Für Einheimische und Flüchtlinge

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Die sanierungsbedürftige Wolfsschlucht - ab 2018 sollen hier einheimische und ausländische Jugendliche in Wohngruppen leben. Dann dürfte sich auch der Basketballkorb wieder über ein paar Würfe freuen. Foto: Ronald Rinklef
Die sanierungsbedürftige Wolfsschlucht - ab 2018 sollen hier einheimische und ausländische Jugendliche in Wohngruppen leben. Dann dürfte sich auch der Basketballkorb wieder über ein paar Würfe freuen.  Foto: Ronald Rinklef

In die ehemalige Jugendherberge sollen ab 2018 sowohl einheimische Jugendliche als auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einziehen - jeweils elf. Sie sollen dort lernen, wie man ein selbstständiges Leben führt.

Anna Lienhardt

Was aus der idyllisch im Hain gelegenen, ehemaligen Jugendherberge Wolfsschlucht wird? Ein "Erlebnispädagogisches Kompetenzzentrum für junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund". Wer sich darunter auf Anhieb nichts vorstellen kann, den klärt Emil Hartmann auf: "Es geht darum, dass wir die Jugendlichen durch erlebnispädagogische Projekte kompetent für die Zukunft machen", sagt der Gesamtleiter des Don-Bosco-Jugendwerks Bamberg. Die jungen Leute sollen fit gemacht werden, damit sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können.
Die Einrichtung wird Betriebsträger des Kompetenzzentrums und mietet das Gebäude von der Stadt Bamberg. Das sanierungsbedürftige Haus soll 2018 zu neuem Leben erweckt werden. "Das Besondere ist, dass wir uns gleichzeitig an einheimische Jugendliche und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wenden", sagt Bürgermeister Christian Lange (CSU).
Wie das funktionieren soll, erklärt Emil Hartmann: Geplant ist eine Wohngruppe für elf einheimische Jugendliche ab 15 Jahren sowie eine weitere Gruppe für ebenfalls elf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge verschiedenster Nationalitäten. Das heißt, es handelt sich um Jugendliche, die ohne Angehörige in Deutschland sind.
Einheimische wie Flüchtlinge werden in Einzel- oder Doppelzimmern leben, und zwar innerhalb ihrer Wohngruppen.
Diese werden zunächst nicht gemischt. "Der Schlaf- und Essensrhythmus von Einheimischen und Flüchtlingen ist ein anderer, auch die Essgewohnheiten sind verschieden", sagt Hartmann und fügt an: "Viele Flüchtlinge sind traumatisiert. Es dauert, bis sie zur Ruhe kommen."
Da sind also jene Minderjährigen, die aus Kriegsgebieten kommen und kein Zuhause mehr haben. Und dann gibt es die deutschen, die aufgrund ihrer familiären Situation nicht mehr daheim leben können. Beide Gruppen werden täglich in Kontakt miteinander sein. Sei es beim Klettern, wo es darum geht, dem Sichernden zu vertrauen. Oder bei der Bootstour, bei der die jungen Menschen sprichwörtlich im selben Boot sitzen und miteinander kommunizieren und interagieren müssen. Vorgesehen ist zudem eine Kooperation mit der offenen Jugendarbeit, so dass auch Kontakt mit diesen Bamberger Jugendlichen besteht.


Förderung von Stärken

Auch in den Gemeinschaftsräumen, vorgesehen als "kreative Werkstätten", soll es zur "Integration durch gemeinsames Tun" kommen, zur Förderung von Stärken und zur Bildung der sozialen Kompetenz. Ebenfalls liegt ein Schwerpunkt auf "Erlebnis- und Zirkuspädagogik".
Hartmann: "Die pädagogische Arbeit soll Bildung im ganzheitlichen Sinne ermöglichen, nämlich das Lernen mit Kopf, Herz und Hand."
Und dann sind da noch die Gemeinschaftsküchen: Die Pädagogik beim Schnibbeln in der Küche sei nicht zu unterschätzen, sagt der Don Bosco-Gesamtleiter.
Er kennt auch jene kritischen Stimmen, die die Lage der Wolfsschlucht skeptisch sehen, da ist von Isolation und Abgeschiedenheit die Lage.
Doch Hartmann hält dagegen: Gerade die friedliche, idyllische Lage sei ein Ort des Schutzes. Das sei sowohl bei jungen Menschen mit Kriegserfahrung als auch bei Jugendlichen mit hohem Konfliktpotenzial in der Familie nicht zu unterschätzen. Hartmann ist sich sicher: "Das wird eine ganz besondere Einrichtung."
Doch wie schaut es finanziell aus? Ralf Haupt, der Sozialreferent der Stadt, beziffert die Kosten für die Sanierung auf vier Millionen Euro - von denen der Bund dank eines Förderprogramms satte 3,6 Millionen Euro übernimmt. Haupt: "Das sind insgesamt 90 Prozent Förderung. Besser können wir's nicht haben." Zum Anteil der Stadt - 400 000 Euro - kommen laut Haupt geschätzt noch 75 000 Euro für die Ausstattung dazu.
Die Kosten für die Betreuung der Bewohner erklärt Emil Hartmann. Grundlage ist der Paragraf 34 des Sozialgesetzbuches VIII, wo es um Kinder- und Jugendgesetze geht. Die Kosten für die minderjährigen Flüchtlinge ohne Familie übernimmt der Bund, für die Einheimischen ist das Jugendamt zuständig. Die zukünftigen Bewohner der Wolfsschlucht werden rund um die Uhr betreut.
Damit die Einrichtung auch in der Bevölkerung gut aufgenommen wird, kündigt Sozialreferent Haupt an, dass man die Anwohner rechtzeitig mit ins Boot holen wolle. "Und wir halten den Bürgerverein Bug über die Fortschritte auf dem Laufenden."