Marco Schneider hat Theaterwissenschaften studiert, aber auch Koch gelernt. Für ein Restaurant hat er ein Stück geschrieben, das am 9. und 10. März aufgeführt wird.
Bamberg — "Ich habe schon unheimlich viele Leute umgebracht. Hauptsächlich diejenigen, die es nicht verdient haben", gesteht Marco Schneider, sogenannter Postenchef des Restaurants "Kleehof" im Bamberger Hotel Europa. Gott sei Dank sind es nur Filmleichen: "In meinen Kurzfilmen häufen sich die Tode."
Ein Koch, der Kurzfilme dreht? Eher ungewöhnlich. "Ich bekomme immer die gleiche Frage: Wie kommt man von der Schauspielerei in die Küche?", lacht der heute 29-jährige Koch, der aus Rothenburg ob der Tauber stammt. Hier die Antwort: Marco studierte nach seinem Abitur Theatermedien und Theaterwissenschaften sowie Musikwissenschaften. Sein Wunsch war es, in möglichst allen Sparten - also als Schauspieler, Filmmusikproduzent und Regisseur - aktiv zu sein. Da war er gerade 20 Jahre alt.
"Im Studium wurden aber leider entgegen diversen Versprechungen nur Grundkenntnisse vermittelt.
Trotzdem bestand für mich weiterhin der Wunsch, Filmregisseur zu werden." Drei Jahre später schloss er das Studium erfolgreich ab, machte seinen Bachelor of Arts. Danach war er als Schauspieler tätig und produzierte 25 Kurzfilme, den letzten vor drei Jahren.
Kochbegeisterung in der Familie
Als sich für ihn nach dem Studium kein interessantes Angebot ergab, sattelte er um, besann sich auf die Familientradition, das Kochen. Der Großvater hatte eine eigene Wirtschaft, der Vater ist Konditormeister. Schon neben dem Studium arbeitete er in der Küche mit, was ihn letztendlich zu der Entscheidung brachte, eine Ausbildung zum Koch zu machen.
Am Anfang gab es viele Vorbehalte, bis am Ende auch der eher skeptische Küchenchef einsah, dass Marco in diesem Beruf richtig ist.
Vielleicht liegt es daran, dass er zwischen den Abläufen in der Küche und auf der Theaterbühne viele Parallelen sieht. Ein guter Küchenchef ähnele einem guten Regisseur: "Beide haben den Überblick über ihr Reich, geben ihren Mitarbeitern eine Linie vor, lassen aber Platz für individuelle Interpretation."
Nach seiner Ausbildung war er ein Jahr lang in Baden-Baden, danach ein Vierteljahr in Cambridge als Koch tätig, bevor er wieder nach Deutschland kam. Die Wahl fiel auf den Kleehof in Bamberg, weil ihm das Motto, heimische Gemüse, Früchte und Kräuter schmackhaft in Szene zu setzen, zusagte.
Die Arbeit als Koch hinderte ihn im vergangenen Jahr aber nicht daran, sein erstes Theaterstück zu schreiben. Dieses wird allerdings nicht auf einer Bühne aufgeführt werden, sondern ist für besondere Dinner-Veranstaltungen gedacht. So wird am Mittwoch und Donnerstag, 9. und 10.
März, im Kleehof sein Stück "Der Schweinskopf" gezeigt werden, an dem die letzten vier Monate intensiv gearbeitet wurde.
Zuschauer mischen mit
In dem Stück geht es um eine Hotelanlage, die einen neuen, aus Norddeutschland stammenden Direktor bekommt. Dieser will das Hotel auf seine Art auf Vordermann bringen und sieht in einer großen, fränkischen Geburtstagsfeier eine Chance, sich zu beweisen. Natürlich stößt er auf das Unverständnis der fränkischen Mitarbeiter, die das norddeutsche Weltbild ihres Chefs rein gar nicht verstehen (wollen). Außerdem droht seine geheime Affäre, die Hotelrezeptionistin, ihr Verhältnis mit dem verheirateten Vater auffliegen zu lassen ...
Die Besonderheit: Fast alle Mitwirkenden sind Angestellte des Hotels Europa und des Restaurants. "Der Zuschauer wird miteinbezogen.
Außerdem möchte ich hier eine Grenze verschwimmen lassen: Der Besucher soll sich nicht sicher sein, wer an diesem Abend Personal und wer Schauspieler ist."
Unter den Kollegen ist das Projekt auf Begeisterung gestoßen. "Es ist eine spannende Idee, ich wollte es sofort unterstützen. Es ist einfach etwas anderes als die typischen Krimi-Dinner", sagt Kristina Franzke, die Küchenchefin des Kleehofs. "Besonders witzig ist es, wenn hin und wieder Mitarbeiter in der Küche anfangen, Szenen zu üben."