Die Flüchtlingshilfe Ebermannstadt kümmert sich um den 54-jährigen Syrer Haitham Mobaied, der Verwaltungsdirektor in Aleppo war und alles verloren hat. Er möchte so schnell wie möglich selbstständig werden.
"Ich will nie wieder Krieg erleben", sagt die 82-jährige Gretl Haus, die Mitglied im Verein Flüchtlingsnetz Ebermannstadt ist. Sie selbst hat im Zweiten Weltkrieg Bombenangriffe erlebt. Deshalb hilft sie Menschen, die in unserer Zeit so etwas Schlimmes erdulden müssen und Zuflucht in Deutschland suchen.
Doch Gretl Haus besteht auch darauf, dass sie nicht als sogenannter "Gutmensch" gesehen wird. Denn sie, ihre Vereinskollegin Claudia Hahn und Diana Könitzer von der Flüchtlings- und Integrationsberatung des Landkreises Forchheim wissen sehr wohl, dass es auch Flüchtlinge gibt, die versuchen, ihre Hilfe auszunutzen.
Zur Flucht entschlossen
Doch sie vertreten die Ansicht, dass man lieber einmal zu viel hilft als einmal zu wenig - entsprechend christlicher Wertevorstellungen. Es fliehen auch nicht nur junge Menschen aus ihren Heimatländern. Haitham Mobaied beispielsweise ist 54 Jahre alt. Er arbeitete als Verwaltungsdirektor einer großen Firma für Möbel in Aleppo (Syrien) und konnte dort sehr gut mit Frau und drei Kindern leben. 2014 entschloss er sich zur Flucht und kam 2015 nach Ebermannstadt.
"Jeden Tag bombardierten Flugzeuge unsere Häuser. Ich habe alles verloren und meine Kinder hatten keine Zukunft in Syrien", erzählt Mobaied. Als zwei Raketen sein Haus zerstörten, zog er mit seiner Familie in eine kleine Wohnung. Auch die Schulen wurden zerstört und die Kinder konnten nicht auf der Straße spielen, da dort Kämpfe stattfanden.
Das letzte Geld für Schlepper
Haitham Mobaied lebte drei Jahre von seinem Ersparten und hoffte, dass der Krieg aufhören würde. Dann entschloss er sich, zu gehen: "Das war schwer. Besonders für meine Frau, die alleine zurückbleiben musste." Das letzte Geld wurde zusammengekratzt und Schleppern gegeben. Er floh über die Türkei und Griechenland. Mit 40 Personen ging es sechs Stunden lang in einem kleinen Boot übers Meer. Dabei fielen vor seinen Augen Menschen ins Wasser und ertranken. Dann lief er alleine drei Tage im Regen Richtung Serbien. "Ich hatte Glück. Ich bin lebend hier angekommen. Und ich bekam Hilfe von Diana und Claudia", erzählt Mobaied.
Nicht gleich Freunde
Doch sie wurden nicht gleich Freunde. "Du warst immer so aggressiv", wirft Diana Könitzer ein, und Haitham Mobaied nickt zustimmend: "Ich war fremd, konnte die Sprache noch nicht und war überfordert mit der Bürokratie. Es ging mir alles zu langsam." Er war gestresst, denn er wollte seine Familie nach Deutschland holen und wusste nicht, ob sie überhaupt noch lebt. Deshalb bekam er auch einen Herzinfarkt. Jetzt sind Frau und Kinder ebenfalls in Deutschland und Haitham Mobaied wurde ruhiger.
Aus Angst unter den Tisch
"Sein Sohn ist am Anfang immer unter den Tisch gekrabbelt, wenn er ein Flugzeug gehört hat", erzählt Diana Könitzer. Sie sieht ihre Arbeit als Dienst an der Gesellschaft. Sie hilft bei der Integration, als Mediatorin und als Moderatorin. Sie möchte, dass ihre Kunden Arbeit finden und in die Rente zahlen können. "Es gibt aber auch ein paar wenige, da frage ich mich, warum die bleiben dürfen. Und ich finde es schade, dass unsere Arbeit nichts wert sein soll", meint sie.