Flüchtlinge rücken in den Fokus

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Maria Eirich
Maria Eirich
Susanne Vodde
Susanne Vodde
 

Der Arbeitskreis Schulentwicklung im Landkreis kümmert sich verstärkt um junge Asylsuchende. Sie sollen in die Gesellschaft und das Berufsleben integriert werden. Maria Eirich gab den Vorsitz an Susanne Vodde ab.

Mit einem neuen Arbeitsschwerpunkt wechselt im Arbeitskreis Schulentwicklung auch der Vorsitz. Nachdem das Thema "Digitales Lernen" zwei Jahre lang im Mittelpunkt stand und nun durch einen "Runden Tisch" verstetigt werden soll, liegen jetzt die Bildung und Ausbildung von Asylbewerbern im Fokus. Nach knapp zwei Jahren übergab Maria Eirich (Gymnasium Haßfurt) den Vorsitz des Arbeitskreises am Dienstag an Susanne Vodde (Leiterin der Mittelschule in Haßfurt).
Im Arbeitskreis Schulentwicklung bemühen sich der Landrat, das Sozial- und das Jugendamt, das Schulamt, Rektoren verschiedener Schulen, Leiterinnen von Kindertagesstätten sowie Vertreter aus der Wirtschaft und der Agentur für Arbeit um eine Optimierung der schulischen Ausbildung und um bessere Übergänge zwischen den Schulen und dem Berufsleben. Maria Eirich ist eine glühende Verfechterin des digitalen Lernens und weil dieses Thema anstand, übernahm sie den Vorsitz im Arbeitskreis, obwohl sie als Stellvertreterin des Schulleiters am Regiomontaus-Gymnasium gut ausgelastet war. Jetzt gab sie den Vorsitz ab. Sie bleibt aber im Arbeitskreis und kümmert sich am "Runden Tisch" weiter um das digitale Lernen.
In der letzten von ihr geleiteten Sitzung ging es um den Unterricht für und mit Flüchtlingen. Zum Thema Asyl informierte zunächst Carolin Mehringer-Räth (Landratsamt), dass sich mittlerweile fast 1000 Flüchtlinge im Landkreis aufhalten, vorwiegend in insgesamt 65 dezentralen Unterbringungen. Derzeit gebe es nur relativ wenige Neuzuweisungen, weil erst andere Kreise und Bundesländer ihre im November vereinbarten Quoten erfüllen müssen. Deshalb kämen derzeit keine weiteren unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge mehr in den Kreis, sagte Jugendamtsleiter Christoph Schramm. 84 Kinder und Jugendliche werden derzeit meist in Wohngruppen betreut und beschult. "Da sind viele fitte und motivierte dabei, aber natürlich auch belastete junge Leute", erklärte der Jugendamtsleiter.
Praktisch in jeder Kindertagesstätte und Schule im Landkreis gibt es mittlerweile Flüchtlingskinder. Anfangs bräuchten die Kinder eine intensive Betreuung, doch meist integrierten sie sich schnell, so die Beobachtung von Schulamtsdirektorin Ulrike Brech. Der Kreis habe eine Förderung des Staates genutzt und stelle den Kindertagesstätten einen zusätzlichen Qualitätsbegleiter zur Seite, kündigte Schramm an.
Elisabeth Endreß dankte zwar für alle Unterstützung, doch der Personalschlüssel der Kindertagesstätten sei nach wie vor zu gering. 170 Lehrerstunden mehr habe das Schulamt Haßberge zugewiesen bekommen, erklärte Uli Brech. Auch die Mobile Reserve sei aufgestockt worden, doch auf die einzelnen Schulen verteilt relativiere sich das natürlich wieder. Sehr engagiert seien viele Lehrkräfte in die Fortbildung für Deutsch als Zweitsprache eingestiegen, was flächendeckend im Ganztagsunterricht umgesetzt werde. Jetzt würden auch Ehrenamtliche und pensionierte Lehrer geschult.
Landrat Wilhelm Schneider erläuterte, dass in der Oberen Vorstadt in Haßfurt ein Integrationscenter entstehen soll als zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber, aber auch anerkannte Asylanten, so dass es für die Flüchtlinge keinen Wechsel bedeute, ob sie (in der Anfangsphase) von der Sozialberatung der Caritas oder später von der Migrationsbegleitung des Roten Kreuzes betreut werden.
Zentrale Grundlage für eine gelingende Integration ist natürlich die Sprache. Eine Schnittstelle für die verschiedenen Angebote von Sprachkursen bildet jetzt Julia Hünemörder. Derzeit gibt es im Landkreis 27 Einstiegskurse, drei Integrationskurse (erst nach Anerkennung) und 16 Sprachkurse, die ehrenamtlich organisiert sind.
Für Jugendliche und junge Erwachsene unter den Flüchtlingen, vor allem auch den unbegleiteten Minderjährigen, hat die Berufsschule die Berufsintegrationsklassen eingerichtet. Sie sollen in zwei Jahren zunächst intensiv die deutsche Sprache, dann auch berufliche Orientierung vermitteln und möglichst viele Schüler zum Mittelschulabschluss oder "Quali" führen. Im September 2014 wurde die erste Klasse gebildet, diese 20 Schüler gehen im kommenden Jahr auf den Arbeitsmarkt. Mittlerweile gibt es weitere vier Klassen im ersten Jahr (102 Schüler mit 14 Nationalitäten).
Dazu stellen der Landkreis und die Berufsschule Personal. Vor allem mit Lehrkräften für Deutsch als Zweitsprache habe man sich verstärkt, erklärte die Schulleiterin Heidrun Görtler.