Ahorns Bürgermeister will den geplanten Ausbau der Bundesstraße 4 durch Coburgs Weichengereuth noch nicht aufgeben und möchte dazu alle Beteiligten zu Gesprächen an einen Tisch holen.
Mit dem "Nein" des Coburger Stadtrats zum Ausbau der Bundesstraße 4 im Weichengereuth will es Ahorns Bürgermeister Martin Finzel (parteilos) nicht bewenden lassen. Die über Jahrzehnte erarbeitete Planung ist ihm viel zu wichtig, als dass er jetzt akzeptieren könnte, dass sie einfach vom Tisch gefegt wird. Dabei sucht er drängend das Gespräch mit dem Nachbarn Coburg, der in all den Jahren als einer von mehreren Partnern das gemeinsame Ziel mit Nachdruck verfolgte: Ausbau des Nadelöhrs von 1,3 Kilometern unausgebauter Bundesstraße auf dem Gebiet der Stadt Coburg.
Eine Verkehrskonferenz soll noch einmal alle Beteiligten an einem Tisch zusammenführen. Martin Finzel will zeitnah dazu in die Kulturhalle Witzmannsberg einladen. Vertreter der Gemeinde Ahorn, der Stadt Coburg als Anlieger, des Landkreises und der IHK als Betroffene in Fragen des regionalen Verkehrskonzeptes und der Planungsbehörde Staatliches Bauamt Bamberg sollen bei dieser Konferenz nach einer Lösung suchen, die vorliegenden Pläne möglichst so zu modifizieren, dass Coburg seine ablehnende Haltung aufgibt.
Plötzlicher Kurswechsel
Eine Haltung, die - wie Finzel immer wieder betont - einen radikalen Kurswechsel darstellt. Noch 2016 hatte sich die Stadt Coburg gemeinsam mit den anderen Partnern dafür stark gemacht, dass der Ausbau der B 4 aus der Priorität "Weiterer Bedarf" des Bundesverkehrswegeplans in die Kategorie "vordringlicher Bedarf" aufgenommen wird.
Der gemeinsame Vorstoß hatte Erfolg. Im Verkehrswegeplan für 2030 ist der Ausbau als "vordringlicher Bedarf" eingestuft. Das heißt, der Bund sollte das Vorhaben bis 2030 fertiggestellt oder zumindest mit dem Bau begonnen haben. Daher begann in den vergangenen Jahren eine Phase intensiver Planung. "Die Stadt Coburg, das staatliche Bauamt und die Gemeinde Ahorn stimmten in mehreren Besprechungen sowohl die Planung als auch die Kommunikation und die Gremienbeteiligung ab", betont Martin Finzel. Um so mehr überraschte ihn nun der Beschluss des Coburger Stadtrates, das Vorhaben generell abzulehnen.
Vergebene Chancen
Dadurch, so Finzel, werde "eine einmalige Chance vergeben". Denn seiner Einschätzung nach würde sich das Lebensumfeld der betroffenen Bürger durch den Ausbau erheblich verbessern. Er erinnert daran, dass auch ohne Ausbau täglich rund 20 000 Fahrzeuge den Straßenabschnitt befahren. Mit einem Rückgang dieser Zahlen sei nicht zu rechnen, eher im Gegenteil.
Flüsterasphalt, Lärmschutzwände und die Verlegung des Trassenverlaufs in Richtung Bahngelände brächten Verbesserungen beim Lärmschutz für die Anwohner. Geh- und Radwege und barrierefreie Bushaltestellen brächten Verbesserungen für Ältere und Menschen mit Behinderung. Unfallträchtige Einmündungen würden entschärft. Sogar vor Überschwemmungsereignissen, die nach Finzels Befürchtung im Zuge des Klimawandels noch häufiger werden könnten, böte die ausgebaute B 4 besseren Schutz. Nicht zuletzt erinnert Martin Finzel daran, dass der Bund mit einem Aufwand von 26 Millionen den Ausbau praktisch kostenneutral für die beteiligten Kommunen verwirklichen würde.
Der Kreistag des Landkreises Coburg hat sich im April 2016 einstimmig für den Ausbau ausgesprochen. Martin Finzel will nun das Gremium noch einmal mit der Frage befassen, um gegebenenfalls den Beschluss von damals erneut zu bestätigen.