Bergarbeiter (3) Zwölf Tage wird auf dem Erlanger Berg kräftig getrunken, gegessen und gefeiert. Viel zu schnell vergisst man, dass für das Vergnügen Menschen arbeiten müssen. Unser Bergreporter arbeitete im Fundbüro mit.
von unserem Redaktionsmitglied
Michael Busch
Berg — "Wenn mich jemand sucht, ich bin im Fundbüro." Ein Kalauer, dem ich mich nicht wirklich entziehen konnte, als um Punkt 18 Uhr der Dienst im Fundbüro auf dem Erlanger Berg startete. Doch die Einrichtung der Außenstelle des Fundbüros hat einen ganz einfachen Grund: "Es macht die Abwicklung einfacher." Das erklärt mir Elke Schwab, die in dem Container sitzt, in der sie zusammen mit den Beschäftigten eines Sicherheitsunternehmens untergebracht ist.
"Wir sind zum ersten Mal hier unten", erklärt Schwab, die normalerweise im Fundbüro der Stadt in der Mozartstraße arbeitet. Zusammen mit einer weiteren Kollegin sitzt sie dann am Berg allerdings in dem Container, um die Fundsachen entgegenzunehmen oder Nachfragen nach verlorenen Gegenständen zu beantworten. "Es ist ein wenig Schade, dass wir so auf den Seitenplatz geschoben worden sind", bedauert sie den Platz zwischen Bauzaun und einem Fahrgeschäft eingeklemmt.
Handys und Schlüssel Denn bis in das vergangene Jahr war sie bei der Polizei untergebracht. "Das hat halt auch ein wenig Sicherheit gegeben." Nun sind zwar die Sicherheitsleute da, doch wenn die einen Einsatz haben, sind die weg. Dabei ist die Fundstelle ein doch oft ge- und besuchter Ort. "Alles mögliche, überwiegend sind es aber die Klassiker: Handys, Schlüssel, Papiere..."
Wenn dann die Suchenden anrufen, um herauszufinden, ob ihr verlorener Gegenstand gefunden worden ist, wird es allerdings manchmal unfreiwillig komisch. Typische Anfragen sind: "Haben Sie meinen Haustürschlüssel gefunden, der ist silbern!" oder "Ich suche so einen schwarzen elektrischen Autoschlüssel - der ist schwarz und funktioniert mit Knopfdruck." Doch Schwab bleibt am Telefon geduldig. Sie spielt locker ihre Erfahrung aus, die ich als Neuling nicht annähernd einbringen könnten. Da wird nach dem Zweitschlüssel gefragt, nach Codes, die bei den Handys im Inneren der Schale stehen. "Ja, so ein wenig Handyexpertin wird man schon. Ich bekomme annähernd jedes Gerät auf."
Haariger wird es bei dem Gespräch,wenn jemand seinen verlorenen Gegenstand im Büro abholt. Denn nach einem bestimmten Gebührensatz ist ein Geldbetrag zu entrichten - für die Bearbeitung. Nicht jeder hat Verständnis dafür, aber gezahlt wird dann doch. Man möchte seine Sache halt wieder haben.
Eine junge Frau, die zuvor angerufen hat, versucht es mit einem Trick. "Ich habe kein Geld dabei", sagt sie. Schwab weist darauf hin, dass in der Börse, die die Frau zurückbekommen hat, genug Geld für die Gebühr sei. "Wenn nicht bezahlt wird, bleibt der Gegenstand halt hier."
Der Bergreporter muss schmunzeln, als ich erfahre, dass es sogar "Stammgäste" gibt. Ob die auf ihre Sachen nicht aufpassen können, oder eine Ansprache gesucht wird, sei schwer zu beurteilen.
Großzügigkeit und Geiz Elke Schwab sagt, dass so mancher Fall sie aber berühre. Sie freut sich generell über alle Funde, die wieder ihren Besitzer erreichen. Sie freut sich aber noch mehr, wenn dann auch ohne Murren der Finderlohn bezahlt werde. "Die am wenigsten haben, geben meist mehr als den gesetzlich vorgeschriebenen Betrag." Aber manche Menschen, die oftmals viel haben, sind geizig. "Da war ein Uniprofessor, der hat bei einem großen Geldfund wirklich nur das untere Limit bezahlt", unterstreicht Schwab das Gesagte.
Alles was am Berg nicht abgeholt wird, geht in das städtische Büro. Nach sechs weiteren Monaten werden die Gegenstände verkauft oder vernichtet. Doch daran denkt Elke Schwab am Berg nicht. Der Bergreporter jedenfalls fand das Fundbüro am Berg und die Fundbürofrau echt pfundig.