Furchtlos ging es von der Schanze in die Luft

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Jeder Sprung auf der Grenzlandschanze in Rothenkirchen war eine Mutprobe.
Jeder Sprung auf der Grenzlandschanze in Rothenkirchen war eine Mutprobe.
Foto: Karl-Heinz Hofmann

Karl-Heinz Hofmann Rothenkirchen —  Das Freizeitareal im Landleitenbachtal bei Rothenkirchen zeigt sich dieser Tage wieder in weißer Pracht und lädt zum Wintersport ein. Frankenwald-Kenner wissen dies...

Karl-Heinz Hofmann

Rothenkirchen —  Das Freizeitareal im Landleitenbachtal bei Rothenkirchen zeigt sich dieser Tage wieder in weißer Pracht und lädt zum Wintersport ein. Frankenwald-Kenner wissen dieses idyllische Frankenwaldtal vor allem als Sommerspaßparadies zu schätzen. Das beliebte Natur-Erlebnisbad wird umrahmt von Beachvolleyball-Spielfeldern, einem attraktiven Jugendzeltplatz mit zwei Grillhütten, Wasseranschlüssen, Duschen und WC-Anlagen sowie einen Wohnmobilstellplatz, der Besucher aus ganz Deutschland anlockt. Ein Trimm-Dich-Pfad sowie die Tennisplätze und das Tennisheim des TC Rothenkirchen in unmittelbarer Nähe runden das abwechslungs- und erlebnisreiche Sommerangebot ab. Und dann gibt es noch zwei gut markierte Wanderwege in Wald und Flur in den nördlichen Frankenwald in Richtung Hirschfeld und Buchbach, die im Winter auch als Loipen gespurt sind und Skilangläufer in eine reizvolle Winterlandschaft führen.

Werk von Idealisten

Was wohl viele nicht mehr wissen: Das Landleitenbachtal mit seinem angrenzenden steilen Galgenberg war einst beliebtes Wintersportgebiet. In den 1960er bis in die 1970er Jahre, also bis vor rund 40 Jahren war sogar Skispringen in der Region ein beliebter Wintersport. Dafür hatten Idealisten sogar eine Skisprungschanze, die legendäre Grenzlandschanze, errichtet. Die Sprungschanze stand am Berg der Schwendleite, bezeichnenderweise nicht weit vom Flurgebiet "Himmelreich" entfernt, und es ging hinunter ins Landleitenbachtal. Dort befinden sich heute der Wohnmobilplatz und die Tennisplätze des TC Rothenkirchen.

Viel Idealismus und Verhandlungsgeschick waren Ende der 60er Jahre erforderlich, um die Grenzlandschanze erbauen zu dürfen, viel Eigenleistung war erforderlich, bevor man dort Sprungweiten zwischen 40 bis 50 Metern erzielen konnte. Die Bretter der Springer waren überdimensional groß: 2,75 Meter lang und neun Zentimeter breit mit sechs Rillen im Bodenbereich hatten sie ein Gewicht von je drei Kilogramm. Es war harte Arbeit, diese auf den Schultern die über 100 Meter Höhenunterschied (von 400 auf rund 500 Meter) vom Auslauf hinauf in die Anlaufspur zu tragen. Aufstiegshilfen gab es nicht. So war jeder Sprung auch eine außergewöhnliche Mutprobe. Hunderte von Zuschauern sahen die abenteuerlichen und waghalsigen Sprünge, aber auch spektakuläre Stürze, etwa wenn eine Bindung beim Absprung aufsprang oder wenn der Flug missglückte und der Wind den Springer nach vorne drückte und dieser kopfüber landete. Dies natürlich ohne Sicherheitshelm und ohne besonderen Skisprunganzug und -schuhe. Man trug Wollhandschuhe und als Kopfbedeckung eine Wollmütze, berichtet Josef Rebhan, genannt Hauckensepper, einer der furchtlosen Rennsteig-Adler der Skiabteilung des SV Rothenkirchen.

Der Sprungbetrieb auf der Grenzlandschanze wurde etwa 1985 eingestellt. Grund hierfür waren Schneemangel und die Sicherheitsbedenken.