Jubeltag  Heinz und Ingetraut Pohle lernten sich 1953 in einem Zug kennen. Jetzt feierten sie diamantene Hochzeit.
                           
          
           
   
          von unserem Mitarbeiter Martin Koch 
    Coburg —   In einem Vorortzug aus dem Brandenburgischen nach Berlin begann 1953 die Liebesgeschichte von Heinz und Ingetraut Pohle. Am Donnerstag feierten die beiden im Coburger Stadtteil Seidmannsdorf ihre diamantene Hochzeit. 
Wer ist eigentlich zuerst auf die Idee gekommen, den künftigen Partner zuerst anzusprechen? Diese neugierige Frage konnten weder Jubelbraut noch Jubelbräutigam beantworten. Man habe sich halt fast jeden Tag im Zug gesehen und sei so aufeinander neugierig geworden.
 Bei den regelmäßigen Tanzvergnügen in Fernneuendorf am Rande von Berlin sei man sich dann nähergekommen. "Da seid ihr immer den jungen Mädchen nachgefahren", wirft Ingetraut, geborene Schöpe, ihrem Angetrauten lachend vor. Ein Widerspruch von männlicher Seite kommt Heinz nur zögernd über die Lippen.
  
  Mit Schwester auf der Flucht
 
Die ersten Lebensjahre waren für das Jubelpaar nicht leicht. "Verlorene Kindheit" lautet darum auch der Arbeitstitel eines Buches, in dem Ingetraut Pohle ihre Erinnerungen verarbeitet. Geboren im August 1934 im schlesischen Gimmel (heute in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien), war sie gerade neun Jahre alt, als die Mutter verstarb. Zusammen mit ihrer sechs Jahre jüngeren Schwester musste sie sich nach Kriegsende auf den Weg westwärts machen.
 Die beiden Kinder waren also als unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in einer Gruppe mit anderen Flüchtlingen aus Schlesien unterwegs. Ihr Vater war zu diesem Zeitpunkt noch in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Im zerstörten Berlin musste die junge Ingetraut dann tüchtig ran. Sie gehörte dort zu den berühmten Trümmerfrauen: "Ich musste viele Steine klopfen!"
 Heinz Pohle kam im August 1933 in Zwippendorf an der heutigen deutsch-polnischen Grenze auf die Welt. Das gehöre historisch zu Brandenburg und sei eben nicht schlesisch, betont er. Heute gehört Zwippendorf zur Stadt Gassen in der polnischen Woiwodschaft Lebus. 
Wie seine spätere Ehefrau kam Heinz auf dem Weg in den Westen bei Verwandten bei Berlin unter. Er hatte auch Verwandte im Coburger Land, so führte ihn der Weg 1953 weiter nach Oberfranken, Ingetraut folgte ihm ein Jahr später nach. Beide kamen in Seidmannsdorf unter. Sie feierten Hochzeit am 10. September 1955. Die Trauung nahm der damalige Bürgermeister Max Christ vor. Der war auch sonst für das junge Paar von großer Bedeutung. Max Christ war Wohnungsvermieter, Posthalter, Lebensmittel- und Kohlenhändler in Personalunion. Den kirchlichen Segen bekam das junge Paar in der Liebfrauenkirche im neuen Heimatort Seidmannsdorf vom damaligen Ortspfarrer Ludwig Kelber.
  
  Zwei Kinder
 
Und dann wuchs die Familie: 1955 kam Tochter Marina auf die Welt, 1958 folgte Sohn Peter. Ehemann Heinz war als Maler bei den Werkstätten Ress und Schelhammer beschäftigt. Ehefrau Ingetraut arbeitete beim Feinkost- und Lebensmittelhandel Alberti und später im heutigen Klinikum. Zum Ehejubiläum gratulieren auch die beiden Enkel Mark und Max.
Ehemann Heinz ist vor einiger Zeit erblindet. Um so mehr freut sich die Diamantbraut über die Unterstützung von den Nachbarn und Freunden aus Seidmannsdorf und den tatkräftigen Beistand von Sohn Peter und Schwiegertochter Karin. 
Und das freundliche Ehepaar lässt sich auch im Alter nicht unterkriegen. Ehefrau Ingetraut hält sich vor allem mit Gartenarbeit fit. Außerdem schwingt sie sich fast täglich auf ihr Fahrrad und dreht ihre Runden.