Festtag Erzbischof Ludwig Schick begeht am Montag sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Auch als "Exzellenz" bleibt er authentischer und bescheidener Hirte.
von unserer Mitarbeiterin
Marion Krüger-Hundrup
Bamberg — So richtig gezweifelt habe er in den vergangenen vier Jahrzehnten nie an seiner Berufung zum Priesteramt. "Doch ich habe mich schon gelegentlich gefragt, ob ich nicht auch Arzt und Familienvater hätte sein können", bekennt Erzbischof Ludwig Schick freimütig im Gespräch mit unserer Zeitung. Und er fügt hinzu: "Die Seelsorge macht mich froh!" So kann der 65-Jährige auch völlig entspannt und dankbar am heutigen Montag, 15. Juni, sein 40-jähriges Priesterjubiläum feiern: "Priester-sein ist mir wichtiger als Bischof-sein", bringt "Seine Exzellenz" Erzbischof Professor Dr. Ludwig Schick seine innere Haltung auf den Punkt.
Der gebürtige Oberhesse räumt ein, dass ihm "die Berufung zum Priester zugefallen" sei. Es war also nicht der berühmte Blitz, der einschlug, sondern die geduldig erbetete Erkenntnis.
Nach dem Abitur 1969 wollte Ludwig Schick zunächst Lehrer oder Arzt werden, auf jeden Fall aber etwas machen, "was anderen hilft zu leben." Erste medizinische Praktika folgten. Doch dem jungen Mann wurde zunehmend deutlich, dass er als Pfarrer den Menschen am meisten geben kann.
Sein Berufswunsch "Priester" stieß nicht überall auf Verständnis: Sein Vater wollte, dass der einzige Sohn sich zum Förster ausbilden lässt - und eine Familie gründet. Obwohl selbst gläubiger Katholik, sprach Steuerinspektor Josef Schick zwei Jahre lang kaum mit dem Filius, der nun ins Priesterseminar umzog.
Im Nachhinein sieht der Bamberger Erzbischof diese schwierige Zeit als Vorsehung, weil er spürte, dass der Ruf Gottes, das Ja stärker war als das Nein des Vaters.
Als dieser merkte, wie sein Sohn sich immer mehr entfaltete und wie gut es ihm ging, versöhnte er sich mit ihm und mit seinem Berufswunsch.
Inzwischen ist Ludwig Schick seit 40 Jahren Priester. Über seine Entscheidung sagt er heute: "Es war gut wie die erste Liebe", wenngleich es im Rückblick auf die Zeitspanne durchaus "etwas zu bedauern gibt". Konkreter will der Jubilar nicht werden - außer mit dem knappen Satz: "Ich habe nicht genug gebetet." Aus diesen Worten spricht die tiefste Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, nach Glück und Frieden, die wohl jeden Menschen berührt. Das erfährt der Priester Ludwig Schick immer wieder in seinen zahllosen Begegnungen mit allen nur denkbaren Zeitgenossen, denen er das Evangelium bringen will mit dessen Botschaft, dass Jesus ein "Leben in Fülle" verheißt.
"Ich möchte Verkünder und Seelsorger sein", betont der Erzbischof, Freud und Leid, Sorgen und Nöte
teilen, trösten, aufrichten. Dieses Drängen, dem er auf durch und durch wirksame Weise nachgibt, zieht sich wie ein roter Faden durch seine priesterliche und bischöfliche Laufbahn.
Selbst so zeitintensive Aufgaben wie zum Beispiel als Generalvikar oder Weihbischof im Heimatbistum Fulda hielten Ludwig Schick nicht davon ab, regelmäßig Einrichtungen für behinderte Menschen zu besuchen. Oder sich als Professor für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät Fulda in pfarrliche Seelsorge einzubinden und wöchentlich Kranke aufzusuchen: "In Stellvertretung Christi", wie Schick seinen priesterlichen und bischöflichen Dienst versteht.
Der Erzbischof versteht seinen Glauben als persönliche Beziehung, Vertrauen und Tat, die alle drei miteinander verwoben sind: "Jesus ist mir Freund, dem ich mich anvertrauen kann", sagt er. Diese Überzeugung prägt und strahlt aus.
Sie ist im Wortsinne erbetet: Morgens verbringt der Erzbischof eine gute Stunde in der Kapelle seines Bischofshauses, erbittet Rüstzeug für den Tag und Geist und Seele. Dabei ist sein Kopf schon durchlüftet: Nachtschwärmer und Frühaufsteher können Erzbischof Schick um fünf Uhr morgens erleben, wenn er in flottem Tempo durch Bamberg joggt.
Mission das Ziel Als junger Priester wollte Ludwig Schick in die Mission gehen. Drei Mal sagte sein Bischof "Nein". Das hat sein weltkirchliches Engagement noch weiter beflügelt. Das fing an mit persönlichen Reisen und Hilfsprogrammen und gipfelte in der Bamberger Partnerschaft mit der Diözese Thiès im Senegal sowie dem Engagement als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Diese Aufgabe als "Außenminister" führt den Erzbischof auf alle Kontinente.
Von dort bringt er nicht nur die Sorgenpakete der Afrikaner, Asiaten oder Lateinamerikaner mit.
Es sind vor allem die ansteckende Lebensfreude, der fröhlich und intensiv gelebte Glaube dieser Menschen, die Ludwig Schick begeistern. "Das Meiste liegt hinter mir, jetzt kann ich mich auf Jesus konzentrieren", blickt der Erzbischof nüchtern in die Zukunft. Er zitiert Augustinus: "Mit euch bin ich Christ, für euch Bischof." Das solle ihn weiterhin leiten als Oberhirte des Erzbistums Bamberg.