Es blitzt - an kritischen Stellen

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Wenn die Autofahrer den Polizeibeamten mit seiner Laserpistole entdecken und zu schnell waren, dann ist es meistens zu spät. Fotos: Thomas Heuchling
Wenn die Autofahrer den Polizeibeamten mit seiner Laserpistole entdecken und zu schnell waren, dann ist es meistens zu spät. Fotos: Thomas Heuchling
Oben steht die Entfernung von der Laserpistole zum Messpunkt auf dem Nummernschild. Der untere Wert ist die gemessene Geschwindigkeit. Hier ist der Fahrer in der Tempo-30-Zone mit 54 Sachen unterwegs.
Oben steht die Entfernung von der Laserpistole zum Messpunkt auf dem Nummernschild. Der untere Wert ist die gemessene Geschwindigkeit. Hier ist der Fahrer in der Tempo-30-Zone mit 54 Sachen unterwegs.
 

Blitzmarathon  Ab heute ist eine Woche lang im Landkreis mit verstärkten Tempokontrollen zu rechnen. Die Polizei hat unfallträchtige Strecken ausgesucht. Es gehe bei der Aktion um Sicherheit und nicht ums Geld.

von unserem Mitarbeiter Markus Häggberg

Kreis Lichtenfels — Siebenmal Lichtenfels, fünfmal Bad Staffelstein und einmal Weismain - das sind Anzahl und Standorte im Landkreis, an denen der Blitzmarathon stattfindet. Die Polizei wird ab heute, beginnend um 6 Uhr, bis zum 25. September verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Ein Streifzug durch eine bundesweite Aktion auf lokaler Ebene.
Es gibt "bestimmte Kriterien", so Kriminaloberkommissar Manuel Stumpp in Bayreuth. Der Mann von der Pressestelle des Polizeipräsidiums, auf welche die Polizeiinspektion Lichtenfels für Auskünfte verwies, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass der Blitzmarathon nicht an willkürlich ausgesuchten Stellen passiert. "Es sind Stellen, die aufgrund der Unfallhäufigkeit bekannt sind", so Stumpp. Bei der Frage nach genauen Zahlen möchte er dem Innenministerium nicht vorgreifen, aber beim ersten Blitzmarathon im Vorjahr waren 300 Beamte allein in Oberfranken mit Radarmess- und Handlasergeräten im Einsatz.
Über 200 Messstellen in ganz Bayern gibt es, die allesamt als Unfallbrennpunkte hervortraten. Sie liegen zu mehr als 50 Prozent auf Landstraßen, denn dort ereignen sich in Oberfranken "mehr als 50 Prozent der tödlichen Unglücke".
Wenn das noch nicht Grund genug für Geschwindigkeitsmessungen sein sollte, so kann Stumpp auch mit einer Anekdote dienen. Einer traurigen, denn der deutschlandweit schlimmste Gasfuß war ein oberfränkischer mit 193 km/h im Hunderterbereich. Auch Stumpp sind Vorwürfe wie "Wegelagerei" bekannt, auch er weiß um die Sicht mancher Autofahrer, die hinter verstärkten Radarkontrollen nur den Willen des Staates erkennen wollen, etwas fürs Haushaltssäckel einzunehmen. Aber er dementiert.
"Prinzipiell überwachen wir Strecken nicht, um Geld einzunehmen. Wir gehen gezielt in die Analyse und Geschwindigkeit ist nun mal die Unfallursache Nr. 1. Außerdem, so führt Stumpp ins Feld, seien die Messstellen bekannt, ließen sich über die Webseite des Innenministeriums erfragen und würden auch mitunter im Radio durchgesagt.

Ursache Nummer eins

Alfons Hrubesch ist ehemaliger Polizist. Er ist auch Vorsitzender der Kreisverkehrswacht. Er kennt Blitzkontrollen aus zwei Sichten und hat eine eindeutige Meinung: "Aufgrund der Unfallforschung steht fest, nicht angepasstes Tempo ist Unfallursache Nummer eins. Wir haben jedes Jahr Gleichheit bei den Unfallursachen. Man muss was tun!" Auf eigenverantwortliche Vernunft des Kraftfahrers vertraut Hrubesch nicht. "Der Deutsche braucht nicht nur Vorschriften, sondern auch, dass man sie überwacht. Ich habe auch schon gezahlt, ich begrüße das." Ob die Polizisten beispielsweise in der Polizeiinspektion Lichtenfels den Blitzmarathon begrüßen, wird ihr Geheimnis bleiben. Zwar werden nach Einschätzung von Pressesprecher Stumpp wohl keine Überstunden anfallen, aber Erster Polizeihauptkommissar Harald Göring von der PI Lichtenfels weiß: "Es ist eine Belastung für den normalen Dienst. Die (Kollegen) können halt ihre Anzeigen (gemeint ist die alltägliche Annahme von Anzeigen und Beschwerden) nicht schreiben und müssen an solchen Tagen die üblichen Tätigkeiten hintanstellen." Drei Verkehrspolizisten werden allein von der Inspektion ausrücken. Mit Laserpistole.
Über 200 Messstellen in Oberfranken. Die Radiosender, bei denen Durchsagen zu Blitzstellen zu den Verkehrsnachrichten gehören, müssten ordentlich zu tun haben. Glaubt man. Aber Anrufe bei Radio Eins oder Radio Plassenburg haben ergeben: Dem wird nicht so sein. Zwar bereiten die Sender Reportagen zum Thema vor, aber ein Mehr an Durchsagen wird es nicht geben. Redakteurin Anja Hempel (Radio Eins): "Dass wir einen Mehraufwand an Meldungen haben, denke ich nicht", sagt sie. Aber: "Wir haben eine Liste von 30 bis 40 Meldestellen online auf Facebook gestellt." 30 bis 40 Meldestellen gibt es im Senderaum Kronach, Lichtenfels und Coburg. Erkundigen darf sich jeder selbst.