Digitalfunk lässt auf sich warten

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Kleiner und leistungsstärker sind die neuen Funkgeräte (links, rechts ein altes Modell) Foto: dpa
Kleiner und leistungsstärker sind die neuen Funkgeräte (links, rechts ein altes Modell) Foto: dpa

Kommunikation  Moderne Technik bietet Einsatzkräften bessere Möglichkeiten. Doch Retter in Oberfranken funken weiter analog. Führungskräfte der 125 Feuerwehren im Kreis Forchheim werden derzeit trainiert. Bis zum Testbetrieb dauert es noch.

von unserem Redaktionsmitglied 
Peter Groscurth

Forchheim — Flickerlteppich Franken: Wie steht es um die Opfer von Unfällen, wenn die Retter eintreffen und sich über Funk absprechen müssen? Hintergrund: Während in Mittelfranken etwa die moderne Technik mit Digitalfunk schon Einzug hält, müssen sich Polizei und Feuerwehren in Oberfranken noch wie früher analog verständigen.
In den vergangenen Jahren wurden in ganz Mittelfranken 90 Basisstationen für den Digitalfunk errichtet, die bereits eifrig genutzt werden. Davon sind Polizei und Rettungsdienste in Oberfranken weit entfernt. Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken: "Unsere 2200 Beamten starten Mitte kommenden Jahres mit dem Testbetrieb. Derzeit werden aber schon Fahrzeuge umgebaut und das Netz ist wohl auch schon für den Betrieb bereit."
Bei den Rettungsdiensten sollen Ende 2014 erste Fahrzeuge modernisiert sein, damit dort schon trainiert werden kann. Damit aber Einsätze reibungslos ablaufen, funken Retter in Grenzregionen zwischen Ober- und Mittelfranken weiter analog, damit keine Menschenleben gefährdet werden.

In der Feuerwehrschule

Forchheims Kreisbrandrat Reinhardt Polster sagt über die Umstellung: "Derzeit werden Führungskräfte der 125 Feuerwehren in unserem Landkreis an der Feuerwehrschule in Würzburg trainiert. Danach schulen sie wiederum die Retter vor Ort."
Über den Bezirk können dazu auch digitale Handgeräte ausgeliehen werden. Polster lobt diese Praxis: "Damit bekommen unsere Feuerwehrleute ein Gefühl für die Technik und hören etwa die Sprachqualität, die sich schon von den früheren Geräten unterscheidet."
Die kleinen, digitalen Handfunker klingen metallisch, blenden aber störende Nebengeräusche aus. Auf die Kommunen kommt allerdings ein nicht unwesentlicher Kostenfaktor zu. Vor allem die Umrüstung der rund 800 Feuerwehrfahrzeuge im Landkreis Forchheim kostest viel Geld und wird vom Staat nicht gefördert - ganz im Gegensatz zur Anschaffung der neuen Geräte. Hier gibt es nämlich Zuschüsse.

Positive Erfahrungen

Aber wie schlägt sich die neue Technik im Alltagsbetrieb? Seit Beginn des Jahres funkt die mittelfränkische Polizei digital - der Probebetrieb ist abgeschlossen. Pressesprecher Ralph Koch vom Polizeipräsidium in Nürnberg berichtet: "Unsere Erfahrungen bislang verliefen durchweg positiv." Allerdings seien die meisten Fahrzeuge und Streifen auch noch mit analogen Funkgeräten ausgerüstet. Grund: Noch immer sind viele Feuerwehren nicht umgerüstet und bei gemeinsamen Einsätzen würde daher in alter Art und Weise gefunkt.
Jens Hammerl, Kreisbrandmeister in Erlangen-Höchstadt, erklärt: "Unsere bisherigen Erfahrungen sind sehr gut, auch wenn unsere Feuerwehren bei kritischen Einsätzen, bei denen es um Menschenleben geht, noch auf den analogen Funk setzen."
Bei der Feuerwehr in Höchstadt läuft die Umstellung derzeit auch auf vollen Touren. Kommandant Wolfgang Glotz: "Wir haben nun digitale Handgeräte bei den Einsätzen dabei und halten über sie auch Kontakt." Doch auch die Höchstädter Wehr braucht noch die analogen Geräte - die integrierte Einsatzzentrale in Nürnberg funke noch auf traditionelle Art und Weise.
Doch warum ist der Digitalfunk besser? Ein Sprecher vom Bayerischen Innenministerium erklärt gegenüber unserer Zeitung: "Nun sind sogenannte Gruppen-Rufe sowie Direct-Calls möglich. Und in einem Netzmodus sind Einsatzzentralen jederzeit erreichbar." Bislang brauchte man für derartige Funktionen zwei analoge Geräte.
Zudem sei jedes kleine Handgerät mit einer GPS-Ortung versehen. Ministeriumssprecher Ruhland: "So kann die Leitstelle jederzeit feststellen, wo sich der Polizist oder der Rettungshelfer befindet." Weiterer Vorteil: Das Hightech-Funknetz ist weitaus leistungsfähiger und vor allem abhörsicher. Die Handhabung der neuen Funkgeräte sei dabei nicht komplizierter, lediglich die Technik funktioniere ein wenig anders, ergänzt der Ministeriumssprecher.
Es kann aber auch vorkommen, dass der Digitalfunk nicht funktioniert. So etwa im Raum um Weingartsgreuth (Kreis Erlangen-Höchstadt). Hier klagen Feuerwehrleute, dass es früher schon Funklöcher gegeben habe und auch heute sei das im digitalen Netz der Fall. Was vor allem daran liegt, dass auf der oberfränkischen Seite noch Basisstationen fehlen. Zudem beklagen einige Feuerwehrler die komplexen Einstellungen bei den einzelnen Gruppenrufen (entsprechen den früheren Funkkanälen).

Bis 2020 kann es dauern

Es ist also noch einiges an Arbeit zu bewältigen, bis wirklich alle kleineren Probleme der neuen Funktechnik behoben sind. Bis 2020 oder 2021 soll es übrigens noch dauern, bis komplett digital kommuniziert wird. Der Forchheimer Kreisbrandrat Reinhardt Polster wird dann nicht mehr im Amt sein: "Leider läuft im Mai 2015 meine Dienstzeit ab."