Das Ende des Ersten Weltkrieges wurde am 11. November 1918 besiegelt. Der Grund für eine außergewöhnliche Aktion in der Region, die den Betrachter irritiert und fragend zurücklässt.
Michael Busch Es sind Schilder, die Fragezeichen zurücklassen. Schilder, die im Landkreis Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen bei insgesamt drei Ortschaften an den Zufahrten zu entdecken sind.
Auf den ersten Blick scheinen es Ortsschilder zu sein. Hannberg, Kosbach und Steudach prangen in großen Lettern auf den Schildern, die sich von den echten Ortsschildern zunächst erst einmal lediglich in der Farbe zu unterscheiden scheinen. Grün statt dem bekanntem Gelb. Und wer genauer hinschaut, sieht, dass der kleinere Schriftzug nicht die Zugehörigkeit zum Landkreis oder der Stadt kennzeichnet; dort steht der Zusatz: "Verschwundenes Dorf".
Das ist genau der Moment, wo die Fragezeichen auftauchen. Denn auf erste Sicht scheint alles an seinem Platz. Die Wehrkirche thront in Hannberg über den Häusern, das Kosbacher Stadel steht direkt hinter dem Schild, wenn man aus Richtung Herzogenaurach kommt, die Steudacher Feuerwehr ist für den Notfall weiterhin am angestammten Platz.
In Hannberg lacht der Schulbusfahrer Emil auf: "Vermutlich ist das der fränkische Hambacher Forst, hier wird Braunkohle oder so was abgebaut, deswegen muss Hannberg verschwinden." Andere tippen auf einen Fehler in den Landkarten, dass dort die Gemeinde bei einer Neuauflage nicht berücksichtigt wurde, wieder andere denken, dass es ein politisches Zeichen ist, dass diese Ortsteile in die größeren Nachbarorte "einwachsen" und dann keine eigenständigen Ortsteile und Gemeinden mehr seien.
Villages disparus
Interessante Ideen, die ein paar solcher Schilder entwickeln lassen. Doch die Wahrheit ist in diesem Falle eine mit einem sehr ernstem Hintergrund, denn es geht tatsächlich um einen schrägen Teil der deutschen Geschichte. Der Erlanger Künstler Reiner F. Schulz wollte mit dem Projekt nämlich genau das schaffen, was nun tagtäglich eintritt: irritieren und neugierig machen. Und dass der Betrachter sich Gedanken macht zu der Aussage auf den Schildern.
Denn es geht um den 1. Weltkrieg. Bei diesen drei Dörfern und zwei weiteren (Kleingründlach und Neunhof) soll an die "Villages disparus" erinnert werden - an französische Dörfer, die während des Stellungskrieges zerstört und nicht wieder aufgebaut wurden.
Zur Motivation schreibt der Künstler: "Die Völkerverständigung in Europa war in den 70 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sehr erfolgreich, insbesondere die deutsch-französische kann als vorbildlich gelten. Europa muss sich neu erfinden, um die inner- und außereuropäischen Herausforderungen bewältigen zu können."