzogenen Großprojekten einer zentralistischen und ineffizienten Stromwirtschaft ist die dezentrale Energiewende vor Ort in Bürgerhand die bessere Alternative. Die Frage der Stromtrassen kann nicht mit einem Dialog gelöst und dann doch nochmals aufgeschoben werden."
Ludwig Wendler, BN-Ortsgruppenvorsitzender aus Ebensfeld, wies auf die Kernforderungen zu einer Neuplanung des Stromnetzausbaus und des Energiekonzepts des BN hin: "Mit einem auf dezentrale Erzeugung ausgerichteten Energiekonzept kann der Leitungsausbau deutlich reduziert werden, verbunden mit Kostenvorteilen, Naturschutz und Klimaschutz." Beiratsmitglied Ute Hauptfleisch forderte: "Die Stromnetzplanung ist bundesweit grundlegend neu zu überarbeiten.
Denn bisher wurden dezentrale Alternativen, Stromeinsparung und weitere technische Konzepte nicht berücksichtigt. Wir können nur einen Leitungsbau akzeptieren, der tatsächlich der Energiewende dient und für diese auch erforderlich ist."
Alternative Maßnahmen BN-Kreisvorsitzender Reinhardt stellte einige nachhaltige Maßnahmen aus Sicht des Bund Naturschutz kurz vor: Mit einer Stromeinsparung von 30 Prozent könnte der Neubau von Leitungen um über die Hälfte reduziert werden, ohne dass es Versorgungsengpässe gäbe. Der geplante Netzausbau diene somit der weiteren Energieverschwendung.
30 Prozent der Leistung in Spitzenzeiten (Wind-, Solarstrom) könnte zur Gewinnung von Wasserstoff mit Speicherung im vorhandenen Gasnetz verwendet werden. Der Netzausbau sinke damit ebenfalls deutlich.
Der Schutz von Natur und Landschaft müsse bei einer volkswirtschaftlichen Gesamtschau hier Vorrang haben.
Hochtemperaturseilen würden doppelt so viel Stromtransport auf einer Leitung bieten. Das Prinzip "Netzoptimierung vor Ausbau" könnte zu einer weiteren Minderung des geplanten Netzausbaus um ein Viertel führen.
Bessere regionale Verteilung der Stromerzeugung. Mehr Strom aus Windenergie im Süden und mehr Sonnen-Strom im Norden Deutschlands würden den Netzausbau deutlich reduzieren können. Anstelle weiter vor allem auf Offshore-Windkraft zu setzen, sollte mehr Windenergie im Süden Deutschlands ausgebaut werden. Das spare Leitungen und Verluste und stärke die regionale Wirtschaft.
Die unsinnige "10H"- Abstandsregelung arbeite daher für den weiteren teuren Leitungsausbau.
Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz würden heute Haushalte, Krankenhäuser oder Gewerbebetriebe für ihre Eigenerzeugung und Netzentlastung durch Kraft-Wärme-Kopplungs- und PV-Anlagen finanziell bestraft. Das Marktmodell führe zu einem Vorrang von Kohlestrom, also dem Strom mit den höchsten Umweltschäden, so der Vorsitzende.
red