von unserem Mitarbeiter Reinhard Löwisch
Egloffstein — Hans Eberlein ist ein kluger und gewissenhafter Mann, der es in seinem Leben zu etwas Anständigem gebracht hat. Einmal im Jahr umgibt ihn eine tiefe Melancholie. Immer dann, wenn er an früher denkt und wie sein Leben als Flüchtling angefangen hat. 70 Jahre ist das nun her. Mit 25 anderen ehemaligen Flüchtlingen hat er sich jetzt an einem Gedenkstein eingefunden. Gemeinsam schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit.
Eberlein war 13 Jahre jung, als es am 9. Februar 1945 hieß: "In zwei Stunden müsst ihr euren Hof und eure Heimat verlassen." Russische Panzer waren im Anmarsch auf Groß-Gollnisch in Niederschlesien, das heute zu Polen gehört. Insgesamt rund 130 Personen machten sich zur Mittagszeit in Pferdefuhrwerken auf einen beschwerlichen und 500 Kilometer langen Marsch.
Über Meissen, Chemnitz, Plauen und Hof kamen sie nach Bayern, über Kulmbach, Hollfeld Ebermannstadt nach Egloffstein.
Eberlein zog es mit seiner Familie noch einige Kilometer weiter nach Affalterthal, wo er auch seine Jugend verbrachte. Unterwegs, es war kalter Winter, sind kleine Kinder erfroren, erinnert sich Eberlein, und ständig hörte man Bomben fallen und explodieren.
Und dabei hatten sie noch Glück. Weil sie Dresden wegen der großen Flüchtlingstrecks dort großräumig umfuhren, konnten sie dem großen Luftangriff ausweichen, der die Stadt vollständig zerstörte. Der Treck führte weiter bis nach Egloffstein. Hier, so vermerkte Eberlein in seinem Tagebuch , "kamen alle Fuhrwerke in Egloffstein unter. Lediglich mit seiner zehnköpfigen Familie fuhr Eberlein weiter bis nach Affalterthal, wo sie fürs Erste im Gasthaus ein Zimmer bekamen.
Schnell fanden sie Arbeit und Freunde im Dorf.
Und als es daran ging, das eigene Haus zu bauen, gaben die Affalterthaler ein, zwei Bäume dazu, damit er damit den Dachstuhl zimmern konnte. Von den 130 Personen,. die vor 70 Jahren aufbrachen, waren 25 zu dem Gedenkstein gekommen, der 2007 neben dem Kinderspielplatz aufgestellt worden war.
Bedeutung der Menschlichkeit
Pfarrerin Carina Knoke sah in dem Gedenkstein ein Symbol auch für die heutige Zeit, in der wieder viele Menschen auf der Flucht sind und ihre Heimat verloren haben. "Der Stein erinnert auch daran, wie unsagbar wichtig Menschlichkeit ist", sagte Knoke. Bürgermeister Stefan Förtsch (CSU) freut sich über die gelungene Integration der schlesischen Flüchtlinge in Egloffstein: "Ohne euch wäre Egloffstein nicht das, was es heute ist."
Die Feierlichkeiten umrahmten die Egloffsteiner Burgspatzen mit einigen Liedern. Auch Altbürgermeister Christian Meier sprach Worte des Danks.