Einer, der im Leben steht

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Der neue Heroldsbacher Bürgermeister heißt Benedikt Graf von Bentzel. Foto: Barbara Herbst
Der neue Heroldsbacher Bürgermeister heißt Benedikt Graf von Bentzel.  Foto: Barbara Herbst

Benedikt Graf von Bentzel (CSU) übernimmt im Mai die Führung im Heroldsbacher Rathaus.

Michaela Hofmann Benedikt Graf von Bentzel: Bürgermeister mit Unternehmergeist baut auf Kommunikation. "Ich bin ein handfester Macher. Weder ein Studierter, noch ein Gelehrter. Ich bin jemand, der mitten im Leben steht," charakterisiert Benedikt Graf von Bentzel sich selbst.

Offen und redegewandt berichtet er über seine bisherigen Lebens- und Berufserfahrungen und seine Visionen als frisch gewählter Bürgermeister für die Großgemeinde. Seine Familienwurzeln in Heroldsbach reichen zurück bis ins Jahr 1735. Er wohnt auf Schloss Thurn, im einstigen Gärtnershaus.

Der heutige Erlebnispark, eine Idee seines Vaters, öffnete 1975 seine Türen. Im ehemaligen Schäferhaus befindet sich jetzt die Verwaltung. Benedikt von Bentzel zeigt auf ein Dachfenster: "Als Junge habe ich durch dieses Fenster von unten Heu heraufgegabelt." Bei der Erinnerung lachen seine Augen.

Als Kind wollte er immer Cowboy werden. "Das hier war mein Leben. Bis zu meinem zehnten Lebensjahr. Dann besuchte ich das Internat Kloster Ettal." Mit dem Bürgermeisteramt beginnt eine neue Phase in seinem Leben: Er verlegt seinen Dienstsitz vom barocken Wasserschloss ins Heroldsbacher Rathaus.

Seinen politischen Werdegang startete er 2002 mit Rückkehr in die Heimat, nachdem er einige Jahre "sein Brot in der Welt" verdient hatte. "Ich bin von Anfang an Mitglied in der CSU, wie auch mein Vater. Er war Bürgermeister von - damals noch - Thurn. Da war es ganz normal, dass ich als Bub viel mitbekommen und mitgenommen habe." Für sein jetziges Amt habe er vor allem zwei Lehren aus der väterlichen Schule gezogen: Es gebe zum einen kommunale Pflichtaufgaben, die erledigt werden müssten, wie zum Beispiel die Abfallwirtschaft. Zum anderen sei das Miteinander reden sehr wichtig.

Das Stichwort "Kommunikation" fällt sehr häufig im Gespräch mit ihm. "Meine Strategie lautet: Anliegen aufnehmen, diskutieren, prüfen, dann eine Entscheidung treffen und eine Begründung dafür liefern." Er baue dabei auf seine unternehmerische Erfahrung und wolle die Fachkompetenz der Bürger einbinden: "Was fällt mir vor meiner eigenen Haustüre auf? Welche Lösungsvorschläge gibt es? Welchen Beitrag kann ich selbst leisten? Vielleicht ist diese Herangehensweise blauäugig..., aber so vorzugehen, ist mein Anspruch," betont Graf von Bentzel.

Den Service ausbauen

Mit dem Bürgermeisterposten wird er zugleich neuer Chef der Verwaltung: "Die meisten Mitarbeiter dort sind Spezialisten, die seit vielen Jahren ihre Position innehaben. "Ich freue mich darauf, mich dort einzubringen und mit ihnen die Gemeinde zu gestalten." Stärken wolle er den Servicegedanken. Zur Verdeutlichung zieht er sein bisheriges Geschäftsumfeld heran: "Kunden des Erlebnisparks bezahlen für ihren Besuch Eintritt und erwarten deshalb zu Recht bestimmte Leistungen. Gleiches darf auch ein Bürger von seiner Gemeinde erwarten."

An Heroldsbach schätze er die dynamische Struktur der Bevölkerung, die Mischung von Alteingesessenen und Neubürgern, von Jung und Alt. Deren "Verzahnung" wolle er noch optimieren. Auch die verkehrsgünstige Lage zu den Städten Bamberg und Erlangen sei vorteilhaft. "Die Infrastruktur vor Ort ist sehr gut ausgebaut. Was jedoch fehlt, ist ein Metzger. Also falls jemand das hier lesen sollte... Metzger in Heroldsbach gesucht!" Graf von Bentzel lacht über seine eigenen Worte. Er lacht grundsätzlich häufig. Er sei zufrieden mit sich und seinem Leben. Mit fünf Millionen Euro Plus in der Kasse könne Heroldsbach sehr zufrieden sein: "Die Gemeinde verfügt über eine sehr gute Finanzausstattung." Der bisherige Gemeinderat habe Projekte beschlossen, die von diesen Mitteln finanziert werden sollen. "Allerdings bisher noch ohne Priorisierung." Diese könne man noch - "im Gespräch und gemeinsam" - vornehmen. "Vielleicht verschieben sich aber auch einstige Schwerpunkte wegen der Auswirkungen von Corona."

Graf Bentzel hegt die Hoffnung, dass sich die Corona-Krise positiv auf die Vereinslandschaft auswirkt: "Durch den Virus besinnen wir uns stärker aufs Zwischenmenschliche. Vielleicht gewinnt dadurch das Vereinswesen, das von Geselligkeit und Gemeinschaft lebt." Über 70 Gruppierungen liste das Register in Heroldsbach auf. Sie kämpfen mit den allerorts üblichen Problemen: Überalterung und wachsender Bürokratie. "Vielleicht kann die Gemeinde hier unterstützen."

Was er in Heroldsbach vermisse, sei ein Ortskern. Deshalb forciere er "das grüne Band": eine Kombination aus Begegnungsort und Spazierweg rund um die Weiherkette. "Aber zunächst muss man sehen, was finanziell und behördlich machbar ist." Im Blick hat er außerdem den Gebäudeleerstand innerhalb der Gemeinde: "Das Thema lautet "Leerstandsmanagement" und die Frage, welche Möglichkeiten hat die Gemeinde in diesem Bereich? Es gibt zum Beispiel viele Eigenheime bei uns, aber wenig Mietraum."

Von anderer Warte aus

Bei der Frage, mit wem er sich gerne einmal unterhalten möchte und warum, muss Graf von Bentzel kurz überlegen, dann antwortet er: "Mit dem Astronauten Alexander Gerst. Wegen des Gefühles der Schwerelosigkeit. Das kenne ich von unseren Fahrgeschäften." Die Welt hin und wieder von einer anderen Warte aus zu betrachten, sei oft hilfreich. "Rein- und rauszoomen. Dann relativiert sich vieles. Die Dinge mit Weitblick betrachten. Und mit Distanz. Über den Tellerrand hinausschauen. Das Zusammenspiel von Mikro- und Makrokosmos im Blick haben. Das hilft auch bei der Gemeindearbeit."