Er hat ein Faible für Finanzen

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Werner Wolf in seinem Büro Foto: Petra Malbrich
Werner Wolf in seinem Büro  Foto: Petra Malbrich

rechnerei  Gräfenbergs ehemaliger Bürgermeister Werner Wolf nimmt mit seinem Lohnsteuerhilfeverein "Allo" Steuerpflichtigen eine lästige und unangenehme Arbeit ab.

von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich

Gräfenberg — Eine Stunde braucht Werner Wolf, um eine gewöhnliche Steuererklärung auszufüllen. Mit dem Vorgespräch und dem Sammeln der Unterlagen zwei bis drei Stunden. Auf die lästige Arbeit, die jeder arbeitende Bürger einmal jährlich erledigen muss und gerne auf die lange Bank schiebt, stürzt sich Werner Wolf gerne. Nicht nur einmal im Jahr.
Bis zu 140 Steuererklärungen hat er vor seiner Bürgermeisterzeit bearbeitet. So viele Mitglieder hatte er damals. Aus Zeitmangel reduzierte er dann auf 20 Mitglieder, nun sind es wieder 40 und somit genauso viele Steuererklärungen, durch deren viele Anlagen er sich durcharbeitet.

Auch die harten Nüsse knacken

Aber es gibt auch Steuererklärungen, an denen er einige Tage sitzt. Wenn er in der Rechtsprechung etwas dazu suchen muss, wie in den 90er-Jahren, bei den Vermietungen von Eigentumswohnungen im Osten. Da telefonierte er dann auch mit den Mitarbeitern der Finanzämter dort.
Diese Steuererklärungen sind dann zum Zähneausbeißen - aber es sind auch die harten Nüsse, die er knacken möchte und auch knackt. Das ist eine Herausforderung für ihn. Es kommt vor, dass er anders rechnet als das Finanzamt und damit richtig liegt. "Rechtliche Probleme klären, war schon immer mein Steckenpferd", sagt Werner Wolf.
Seine Arbeit in seinem Lohnsteuerhilfeverein mit dem Namen "Allo" in Gräfenberg sieht er als Vertrauensposition, genau wie die Arbeit im Notariat. Dort begann im Prinzip auch die Idee mit dem Verein zu reifen. Im Notariat war er oft für die Menschen auch Ansprechpartner. "Da wurde ich oft gefragt: und wie ist das steuerlich?", erinnert sich Wolf. "Dazu müssen Sie zum Steuerberater" gehen, lautete seine Antwort.
Als er dann 1982 selbst mit dem Hausbau begann, arbeitete er sich richtig tief in die Materie ein, arbeitete abends im Nebenjob bei einem Steuerberater mit. "Das war mein Hobby", erklärt Wolf. "Wenn man aus der Juristerei kommt, hat man schon mit Gesetzen zu tun", sagt Werner Wolf.

Die Mundpropaganda macht's

Die Mitarbeit beim Steuerberater weckte aber in Wolf auch den Wunsch, die ganzen Steuerangelegenheiten und Steuererklärungen selbst zu betreiben. "Durch die Zeitung wurde ich dann auf die Beratungsstelle aufmerksam. Es hat mir imponiert, dass man eigenständig etwas aufbauen kann", erinnerte sich Wolf. Er meldete Interesse an und bildete sich in Seminaren weiter. 1988 wurde sein Wunsch Wirklichkeit und er fing bei Null an. Seither berät er im Büro in seinem Haus in Gräfenberg die Mitglieder und füllt deren Steuererklärungen aus. Durch Mundpropaganda wuchs der Mitgliederstand schnell auf 100 an. "Da habe ich gut zu schaffen gehabt", sagt Wolf.
Alle Fälle darf er nicht annehmen. Nur Arbeitnehmer und Rentner. Beratend bei Kindergeldfragen ist er auch tätig . Den Kontakt zu den Menschen braucht er, hat ihn auch während seines Bürgermeisteramts gehalten. Sein festes Vorhaben war immer, sich im Ruhestand wieder seiner Beratungsstelle zu widmen.
Wenn wieder mehr Mitglieder kommen, ist das für Wolf in Ordnung, immer unter der Maßgabe, den alten Stress nicht gegen neuen auszutauschen. Noch heute zählen zu seinem Mitgliederstamm "Leute der ersten Stunde", also seit 30 Jahren.

Jahresbeitrag wird erhoben

Die Mitglieder zahlen einen Beitrag, in der Regel 196 Euro pro Jahr, was aber je nach Situation auf 35 Euro reduziert werden kann. Behalten darf er nicht alles.
Ein Steuerberater würde - je nach Rückzahlung - im Durchschnitt aber eine Rechnung übe einige hundert Euro schreiben. Auch bei Wolf erfahren die Mitglieder wie viel Steuer sie bezahlen müssen oder erstattet bekommen.
Die Steuererklärungen, die vom Finanzamt zurückkommen, werden dann von ihm geprüft und beanstandet, wenn vom Finanzamt etwas falsch ausgestellt und ausgerechnet wurde. Selbst das kommt vor.