Die Zahl der Elektroautos soll stark gesteigert werden. Das gelingt eher schleppend. Das ruft die Verfechter einer anderen Möglichkeit des alternativen Antriebs auf den Plan: Grüner Wasserstoff.
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sollen verschwinden und solche mit neuen alternativen Antriebssystemen ihren Platz einnehmen. Das ist die Marschrichtung, die nicht nur in Deutschland von der Politik ausgegeben wurde. Der Weg zu diesem Ziel soll möglichst nicht weit sein, denn die Pläne für eine Reduktion des CO2 -Ausstoßes sind hoch gesteckt. Der Landkreis und die Stadt Coburg haben daher im vergangenen Jahr ein Elektromobilitätskonzept erarbeiten lassen.
Daraus lässt sich ablesen, dass schon noch einiges bewegt werden muss, wenn die Zahl der Elektro-Pkw und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge so wachsen soll, wie es gewünscht - und prognostiziert - wird. Die Ausgangsbasis ist recht dünn. Zum 1. Januar 2019 waren in der Region 161 rein elektrisch angetriebene Pkw und 96 Plug-in-Hybrid-Pkw angemeldet. Der Anteil an der Zahl der Pkw insgesamt lag damit bei 0,22 Prozent. Immerhin ist das ein wenig über dem durchschnittlichen Anteil bundesweit (0,21).
Im Elektromobilitätskonzept wird von einem "rasant wachsenden Anteil" für die kommenden Jahre ausgegangen. Dazu müssen einige Hürden gemeistert werden. Eine ist die öffentliche Diskussion. In dieser, so heißt es im Konzept, würden Elektrofahrzeuge meist als "noch nicht praxistauglich" eingestuft. Das liege aber nur daran, dass E-Autos zu sehr mit Verbrennern verglichen würden. Die Nutzer müssten daher einige Gewohnheiten ändern, dann könnten E-Fahrzeuge sehr wohl die Anforderungen an die Mobilität erfüllen.
Erwartungen an Stromverbrauch
Angesichts der augenblicklichen Zahlen wird für 2020 von einem zusätzlichen Strombedarf von etwa 720 Megawattstunden (MWh) per anno ausgegangen. Steigt die Zahl der E-Fahrzeuge bis 2030 im gewünschten Maß - also auf zwischen 10 000 und 15 000 - an, dann wird der zusätzliche Bedarf auf mehr als 18 MWh im Jahresmittel geschätzt.
Damit ergibt sich die Frage, wo die in der Regel zeitaufwendigen Ladevorgänge stattfinden können. Im Kreisgebiet gibt es derzeit schon eine Reihe von E-Tankstellen. Es sind zwar über 30. Doch dabei sind auch die mitgezählt, die vor allem für E-Bikes gedacht sind. Die Internetplattform goingelectric.de listet die Stationen auf einer Karte. Dabei ist auch die Kapazität verzeichnet. Sie beginnt bei kleinen Ladestationen bis elf kW, wie sie etwa an der Alexandrinenhütte auf der Sennigshöhe oder bei einigen Gaststätten anzutreffen sind, um E-Radler anzulocken. Sie endet bei Powerstationen, die 100 und mehr kW bieten. Am häufigsten sind Lademodule mit 22 bis 42 kW. Das E-Mobilitätskonzept geht natürlich davon aus, dass viele Nutzer ihr Fahrzeug zu Hause in der Garage laden. Es sei aber nötig, dass etwa Arbeitgeber Möglichkeiten auf Firmenparkplätzen schaffen, Einkaufsmärkte es ermöglichen, während des Einkaufs zu laden und generell im öffentlichen Raum Angebote vorgehalten werden. Abhängig von den jeweiligen Voraussetzungen und von der gewünschten Leistung kostet eine Ladestelle aber rasch mehrere Tausend Euro. Es wird zu überlegen sein, wie Anreize geschaffen werden können, in diese Infrastruktur zu investieren.
Wasserstoff wird Thema
Unterdessen holt eine weitere alternative Form der Energieversorgung auf. Wasserstoff - vor allem, wenn er das Prädikat "grün" für sich in Anspruch nehmen kann - ist in den Blickpunkt der Forschung gerückt. Das hat damit zu tun, dass der Umstieg vom knapp werdenden Rohstoff Erdöl hin zur Kraft aus Akkus ein Umstieg zu ebenfalls begrenzt vorhandenen Rohstoffen ist. Rohstoffen, die zudem zu erheblichen Teilen in der Hand von Ländern liegen, die nicht als Garanten einer zuverlässigen und rentablen Versorgung für die Zukunft gesehen werden. Außerdem ist ihr Abbau oft mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden, die neuerdings stärker in die Kritik geraten sind.
Die Region Sonneberg möchte auf den Wasserstoffzug aufspringen - und Neustadt möchte die Nachbarstadt dabei begleiten. Beim gemeinsamen Tag der Franken im vergangenen Jahr zog eine Wasserstoff-Lok den Zug zwischen beiden Städten. Fahrzeuge und die gesamte Technik wurden breit präsentiert.