Lehrlinge fehlen

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Laura Ziereis arbeitet mit der Säge.
Laura Ziereis arbeitet mit der Säge.
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Handwerk  Aktuell haben Betriebe nicht nur mit Engpässen bei Baustoffen zu kämpfen.

„Wenn der Spruch ‚Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erwarten‘ in der Gesellschaft angekommen wäre, wäre alles gut“, meint Kreishandwerksmeister Werner Oppel. Er erzählt, dass die Auslastung im Landkreis Forchheim sehr gut sei. „Die größte Schwäche ist aber der Personalmangel, weil viele Schulabgänger eine höhere Schule besuchen wollen“, so Oppel. Die Kreishandwerkerschaft versuche wohl das Handwerk in der Bevölkerung besser zu verankern, aber es sehe gerade nicht sehr rosig aus, Lehrlinge zu finden.

Zwei Preiserhöhungen

„Wir müssen einfach noch besser an Eltern und Lehrer kommen und die überzeugen“, erklärt der Kreishandwerksmeister und zeigt ein weiteres Problem auf: Baustoffe werden immer teurer: „In diesem Jahr gab es zweimal Preiserhöhungen. Das ist übertrieben und nicht nachvollziehbar.“ Außerdem gebe es Lieferschwierigkeiten. Er selbst habe 20 Heizkessel bestellt, von denen keiner ankam. „Die Industrie ist unser Lieferant. Da werden viele Ausreden geliefert. Und auch der Bahnstreik ist nicht förderlich. Gerade wenn man sich Umweltschutz auf die Fahne geschrieben hat“, erklärt Werner Oppel. Allerdings freue er sich auf die 100-Jahr-Feier der Klempner-, Installateur- und Heizungsbauer-Innung Forchheim , deren Obermeister er ist. Oppel verrät, dass viele prominente Gäste am 17. September erwartet werden. Unter anderem der bayerische Umweltminister und der Forchheimer Landrat .

„Bei Baustoffen für den Boden gibt es einen Engpass. Aber es ist nicht so, dass überhaupt nichts geht. Die Vielfalt ist halt eingeschränkt“, erklärt Johannes Lange , Inhaber der gleichnamigen Schreinerei in Ebermannstadt. Kunden müssen im Augenblick einfach flexibel sein. „Wenn sich ein Kunde auf eine bestimmte Marke versteift, könnte es Probleme geben oder man hat halt lange Lieferzeiten“, so Lange. Man könne aber durchaus gemeinsam andere Lösungen finden. Er selbst kann Baustoffe lagern.

Im Augenblick versucht er so viele wie möglich vorzuhalten. Lange erzählt von einem Kollegen, der Teile für Fertighäuser herstellt. Als keine Platten mehr lieferbar waren, musste er die Arbeit einstellen und seinen Mitarbeiter heimschicken. „Man muss halt mit den Ressourcen jonglieren und auf das Verständnis beim Kunden hoffen“, fasst Lange zusammen. Und über Fachkräfte sagt er: „Für die haben wir immer Arbeit.“

Auch bei ihm sei die Mitarbeiter-Bindung ein Thema. Er arbeitet mit der örtlichen Realschule zusammen und ist auf allen Ausbildungsmessen vertreten. Deshalb findet er auch Auszubildende . „Und wenn die zur Firma passen, pünktlich, loyal und ehrlich sind, werden sie am Ende der Ausbildung übernommen“, so Johannes Lange . Er versuche einfach positiv in die Zukunft zu blicken.

Gute Stimmung

Positiv sieht auch die Handwerkskammer Oberfranken (HWKO) die Entwicklung des Handwerks . Die Corona-Krise habe wohl einige Zweige des Handwerks sehr getroffen, beispielsweise persönliche und körpernahe Dienstleistungsbetriebe wie Friseure , Kosmetiker, Schneider oder Fotografen. „Aber in den letzten Monaten hat sich die Stimmung im oberfränkischen Handwerk mit Blick auf die Konjunktur wieder merkbar aufgehellt“, gibt Michaela Heimpel, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei der HWKO an. Die Sicherung der Fachkräfte und Auszubildenden sei nach wie vor eine der größten Herausforderungen des Handwerks . Das gelte nicht nur für den Landkreis Forchheim , sondern für die gesamte Bundesrepublik.

„Immer mehr Jugendliche streben nach vermeintlich höheren Bildungsabschlüssen, weil sie sich dadurch bessere Karrierechancen erhoffen – beziehungsweise streben häufig die Eltern danach. Wir kämpfen für echte Gleichwertigkeit – auch in den Köpfen! Es geht darum zu zeigen, dass das Handwerk die gleichen – oder teilweise gar bessere – Karrierechancen bietet wie die klassische Hochschulausbildung“, so Heimpel.

Durch Corona seien die üblichen Kontaktwege nicht möglich gewesen. Zum 1. September haben im Landkreis Forchheim 15,4 Prozent weniger Jugendliche eine Ausbildung im Handwerk begonnen, im Vergleich der Jahre 2019 zu 2021 sind es 8,7 Prozent weniger. Im Augenblick gibt es wieder viele Aktionen, um junge Menschen für Handwerksberufe zu motivieren.

Zu den Baustoffen sagt Michaela Heimpel: „Die Situation ist herausfordernd. Denn die Knappheit zieht sich aktuell durch fast alle Bereiche. Das geht von Holz über Metall bis hin zu Kunststoffprodukten.“ Dadurch gebe es auf den Baustellen Verzögerungen. Alles gehe wohl langsamer, aber es komme nicht zu einem völligen Stillstand.