Eine unbekannte Krankheit hat Blaumeisen befallen. Im Vorjahr raffte der Usutu-Virus unzählige Amseln dahin. Was steckt hinter der Seuche?
Auch die Tierwelt leidet unter Viren und Krankheiten, die unzählige unserer gefiederten Freunde dahinrafft. War es im Vorjahr der Usutu Virus, der zahlreichen Amseln das Leben kostete, sind nun die Blaumeisen schwer betroffen. Eine Art Corona bei Vögeln?
"Um welche Krankheit es sich handelt, weiß man noch nicht genau" erklärt Helmut Schmitt, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz im Landkreis Forchheim. Er bittet daher, auffällige Vögel zu melden. "Entscheidend ist jetzt, den Krankheitserreger schnell zu identifizieren. Daher müssen tote Tiere von Experten untersucht werden", sagt Helmut Schmitt.
Er weiß nur: "Die Krankheit ist auf jeden Fall sehr ansteckend." Aber ob es ein Virus ist, könne man heute noch nicht sagen. Schmitt berichtet: "In den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen sterben betroffene Blaumeisen auffallend schnell". In Bayern seien bislang noch keine toten Vögel mit den typischen Anzeichen gemeldet worden. "Ich selbst habe auch keine gesehen. Vielleicht bleiben wir hier in Bayern verschont", hofft Schmitt.
Dass die Krankheit etwas mit dem Corona-Virus zu tun haben könnte, glaubt er nicht. Kranke Tiere verhalten sich jedenfalls auffällig. "Sie reagieren nicht mehr auf ihre Umwelt, sitzen apathisch und aufgeplustert auf dem Boden und fliehen nicht einmal vor Menschen. Oft wirken die Vögel als hätten sie Atemprobleme. Augen, Schnabel und Teile des Federkleides sind häufig verklebt", beschreibt Schmitt die Symptome.
Die Krankheit kann neben Blaumeisen in einzelnen Fällen auch Kohlmeisen oder andere kleine Singvögel befallen, weiß Schmitt. Aufgrund der vielen Fragezeichen, die hinter der Krankheit stehen, kann nicht wirklich geholfen werden. Und doch sind es auch hier einfache Hygienemaßnahmen, um gefiederte Freunde generell vor Krankheitserregern zu schützen.
Denn auffällig ist auch bei der noch unbekannten Krankheit: "Die toten Blaumeisen sind meist in der Umgebung von Futterstellen zu finden. Deshalb gilt weiterhin äußerste Hygiene am Futterplatz. Sollten tote Vögel festgestellt werden, dann muss man die Futterstelle sofort abbauen und säubern. Schmitt fällt an dieser Stelle eine andere für Vögel tödliche Krankheit ein, die seit 2009 immer wiederkehrt: Der Erreger Trichomonas gallinae, der für das große Finkensterben 2009 verantwortlich war.
"Vor allem Grünfinken waren und sind noch immer davon betroffen", sagt der Vorstand der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz. Nach Schätzungen des Naturschutzbundes Deutschalnd (NABU) starben etwa 70 000 bis 80 000 Grünfinken an der für diese Art tödlichen Krankheit. Infizieren können sich die Vögel durch direkten Kontakt, aber auch durch das Trinkwasser an Futterstellen, in dem der Erreger bei sommerlich warmen Temperaturen bis zu 24 Stunden überleben kann. "Für Finken besteht eine extreme Ansteckungsgefahr. Ein einziger kranker Vogel kann hier schnell viele andere Vögel infizieren", erklärt Schmitt. Die Erreger könnten sich dort am besten verbreiten, wo die Vögel selbst das Futter verschmutzten. Mit dem Trichomonaden-Erreger infizierte Tiere haben schaumigen Speichel, der die Nahrungsaufnahme hemmt und großen Durst bereitet. map