Auch Häftlinge verdienen Zuwendung und ein offenes Herz. Daran erinnert der Gefängnisseelsorger der Justizvollzugsanstalt Ebrach, Hans Lyer, bei einem Gottesdienst in Ebermannstadt.
"Geschlossene Gesellschaft" - so lautete das Thema beim Sonntagsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Ebermannstadt. Dazu konnte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Erwin Horn den Gefängnisseelsorger der Justizvollzugsanstalt Ebrach, Pfarrer Hans Lyer, mit sechs Gefangenen aus der Haftanstalt willkommen heißen.
Lyer war acht Jahre im Jugendhaus Burg Feuerstein tätig und hat bis heute die Verbindung nach Ebermannstadt und Umgebung nicht abreißen lassen. Darum stellte er auch zu Beginn der Eucharistiefeier erfreut fest, dass ihm im gut besuchten Gotteshaus viele Gesichter bekannt vorkämen.
Auf acht Quadratmetern
Sicher war es etwas ungewohnt, solche Zellentüren in einer Kirche zu sehen. In dem Projekt "Knast und Kunst" wurden die Türen bemalt und beschrieben.
Was geht einem so durch den Kopf, wenn man für Monate oder gar Jahre auf acht Quadratmetern hinter einer Gefängnistür lebt.
Und so sang die Gemeinde als Eingangslied das Adventslied "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit". In Ebrach sind es 300 junge Männer, die hinter solchen Türen eingesperrt sind, so der Gefängnispfarrer, und - ja, sie sind Täter. Menschen, die in der Regel zu Recht schuldig gesprochen wurden - im Namen des Volkes. Aber selbst Mörder, Totschläger, Drogendealer oder Diebe sind Menschen.
Im Matthäus-Evangelium kann man dazu Sätze lesen wie: "Ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht, ich war krank und ihr habt mir geholfen, was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan." Und so ist Seelsorge im Jugendknast zuerst immer auch Zuhören. "Die eigentliche Krise der Seelsorge ist, dass wir nicht mehr bei den Menschen, bei den Geringsten sind. Dabei gäbe es immer schon Frauen und Männer mit einer priesterlichen Berufung, die einer Kirche ein Gesicht geben könnten", sagte Lyer.
Das Kreuz als Symbol
Mit diesen Worten und Aussagen zog der Pfarrer und Seelsorger für junge Straftäter, Hans Lyer, seine Zuhörer in Ebermannstadt erkennbar in seinen Bann. Man spürte, hier steht einer, der hinter seiner Berufung mit Herzblut steht und der gewohnt ist, dass er mit den ihm anvertrauten Menschen klar, offen und deutlich sprechen muss, um bei ihnen anzukommen.
Er verwies noch darauf, dass in der Vollzugsanstalt Ebrach für die Gefangenen die Möglichkeit besteht, Berufe wie Bäcker und Schreiner und noch weitere zu erlernen. Und aus der Gefängnisbäckerei brachte er Fladenbrote mit einem Kreuz als Verzierung mit, das er mit dem Wein als Opfergaben am Altar segnete und als gebrochenes Brot zur Kommunion reichte.
Auch empfahl er einen jungen Schreiner, der kurz vor seiner Entlassung steht. Ihm soll die Chance auf eine Arbeitsstelle gegeben werden.