Erzbischof Ludwig Schick kommt am 29. November zu einem besonderen Gottesdienst nach Kronach. Das Erzbistum gedenkt des vor 75 Jahren von den Nazis hingerichteten Matthias Kaiser.
Kronach — Matthias Kaiser, (nur) eine kleine Straße erinnert in seiner Heimatstadt Kronach an ihn. Er starb jung, als 23-Jähriger. Hingerichtet am 29. November 1944 in Anklam. Angeblich wegen "Feigheit vor dem Feind", aber gerade weil er im Naziregime nicht feige war. Er wollte Priester werden und machte aus seinen Ansichten auch gegenüber dem Naziregime keinen Hehl.
Geboren wurde er in Kronach als Sohn von Lothar und Katharina Kaiser, hatte die Geschwister Lisbeth, Lore und Lothar. Am 29. Juli 1921 wurde er in der Kronacher Stadtpfarrkirche getauft. Von 1932 bis 1938 war er Schüler am Gymnasium der Benediktiner im Kloster Metten. 1939/40 beendete er das Gymnasium in Bamberg mit dem Notabitur. Seit 1941 kämpfte Matthias Kaiser an der Ostfront und wurde bis zum Leutnant befördert.
Was führte nun dazu, dass ein nicht zuletzt wegen seiner Tapferkeit zum Offizier beförderter Soldat, der an der Ostfront dreimal verwundet wurde, so schwer verurteilt wurde? Als überzeugter Christ ist er manchen Vorgesetzten ein Dorn im Auge. Das ist wohl der Hintergrund, warum er im September 1944 in einem ungerechten Feldgerichtsverfahren zum Tod verurteilt wird. Ihm wird Feigheit vor dem Feind vorgeworfen. Die Tatsachen aber sprechen für ihn und sein Verantwortungsgespür.
Am 19. Juli 1944 musste Matthias Kaiser nach seiner Rückkehr aus dem Lazarett nach einem Unterkiefersteckschuss eine ihm fremde Kompanie des Jägerregiments 42 übernehmen. Seine Einheit erlitt bei den Rückzugsgefechten im Raum Ostrow schwere Verluste. Als die Russen bei hereinbrechender Dunkelheit mit überlegenen Kräften angriffen, konnte Kaisers Kompanie den Angriff nicht abwehren und ging 2000 Meter zurück, wo der Feind zum Stehen gebracht wurde. Zwei Tage später musste sich die Einheit weiter zurückziehen.
In dem Durcheinander verlor Matthias Kaiser den Anschluss an seine Einheit und meldete sich kurz darauf als versprengter deutscher Offizier in Riga und fuhr am Tag darauf zu seinem Regiment zurück.
Überraschendes Urteil
Überraschend wurde dem jungen Offizier, der seine Tapferkeit oft genug unter Beweis gestellt hatte, nun Feigheit vor dem Feind vorgeworfen. Die Anklage beantragte fünf Jahre Zuchthaus. Am 21. September 1944 verurteilte ihn ein Feldgericht nach zehnminütiger Beratung völlig überraschend zum Tode.
Es war die Zeit nach dem 20. Juli, dem Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler. Seine am 4. Dezember 2014 verstorbene Schwester Lore erinnerte sich, dass ihr Bruder Matthias nicht viel für das Naziregime übrig hatte. Seiner Einberufung sei er wohl aus Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein gefolgt. Damals wünschte er sich ein Kreuz, das mit den griechischen Buchstaben "Phos" und "Zoe" beschriftet war: "Licht" und "Leben". Matthias Kaiser trug das Kreuz bis zu seinem Tod.