Nach dem Schulabschluss noch keinen Plan, wie es weitergehen soll? So erging es auch Lukas Krug, der sich für ein freiwilliges soziales Jahr in der Lebenshilfe-Werkstatt in Augsfeld entschied. Er erzählt, warum das die beste Entscheidung war.
Friederike Stark
Riesig. Das ist das erste Wort, das man über die Werkstatt für behinderte Menschen in
Augsfeld sagen kann. Kaum geht es um die Ecke, liegt ein weiterer riesiger Gang vor einem. Und überall wird man freundlich begrüßt, nach dem Namen gefragt, eine Hand entgegengestreckt. Es wird geschraubt, gesägt und es werden in Windeseile Kartons gefaltet. "Rund 320 Menschen mit Behinderung arbeiten hier", erklärt Lukas Krug. Hinzukommen noch einmal rund 70 Mitarbeiter, also Pflegepersonal, Schreiner, Techniker, Küchenpersonal und FSJler - wie Lukas Krug aus Wülflingen.
Ein Jahr als Orientierungshilfe
Der 19-Jährige ist einer von insgesamt Mitarbeitern, die ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) in der Werkstatt der Lebenshilfe in Augsfeld absolvieren. Wobei Krug streng genommen schon seit eineinhalb Jahren in der Einrichtung arbeitet.
Denn er will genau das weitermachen. "Ich beginne im September meine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger", erzählt er.
Erfahrungen für das Berufsleben
Seine beiden Kollegen Julia Räder und Sven Glaser werden zwar im September Ausbildungen in anderen Bereichen beginnen. "Aber das Jahr war trotzdem genau die richtige Entscheidung", sagt die 20 Jahre alte Julia Räder aus Haßfurt.
Sie hatte von einer Bekannten von der Möglichkeit erfahren, in der Werkstatt in Augsfeld ein FSJ zu machen. "Dann habe ich einen Hospitationstag gemacht und wollte sofort hier hin", erklärt sie. Und sie ist sich sicher, dass das Jahr und die Erfahrungen, die sie hier sammeln konnte, im spätere Berufsleben helfen werden.
Davon ist auch Georg Göb überzeugt. Der stellvertretende Werkstattleiter betreut die sechs FSJler.
"Das Jahr hier bringt die jungen Leuten gleich auf mehreren Ebenen weiter", sagt Göb. Die FSJler lernten Führungsverantwortung, da sie in den einzelnen Werkstattgruppen den Gruppenleiter unterstützen und vertreten. Außerdem könnten die jungen Leute in verschiedene Berufsbereiche hineinschnuppern. "Aber das wichtigste ist mit Sicherheit, dass die Leute hier soziale Kompetenzen erlernen, die sie in allen Berufen gut gebrauchen können", ist Göb sich sicher.
Auch die drei FSJler heben genau das hervor: "Man lernt hier wirklich für das Leben", sagt Julia Räder. Man lerne, kleine Dinge zu schätzen, und man lerne sich selbst besser kennen. Das wichtigste aber sei, dass Berührungsängste abgebaut würden. "Man sollte sowieso keine großen Berührungsängste haben, wenn man hier arbeiten will", sagt Krug.
Zwar müssen die FSJler keine Pflege übernehmen - "dafür haben wir hier ja extra Pflegepersonal", sagt Georg Göb. Aber der Hauptbestandteil ist die Betreuung und Begleitung der behinderten Personen. "Ein bisschen handwerkliches Geschick wird schon benötigt, aber im Vordergrund steht die Arbeit mit den Menschen", sagt Krug.
Umfangreiches Arbeitsfeld
Nur bei seinem Kollegen Sven Glaser steht die handwerkliche Arbeit im Vordergrund. "Ich arbeite mit fünf Leuten in der Schreinerei", sagt er. Die Schreinerei ist modern ausgestattet, hier stehen gefährliche Maschinen, die nur wenige bedienen dürfen. "Wir stellen hier Holzbänke, Tische und Stühle her und verkaufen diese dann", sagt Glaser, der aus Sand kommt
Für Krug, Räder und Glaser hat sich das Jahr, das im September zu Ende geht, mehr als gelohnt.
"Ich würde das jedem empfehlen, wenn er noch nicht weiß, was er nach der Schule machen will", sagt Sven Glaser.
Die Werkstatt in Augsfeld sucht ab September wieder junge Leute. "Wir haben noch ein paar freie Stellen", sagt Göb. Wer sich für ein freiwilliges soziales Jahr in Augsfeld interessiert, kann sich unverbindlich unter der Telefonnummer 09521-94700 informieren. Innerhalb des FSJ finden begleitende pädagogische Seminare statt sowie externe Fortbildungen. "Und die FSJler erhalten ein Taschengeld in Höhe von rund 400 Euro", sagt Göb. Und zahlreiche Erfahrungen dazu.