"Die wirklich hervorragende Arbeit im Gesundheitsamt, jede Infektionskette soweit wie möglich zu verfolgen und konsequent Quarantäne auszusprechen, hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir so wenige Infektionen haben." So sei das Geschehen hier in Kronach immer gut beherrschbar gewesen. Bislang!
Für weitere Besonnenheit und Schutzmaßnahmen zu argumentieren, wird nach Ansicht der Mediziner aber immer schwieriger, je positiver sich die Zahlen bei den Neuerkrankungen mit Corona entwickeln. "Der Mensch ist vergesslich", ist sich Uwe Fleischmann im Klaren. Ohnehin fänden jetzt vielfältige Lockerungen statt. Viele Bürger würden diese im privaten Bereich stark nutzen. Die Besonnenheit jedes Einzelnen sei umso gefragter. Fleischmann spricht davon, sich "persönliche Leitplanken aufzubauen" - also wie wir verantwortungsvoll für uns und für unsere Mitmenschen leben.
Verständnis gezeigt
Natürlich seien Maßnahmen wie soziale Distanz für viele eine Belastung und auf Dauer schwer einzuhalten, das sehen auch die drei Mediziner. "Solange wir fallende Fallzahlen haben, sollen wir die Lockerungen genießen", erklärt Fleischmann. "Wir müssen uns aber auch der Gefahr bewusst sein, dass sich die Zahlen drehen können. Dann müssen wir die Bereitschaft mitbringen, wieder schärfere Maßnahmen mitzutragen."
Es sei unstrittig, dass man auch abweichende Meinungen haben kann. Auch müsse gefragt werden, ob immer die Richtigen die gewährten Hilfen bekommen. Doch selbst wenn auf Bundesebene etwas spät reagiert worden sei, sei es noch richtig und konsequent gewesen.
"Sich in einzelnen Fällen mit seiner eigenen Meinung zu äußern, ist für mich genauso unstrittig und zum Rechtsstaat gehörend", betont Fleischmann. Er habe Verständnis, wenn jemand gegen eine leichtfertige Impfpflicht für Erwachsene ist. Aber dass öffentlich über eine Impfpflicht diskutiert werde, wo es noch gar keinen Impfstoff gebe, das verstehe er nicht.
Fleischmann äußert auch seinen Respekt vor Leuten, die sagen, "ich möchte selbstbestimmt mein Leben führen. Es geht niemand etwas an, wenn ich Covid bekomme". Er verlangt dann aber auch die Konsequenz, wenn es zu einer Erkrankung kommt, nicht die Allgemeinheit zu belasten. Es werde problematisch, wenn der Verzicht auf Isolationsmaßnahmen oder Vorsorgemaßnahmen auf dem Rücken anderer ausgetragen werde.
Vorsicht vor Falschmeldungen
"Immer mehr Menschen glauben den Falschmeldungen. Was derzeit passiert, erzeugt auch bei mir eine gewisse Angst", erläutert Peter Witton eine weitere heikle Entwicklung. Vieles, was bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen gesagt werde, stimme nicht, ärgert sich Witton. Was da an Falschinformationen gesagt werde, könne dazu führen, dass wichtige Dinge nicht mehr eingehalten werden, um die Infektion weiter unter Kontrolle zu haben.
Rudolph fügt hinzu: "Wir von ärztlicher Seite sind auf jeden Fall all den Menschen unendlich dankbar, welche die Einschränkungen mittragen und unterstützen." Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung zeige ein vernünftiges Verhalten.