Die erste Jugendpflegerin von Hallerndorf war sie schon. Jetzt ist Katharina Rebl die erste Frau in der Geschichte der Gemeinde, die ein Bürgermeisteramt anstrebt.
Ekkehard Roepert Hallerndorf — Dass sie sich eines Tages politisch engagieren würde, "das steht schon lange auf der Agenda", sagt Katharina Rebl. Dass es aber "so plötzlich" sein würde, scheint die 39-Jährige dann selbst etwas überrascht zu haben. Ihre Entscheidung, sich um das Bürgermeisteramt in Hallerndorf zu bewerben, traf sie erst vor einem halben Jahr. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als könnte es für Amtsinhaber Torsten Gunselmann im März eine Wiederwahl ohne Gegenkandidat werden. Diese Aussicht widersprach dem Demokratieverständnis von Katharina Rebl: "Wenn wir von Demokratie sprechen, brauchen wir eine Auswahl."
Mittlerweile hat es Torsten Gunselmann mit zwei Mitbewerbern zu tun. Die Wählergemeinschaft Hallerndorf schickt Gerhard Bauer als Bürgermeisterkandidaten ins Rennen. Und Katharina Rebl hat sich "mit Leuten aus der Gemeinde auf den Weg gemacht", um die Wählergruppe "Für die Gemeinde" (FDG) zu gründen.
Wie ein Flickenteppich
In den drei Worten steckt schon das Programm. "Partizipation ist mein Schwerpunkt", betont die Kandidatin, die mit ihren Eltern, ihrer Schwester und deren Familie in einem Mehrgenerationenhaus lebt. Weil Hallerndorf ein "Flickenteppich" sei; und weil sich die Politik fast nur über die Zugehörigkeit zu Ortsteilen definiere, will Katharina Rebl in der Gemeinde das "Ressort-Prinzip" einführen. "Wir sollten uns an Sachthemen orientieren statt an Ortschaften."
Außer der CSU stehen sämtliche Gruppierungen im Haller ndorfer Gemeinderat für einen Ortsteil: Da gibt es die Wählergemeinschaft Schlammersdorf und Trailsdorf, die Wählergemeinschaft Haid, die Wählergemeinschaft Schnaid-Stiebarlimbach und so weiter.
Daher sei es so wichtig, sagt Katharina Rebl, dass sich mit der FDG "eine Gruppe über die Ortschaften hinaus formiert hat". Sechs Frauen und vier Männer kämpfen um ein Mandat als Gemeinderätin. "Lauter starke Persönlichkeiten - ein Glücksfall", freut sich die Bürgermeister-Kandidatin.
Die Gruppe habe sich selbst "ein Werte-Konzept verordnet". Das wollen die FDG-Aktivisten nun in die Gemeinde hineintragen. Es geht um Nachhaltigkeit, Transparenz und Partizipation. Diese Schlagworte seien zwar in aller Munde, stellt Katharine Rebl fest - "doch gelebt werden diese Werte in der Gemeinde Hallerndorf nicht wirklich".
Das gelte für die Bildungs-, die Jugend- aber auch für die Kulturpolitik: "Viele Themen werden besprochen, aber angegangen werden sie nicht." Katharina Rebl vermisst Angebote für Jugendliche und in der Kultur. Auch die Förderung der örtlichen Künstler werde vernachlässigt. Die Kommunalwahl begreift sie als Chance, das Denken in Ortszugehörigkeiten hinter sich zu lassen.