Ein guter Weg zu guten Bieren

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Franz Böhmer mit drei Bierkrügen, die heimatliche Motive aus Bad Staffelstein und seinem Heimatdorf Wiesen zeigen. Foto: Matthias Einwag
Franz Böhmer mit drei Bierkrügen, die heimatliche Motive aus Bad Staffelstein und seinem Heimatdorf Wiesen zeigen. Foto: Matthias Einwag
 

Freizeit  In Bad Staffelstein gibt es seit 2014 ein kleines Netz von Brauerei-Wanderwegen. Zum Stärk'-Antrinken am heutigen Dreikönigstag ist die Route von Bad Staffelstein über Nedensdorf und Wiesen ideal. Auf der Strecke liegen drei Brauereien.

von unserem Redaktionsmitglied 
Matthias Einwag

Bad Staffelstein/Wiesen — In Franken ist es Brauch, am Dreikönigstag eine Wanderung zu machen und sich Stärk' anzutrinken. Warum nicht beides miteinander verbinden? Einer der Staffelsteiner Brauerei-Wanderwege bietet sich dafür an. Wir schlagen vor, die Route von Bad Staffelstein nach Nedensdorf und Wiesen zu nehmen, denn die lässt sich leicht modifizieren - witterungsbedingt und tageszeitabhängig sind Abkürzungen leicht möglich.
Einer der Betreuer der "Route 1" des Brauerei-Wanderwegs ist Franz Böhmer aus Wiesen. Er hat die Trasse mit ausgeschildert und er führt - nach Anmeldung über den Staffelsteiner Kur- und Tourismus-Service - die Wanderer. "Ich bin in einem Bierdorf aufgewachsen", sagt der 58-jährige Wiesener. Schon als Kind habe er erlebt, wie seine Eltern ihr Bier brauen und aufs Fass ziehen ließen, um es dann im eigenen Keller einzulagern.

Am Abfülltag gab's Wienerla

"Ich bin neben der Brauerei Hellmuth groß geworden", verrät Franz Böhmer, "der Bierkeller lag gleich neben meinem Kinderzimmer". Gut erinnert er sich an das Bild, das sich ihm häufig bot, wenn er aus dem Fenster blickte: "Die Männer aus dem Dorf trugen das Bier in hölzernen Butten heim, mit der typischen Haltung der Schwerbeladenen, die ihre Arme auf der Brust verschränkten." Und an noch etwas aus seiner Kindheit erinnert er sich: "Wenn beim Thomann das Bier gefasst wurde, war's für uns Kinder immer ein Festtag, denn dann gab's Wienerla."

Wissenswertes übers Brauen

Für die von ihm geführten Brauereiwanderungen hat sich Franz Böhmer ein eigenes Bierlexikon zusammengestellt: Fakten und Zitate kopierte er aus dem Internet oder schrieb sie aus Büchern zusammen. Somit kann er den Teilnehmern nicht nur Wissenswertes über Land und Leute näherbringen, sondern auch die eine oder andere Anekdote aus dem Brauwesen erzählen.
Der Humor zählt zur Stammwürze der Brauereiwanderungen, schließlich möchten die Wanderer etwas erleben, die Natur genießen, sich unterhalten. Die Geselligkeit gehört ebenfalls dazu. Wenn eingekehrt wird - gerade am heutigen Dreikönigstag dürfte es nachmittags und abends in manchem Gasthaus eng werden - , kommt man mit anderen ins Gespräch. Gastwirtschaften sind immer noch Orte der Kommunikation, man denke nur an die Stammtische, die es in vielen Dörfern noch gibt. Zwar erzählt man sich über die Franken, dass sie wortkarge Eigenbrötler seien, die den Kontakt zu anderen Menschen scheuen, aber vielleicht brauchen sie nur ein wenig länger, um aufzutauen.
"Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das trinken kann ohne Durst zu haben", zitiert Franz Böhmer einen Philosophen. An dieser Weisheit sei etwas dran. Zwar komme es nicht darauf an, sich beim Wandern einen Rausch anzutrinken, doch sei das gesellige, humorvolle Zusammensein mit anderen durchaus ein Kulturgut, das es zu bewahren lohne. Die Gastwirte, sagt Franz Böhmer, seien sich dessen bewusst. Sie steuerten gute Speisen und eine Vielfalt an Biersorten bei.

Anmerkungen zur Route

Wer am heutigen Dreikönigstag von Bad Staffelstein aus den Bierwanderweg auf eigene Faust erkunden möchte, startet am Marktplatz und geht über die Bahnhofstraße Richtung Unnersdorf. Der Weg ist ausgeschildert mit Symbolen, die einen Bierkrug mit der Ziffer 1 zeigen. In Unnersdorf verläuft die Route auf der schmalen Straße am Main entlang nach Nedensdorf. Dort besteht die Möglichkeit, in der Brauerei Reblitz einzukehren.
Anschließend führt die Strecke über den Trimäusel-Fels und am roten ICE-Info-Container der Deutschen Bahn vorbei nach Wiesen. Unterwegs können die Wanderer jedoch wählen, ob sie der ausgeschilderten Route über die Eierberge folgen wollen, die landschaftlich sehr reizvoll ist, oder ob sie die Abkürzung nehmen und direkt an der Straße entlang nach Wiesen gehen. Eine Variante wäre, jenem etwas längeren Weg zu folgen, der die ICE-Trasse flankiert. In Wiesen ist Gelegenheit, in den Brauereien Thomann und Hellmuth einzukehren. Beim Rückweg nach Bad Staffelstein kann ebenfalls variiert werden: Entweder man folgt dem ausgeschilderten Weg über Unterzettlitz oder man kürzt über die Auwaldsiedlung ab.
Der Nedensdorfer Braumeister Reinhold Reblitz rät allerdings für den heutigen Dreikönigstag: "Abends, ab 17 Uhr, ist eine Reservierung zu empfehlen." Während des Jahres könnten jedoch für Gruppen ab 20 Personen gern Sonderregelungen getroffen werden, die über die normalen Öffnungszeiten seines Brauereigasthofs hinausgehen. Gruppen ab zehn Personen möchten sich bitte anmelden. Generell sei es sinnvoll, sich vor einer Wanderung telefonisch nach eventuellen Urlaubspausen der Gastwirte zu erkundigen, damit kein Unmut bei geschlossener Wirtshaustür aufkommt.